Militärverbindungsmission -MVM -

#1 von Chris , 01.03.2016 21:03

Allerorts wo NVA stationiert war begegneten uns Verbotsschilder mit der Aussage " Weiterfahrt und Betreten durch MVM verboten".
Dazu waren dann auch oft militärisch anmutende Westautos zu sehen, die eine Nationalflagge und eine Nummer trugen.
Dem Zivilisten interessierte eine solche Begegnung in der Regel nicht weiter. Den NVA-Offizieren und DDR-Sicherheitsorganen um so mehr. Ein Spiel wie Katz und Maus.

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RE: Militärverbindungsmission -MVM -

#2 von Küchenbulle , 01.03.2016 21:13

Der User Fliegerrevue bezieht sich oft und gern auf die Militärverbindungsmissionen der Westalliierten.
Deutschland 1945. Um auf kurzem Wege miteinander kommunizieren zu können, richteten die Alliierten Großbritannien, USA, Frankreich mit der Sowjetunion in der jeweils anderen Besatzungs­zone gegenseitige Militärverbindungsmissionen (MVM) ein. Die vier Militär­einheiten hießen BRIXMIS, USMLM, MMFL und SOXMIS.
Mit dem Kalten Krieg avancierten die anfänglich harmlosen Kontrollfahrten der vier Militär­missionen in beiden Teilen Deutschlands zu gezielten Spionage­einsätzen. Die Angehörigen der Militär­verbindungsmissionen verfügten über einen quasi diplomatischen Status und ihre Fahrzeuge waren mit auffälligen gelben Nummernschildern mit der jeweiligen Landesflagge gekennzeichnet. Die Auflösung der gegenseitigen Militär­missionen erfolgte erst 1990 mit der Wiedervereinigung Deutschlands.
Daher konnten auch DDR-Angehörige gegen die MVM nicht ausrichten. Nur den russischen Streitkräften war ein direkter Einsatz und eine Kontrolle der westlichen MVM erlaubt.

Wer mehr dazu erfahren will:
Hier eine Links:

1. Britische MVM
BRIXMIS Association (ehem. Britische Militärmission)

http://www.brixmis.co.uk

2. US-MVM
USMLM Association (ehem. Amerikanische Militärmission)

http://www.usmlm.org

3. Franz. MVM
MMFL Veteranen (ehem. Französische Militärmission)

http://www.mmflpotsdam.free.fr

die russiche MVM (SOXMIS) machte Euch bei NVA ja weniger Sorgen.

Wer es nicht so hat mit Internet. Kann auch eine Ausstellung besuchen:
Cold War Museum e.V.

http://www.coldwar.org/BerlinChapter/index.asp

Im Juli 2011 eröffnete das Cold War Museum im Bunker von Kunersdorf die Ausstellung "Militärverbindungsmissionen in der DDR".
Der Bunker Kunersdorf liegt in der Nähe von Wriezen, ca. 60km nordöstlich von Berlin.

Für den deutschsprachigen User gibt es auch ein Buch dazu:
http://www.auf-spionage-tour.de/mvm_buch.htm

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RE: Militärverbindungsmission -MVM -

#3 von Lolek , 01.03.2016 21:15

Zumeist hatte er "nur" auf die Amerikanische Militärmission fixiert , das hat damit zu tun das derer zahlreiche Jahresbericht verfügbar sind online. Dort finden sich auch sehr aufschlussreiche Fotos, auch wenn die Qualität zu wünschen übrig lässt.
Qualitätiv bessere Fotos von der Französischen Militärmission gibt es auszugsweise und in besserer Auflösung bei http://www.16va.be

Das verlinkte Buch ist übrigens wirklich Klasse!

Und wer mal in Berlin sein sollte dem kann man nur zu einem Abstecher in die Clay-Allee raten.

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RE: Militärverbindungsmission -MVM -

#4 von Timo , 01.03.2016 21:22

Immer noch gehört es zum Leitbild eines jeden guten Sozialisten, derartige Orte politischer Westkampagnen nicht zu besuchen.
Dort wird zwar ein Alliierten-Museum betitelt- ist dann doch aber mehr ein West-Alliierten-Museum.
Ein ungezwungener Mensch wie fliegerevue ohne tiefere Bindung zur DDR wird sich so etwas eher antun- dort zu schauen.
Für Personen mit tieferer DDR-Bindung, wie halt die ältere Generation 50+ ehemaliger NVA Angehöriger, muß sich das nicht auch noch antun.

