Erlebtes

#1 von Franky2 , 07.01.2017 22:51

Da habe ich noch eine schöne Geschichte » Auszug aus einem Web·Blog von ‘Manfred Schenk’ über ein Erlebnis mit Generalmajor a.D. Hiemann, vor langer, langer, Zeit gesichert (da hat das Internet noch mit Buschtrommeln funktioniert).

Fall II » Köpenick in Tempelhof ? » 1990

Das Schicksal wollte es, dass ich im Sommer 1957 nicht zum letzten Mal als „zeitweiliger Gast“ in einem Arrestlokal der USAFE verweilen sollte. Im Jahr der Wiedervereinigung, also zweiunddreißig Jahre später, schickte mich das Verteidigungsministerium am 16.08.1990 als Vertreter der Bundeswehr nach Berlin, wo Verhandlungen zu Luftfahrtsfragen zwischen den Vier Mächten und den beiden deutschen Staaten auf Gesandtenebene in Berlin beginnen sollten. Besprechungsort der 1. Beratung war der militärische Teil des Flughafens Tempelhof, damals noch fest in der Hand der USAFE. Da ich mich wegen des im Westen immer noch sorgsam behüteten Berlinstatus mit dem Y-Kennzeichen meines Bw-Dienstwagens nicht in die Westsektoren begeben durfte, umfuhr ich Westberlin über das DDR-Straßennetz und parkte den Dienstwagen im Verteidigungsministerium der DDR, das mir bereits aus Besprechungen der vergangenen Monate vertraut war. Dort hatte ich mich mit meinem „Counterpart“ von der Nationalen Volksarmee (NVA), Generalmajor Dr. Günter Hiemann, verabredet, der die DDR bei den Gesprächen in Tempelhof als militärischer Repräsentant vertreten sollte. Seine Position entsprach in etwa der, die bei der Bundeswehr der Leiter des Amtes für Flugsicherung innehatte. Er erwartete - anders als ich mit dem Bundeswehr-Pkw - keine Schwierigkeiten, wenn er mit uns in seinem NVA-Dienstfahrzeug (Wartburg) über die Zonengrenze nach Westberlin führe. Doch der Ostdeutsche kannte Sturheit und Beharrungsvermögen von USAFE - Dienststellen noch nicht gut genug; er sollte sie bald besser beurteilen lernen.

Die Grenzen zwischen dem Osten und den Westsektoren wurden in der Tat nicht mehr kontrolliert. Ohne Probleme hatte sich unser Fahrer, ein Hauptmann aus dem Stab von GenMaj Dr. Hiemann, bis zur Hauptwache Tempelhof durchgefranzt. Dort fand unsere Reise jedoch schon an der Schranke des Kasernentors ein vorläufiges und abruptes Ende. In der Tempelhofanlage galten immer noch die scharfen Sicherheitsvorschriften aus der Zeit des kalten Krieges Danach war es nicht vorgesehen, dass ein Fahrzeug mit Militärkennzeichen der DDR-NVA in Westberlin herumfuhr, geschweige denn Einlass in eine US-Kaserne begehrte. Auch hatten es unsere alliierten Freunde in Ramstein offenbar versäumt, die Teilnahme von Offizieren der Bundeswehr und der NVA an der internationalen Verhandlung auf Tempelhof anzukündigen. So fiel der Wachtposten – übrigens ein eifriger deutscher Zivilbediensteter - vollends von Glauben ab, als er aus unseren Dienstausweisen erfuhr, dass mit dem NVA-Pkw ein Oberst der Bundeswehr von einem leibhaftigen Generalmajor der DDR in die US-Kaserne geschleust werden sollte. Hier tat sich offensichtlich ein Abgrund von Landesverrat auf. Und dreist war das Verhalten der beiden obendrein. Es mag dem verunsicherten Sicherheitsbeamten auch durch den Kopf geschossen sein, dass er Opfer einer zeitgenössischen Köpenickiade werden könnte. So mussten wir aussteigen und wurden höflich und bestimmt in einen Raum der Wache gebeten, der mit den mir schon aus 1957 bekannten Fensterverzierungen aus Metall versehen war. Die Tür schloss sich hinter uns, da man unsere Beteuerungen, wir würden als Besprechungsteilnehmer bereits erwartet, keineswegs akzeptiert wollte. So verstrichen etwa dreißig Minuten; wir hatten bereits den pünktlichen Beginn der Beratungen verpasst, als ich plötzlich durch das Fenstergitter einen mir bekannte Lieutenant Colonel aus dem Hauptquartier der USAFE vorbeieilen sah, Bill Droke. Er sollte im Auftrag der Beratungsleitung (1. Sitzung: USA) herausfinden, wo denn die avisierten militärischen Vertreter aus beiden deutschen Staaten blieben. Ich machte mich mit lautem Klopfen und Rufen bemerkbar; so wir wurden unverzüglich von Bill „befreit“, dem das Ganze sichtlich peinlich war. Wenige Minuten später konnten wir eilig und erleichtert den großen ovalen Besprechungsraum im Flughafengebäude betreten, wo man bereits ungeduldig auf uns wartete. Westdeutscher Verhandlungsleiter war ein Gesandter aus dem Auswärtigen Amt, Bonn, Ernst Jörg von Studnitz. Der Diplomat empfing uns mit einem knappen, eisigen Kommentar, der sich auf die sprichwörtliche Pünktlichkeit von deutschen Militärs bezog. Sie sei auch nicht mehr die, welche man früher gekannt und geschätzt habe. Am Abend entschuldigte er sich bei uns beiden wegen seiner auf voreiligen, irrigen Annahme beruhenden „undiplomatischen“ Kritik, als er schließlich über die ungewöhnlichen Umstände unserer Verspätung aufgeklärt worden war. Diese entbehrte rückblickend nicht einer gewissen Komik. Die nächsten Verhandlungstage behandelte uns v. Studnitz mit besonderer Zuvorkommenheit, und auch beim Passieren der amerikanischen Wache gab es für die Militärs aus beiden deutschen Teilen fortan keine „Sonderbehandlung“ mehr.

