Behelfslandeplätze in der BRD

#1 von Joachim , 18.03.2016 08:27

Die DDR hatte ihre ABA-Autobahnabschnitte als Reserveflugplätze
Die BRD hatte ihre Behelfs-oder Notlandeplätze (NLP) auf den Autobahnen.
Vom Prinzip in beiden Fällen das Selbe-- stille Reserveflugplätze.
Geplant war der Bau von insgesamt etwa 60 auf BRD verteilten Notlandeplätzen, um im Verteidigungsfall „die Beweglichkeit und Sicherheit der fliegenden Verbände u.a. durch Inanspruchnahme geeigneter Straßenabschnitte für Start und Landung von Flugzeugen zu erhöhen. – so ein Papier des Bundesministers der Verteidigung vom März 1964 (BMVg 1964).
Im Krisenfall wären über die NLP auch NATO-Verbände in der Bundesrepublik stationiert worden. Offiziell wurde mit dem Bau der NLP im Jahr 1966 begonnen, bis Ende 1968 entstanden zunächst sieben Anlagen (sechs davon alleine entlang der Bundesautobahn A 1) und weitere sechzehn zwischen 1972 und 1985/88.
Genau so war in der DDR die Nutzung von ABA für sowjetische Fliegerkräfte vorgesehen.

Der Behelfsflugplatz auf der Bundesautobahn A 61
Die Stadt Bonn war von 1949 bis 1990 Bundeshauptstadt und bis 1999 auch Regierungssitz. Im Krisenfall sollten die Regierungseinrichtungen natürlich gut erreichbar und sicher zu versorgen sein. Zum besonderen Schutz der Bundesregierung und weiterer Verfassungsorgane wurde in den 1960er Jahren unter höchster Geheimhaltung ein atombombensicherer Bunker geschaffen, der so genannte „Regierungsbunker Ahrweiler“ im nahe gelegenen Ahrtal.

Der auf halber Strecke zwischen Regierungssitz und Regierungsbunker gelegene Notlandeplatz auf der A 61 wurde vermutlich um 1973 als zehnte Anlage dieser Art (offiziell die achte) fertiggestellt, er trug die Nummer IV/1.

Eine kleine Abstellfläche im Nordwesten der etwa 1.900 Meter langen Landebahn war über mehrere Zufahrten erreichbar, unter anderem durch eine Unterführung unter dem Flugfeld von der Ortschaft Gelsdorf aus. Unmittelbar neben der Autobahnausfahrt der A 61 in Fahrtrichtung Bonn gelegen, war die Fläche gut erreichbar und bot Platz für mehrere Flugzeuge.
„Am Bewuchs entlang der Autobahn kann man noch erahnen, dass dieser Autobahnabschnitt bis vor einigen Jahren noch bewusst hindernisfrei gehalten wurde, auch wenn sich die Natur ihren Lebensraum zurückerobert.“ Hier befindet sich ein „geschützter Anschaltkasten, über den der Fernmeldebetrieb des Notlandeplatzes sichergestellt wurde. Der Anschaltkasten ist mit den Anschaltkästen am Tower und an der südöstlichen Abstellfläche durch Kabel mit mehreren Kanälen (normalerweise 10 Kanäle) verbunden.“ (geocaching.com)

Das eigentliche Zentrum des Notlandeplatzes war die Abstellfläche im Südosten, auf der u.a. der mobile Tower (eine Flugsicherungsanlage FSA 70) auf einem Militär-LKW Typ MAN 630 stand.
„Ansonsten bietet der Bereich Platz für Fahrzeuge, Container, Zelte und Stromerzeugeraggregate, die für den Betrieb und die Führung des Notlandeplatzes benötigt wurden.“ (ebd.)

Auf der südöstlichen Abstellfläche hätte im Fall einer Aktivierung des NLP eine ortsfeste Infrastruktur mit Strom, Wasser, sanitären Anlagen, Instandsetzungseinrichtungen, Fernmeldeanschlüssen usw. zur Verfügung gestanden.
Heute wird diese Fläche als Betriebshof der Autobahnmeisterei und Rastplatz „Goldene Meile“ genutzt, der in den kommenden Jahren für weitere LKW-Stellplätze ausgebaut werden soll (rhein-zeitung.de).

(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2015)

Quelle
Der Bundesminister der Verteidigung Bonn (BMVg), Richtlinien für Infrastruktur-Forderungen: Ausbau von Straßen als Notlandeplätze für Flugzeuge (Fü L III 8, Az. 40-20-60), Fassung vom März 1964 (Bundesarchiv / Militärarchiv Freiburg, hier zitiert nach geschichtsspuren.de).

 
Joachim
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