Ich wollte daher nur aufzeigen das nicht nur ein schmaler Geldbeutel dem Hinfahren entgegen stehen könnte, sondern auch die innere Einstellung.

Daher gut gemeint der Besuchstipp und sicher auch passend im MVM-Thema.

 
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RE: Militärverbindungsmission -MVM -

#5 von Omar , 01.03.2016 21:23

Mal zurück zur MVM.
Jedes Jahr pünktlich am 23.12. kam ein Fahrzeug (ich meine es waren Engländer) vor
das Tor der RFB 4 (Heinersdorf). Sie verweilten wenige Minuten, machten kehrt und
kamen im darauf folgendem Jahr wieder.
Der Sinn dieses handelns hat sich mir bis heute verschlossen.

 
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RE: Militärverbindungsmission -MVM -

#6 von Nordstern , 01.03.2016 21:26

Es gibt eine Broschüre „Lizensierte Spionage“ von Söhnke Streckel zum Thema MVM. Wir hatten dies bei uns (auch) einmal thematisiert. Diese gibt es mittlerweile als PDF-Dateien kostenneutral zum Download »

http://www.sachsen-anhalt.de/index.php?id=18270 #62

Zitat
Eine umfangreiche, reich bebilderte Dokumentation, die die Observation der Alliierten durch das MfS fachkundig analysiert und dokumentiert. Auf dem Boden der sich ansonsten als souveräner Staat darstellenden DDR agierten die Kontrollfahrzeuge der amerikanischen, britischen und französischen Militärmissionen ohne Rücksicht auf Verbote und Sanktionen nach ihren 1945/46 verbrieften Kontrollrechten. Dasselbe Recht nahm auch die sowjetische Militärmission mit ihren Kontrollfahrzeugen in der Bundesrepublik wahr und observierte ungeniert in den Hoheitsbereichen der Westalliierten. Insbesondere militärische Anlagen und militärische Fahrzeugbewegungen zogen das Interesse der nach 1945 schnell im „Kalten Krieg“ erstarrten Besatzungsmächte auf sich.

Es ist aktuell die laufende Nummer #62, das PDF entspricht der Broschüre unter Weglassung einiger Fotos. Diese sind gekennzeichnet.

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RE: Militärverbindungsmission -MVM -

#7 von Schubert , 01.03.2016 21:28

Den Beitrag von FEK zugrunde gelegt kämen die viersprachigen MVM Schilder aus dem Bereich FEK nach Messung von Abstrahlungen. Offenbar sollten so MVM Eloka Messungem verhindert werden.

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RE: Militärverbindungsmission -MVM -

#8 von Tommy , 01.03.2016 21:29

Also wenn die Fahrzeuge der MVM "ausgeräumt" werden konnten dann hatte ja das MfS immer eine schöne Fotodokumentation und Auflistung der enthaltenen Gegenstände erstellt detailliert. Eine Male kam das ja vor. Anhand dem was in der Vergangenheit auf dieser Basis publiziert wurde sind in der Hauptsache immer nur Fotoapparate, Objektive und Funkempfangsgeräte (Scanner) für Sprechfunkempfang/-überwachung sichergestellt worden. Gerade bei Flugfunk in der Nähe der Flugplätze war es wichtig im richtigen Moment an der richtigen Stelle zu sein. Funktioniert ja heute auch noch so

 
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RE: Militärverbindungsmission -MVM -

#9 von carlopieck , 01.03.2016 21:31

Auf der 65. Sitzung des NVR im Jahre 1982 wurden Handlungen der MVM für 1981 analysiert.
Danach gab es 1981 gut 77 Verletzungen militärischer Sperrgebiete durch MVM.
Schwerpunkt dabei war die Aufklärung der FRA-311 Groß Döbbern und des FuTB-61 Müncheberg.
---------
Müncheberg könnte ich auf Grund des neuen GS ja verstehen. Aber was gabs bei ner katrierten Einheit wie Groß Döbbern aufzuklären.

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RE: Militärverbindungsmission -MVM -

#10 von Sauer ( gelöscht ) , 01.03.2016 21:33

Dann frag mal ein paar Leute der HA VIII, die tagelang in als morsche Baumstämme getarnten Verstecken gehockt haben, um das Auftreten der MVM zu dokumentieren. Mehr durften sie ja eh nicht ...
Weiterhin waren ständig Messmänner draussen, auf der Jagd nach abgesetzter, autark arbeitender Foto- und Funktechnik der Alliierten ...
Also die Jungs konnten sich über Langeweile nicht beklagen ...

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RE: Militärverbindungsmission -MVM -

#11 von Werner , 01.03.2016 21:34

Seltsam das die Truppe mit ihrem weithin erkenntlichen Auto eigentlich so weit kam bis vor Armeeobjekte. Wo doch MfS angeblich denen immer auf Finger schaute.
War wohl doch nocht so toll mit dem MfS.

 
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RE: Militärverbindungsmission -MVM -

#12 von bobby , 01.03.2016 21:36

Normalerweise mußten deren PKW doch auch die Grenze passieren. Sollte dann doch auch möglich gewesen sein, den Verbleib in der DDR unter laufender Kontrolle zu halten. Denn wenn auf anderen Websits der Kfz Bestand aufgelistet wird- kamen keine Massen eingefahren sondern Einzelstücke.
Verstehe dann nicht, daß diese Truppen irgendwo unverhofft vor Kasernen auftauchen konnten oder in Sperrgebiete frei Filmaufnahmen machten.

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RE: Militärverbindungsmission -MVM -

#13 von Guido , 01.03.2016 21:38

Sie hatten das Recht, frei und ungehindert durch ihr erobertes Gebiet zu fahren. Welcher Verlierer sollte es wagen, dem Sieger vorzuschreiben, was er zu tun und zu lassen hatte.
Es war und blieb ein Spielchen der Russen gegen ihre ehemaligen alliierten Freunde. Dass dazu von den Russen Teile der ortskundigen Landeskinder eingebunden waren, heißt noch lange nicht, dass diesen auch Rechte eingeräumt wurden .......
Der Russe fuhr doch genau so ungeniert durch den Westen Deutschlands und ärgerte Militärpersonal von Bundeswehr bis US Army.

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RE: Militärverbindungsmission -MVM -

#14 von Latino , 01.03.2016 21:40

Tja, so ist das mit Spionen- denn mehr war die MVM ja nicht.
Jedoch, Horch und Guck hatte die Möglichkeiten sich ordentliche Kfz zu besorgen. Muste sich nicht mit Trabi auf die Lauer legen zur Verfolgung.

Ich für meinen Teil kann mein Herz nicht für diese Bande (MVM) erwärmen.

 
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RE: Militärverbindungsmission -MVM -

#15 von Franky2 , 01.03.2016 21:46

Irgendwie muß da seitens DDR eine andere Einstellung dazu gehört haben als sonst gewohnt. Das kann man auch m.E. indirekt in dem Downloadzitat der Broschüre von S.Streckel wiederfinden.

In Füwa gab es 1985 (+) einen wirklich schweren Zwischenfall der auch eine Reihe (techn.) Konsequenzen im Bauwerk nach sich zog. Die Sache mit den Signaturmessungen. Sie standen über Tage und gut vorbereitet auf einen privaten Grundstück direkt am Aussenzaun, das Gebäude lag etwas abseits.
In der Untersuchung des MfS stellte sich heraus, daß sie angemeldet für den Bezirk FF/O waren, die Autobahn bis Abfahrt Füwa genutzt haben und dann direkt dorthin (so ~500m). Genau das haben damals die wenigsten damit Befassten verstanden.

Daraufhin wurden eigene Messungen durchgeführt und das Theater begann ...

Mit der Thematik befasste Personen sagten 1991, dass die reale Nutzung des Bunkers Fürstenwalde nicht bekannt war. Dem wollte die USA mit den Signaturmessungen auf den Grund gehen.
Denn der ZGS der LSK/LV NVA war für die Nato und damit auch für die Bundeswehr bis Mitte 1990 in der Kaserne Eggersdorf/Strausberg.


 
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