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RE: Erlebtes

#2 von TomTom , 06.06.2017 23:41

Wir waren in der Masse zum Oktober 1990 zwischen 30 und 40 Jahre alt. Wir erlebten in Ostdeutschland nicht nur gutes. Denn die Treuhandanstalt wickelte die einstige DDR-Wirtschaft gnadenlos ab. Die Kundendaten und Produktmarken gingen an Westfirmen. Die Ostfirmen wurden als Konkurrenz beseitigt.
Die Ost-Firmen, die es mit den Osteuropakontakten hätten schaffen können, brachen mit der Währungsunion ein, denn doe Osteuropakunden konnten die neuen D-Mark-Preise nicht zahlen.
Wir-gerade von NVA und Bewaffnete Organe der DDR waren dieser Heimat DDR/Ostdeutschland waren der Region oft zu sehr verhaftet.
Was bot der Osten ? Tausende Jobs als Versicherungsvertreter und Vermögensberater.
Die Arbeiter verdienten kaum die Butter fürs Brot. Arbeitslosenzahlen, die den sozialen Frieden gefährdeten.
Dann kamen z. Bsp. BMW und Porsche nach Leipzig. Zig Tausende Bewerbungen gingen ein. Was hatten jene die Jobs dort bekamen am Zahltag ? 750-1000 Netto. Ein Hohn.
Gut gebildete und die Jugend wanderten ab in den Westen und verdienten richtiges Geld.
Etliche der Ehemaligen gingen auch in den Westen. Oft aus der Not, mit ihrer Biografie in Ostdeutschland keinen Job fanden.
Ich sehe noch den ehemaligen Stabschef eines NVA-Wehrkreiskommandos (WKK) vor Augen, der sich in meiner Firma beworben hatte. Er saß mir gegenüber und erzählte unter Tränen wie er mit Gelegenheitsjobs als Ungelernter versuchte über die Runden zu kommen (mit einem Abschluß als Dipl-Ing ) .......
In den alten Bundesländern war hingegen diese Biografie in der Regel wurscht. Hauptsache er erfüllte die Arbeitsanforderungen. Looser flogen auch im Westen bald aus der Firma.
Selbst wer sich heute noch als Elektriker/Haustechniker (o.ä,) in den zahlreichen Hotels in MeckPom bewirbt, wird allzu oft mit 1400 Euro Brutto abgespeisst.
Ostdeutschland bietet kaum Perspektiven.
Mich würde Eure Sicht der Dinge und die Erlebnisse interessieren.

 
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RE: Erlebtes

#3 von Lichtblau , 09.11.2018 20:57

Zum Alltag in der DDR gehörten auch die vielen Gärten/Datschen/ Lauben oder wie die Bezeichnung sonst noch ist.
Kleingartenkolonien entstanden an jeder Ecke. Aber auch sonstige Gartennutzungen waren erlaubt.
Hier lag das kleine ( oder auch große) Glück vieler DDR-Bürger. Hier konnte sich der Bewohner der sozialistischen Platte seine eigenen Werte und seine kleine Welt schaffen.

Dann kam die " Annexion" der DDR :oops: :oops: und eine neues Gesetzeslage. Die Ruhe im Datschenland war vorbei. Denn Kündigungen drohten und auch wohnen war nicht mehr statthaft.....
Der Gesetzgeber brachte dann vor Wahlen ( wann auch sonst) eine Übergangsregelung zum befristeten Schutz des DDR-Datenrechts ( Kleingartenrecht) zu Tage.
Das gute Stück läuft nun aus. Eine halbherzige Gesetzesinitiative Land Brandenburg über den Bundesrat scheiterte nun im Bundestag.

Nun stehen bals etliche Kleingärtner vor dem Nichts und müssen nach einer eventuellen Kündigung auch noch die Abrisskosten ihres über zig Jahre oft mühevoll errichteten Gartenhauses tragen. Bis hin zum Rückbau des gesamten Gartens in den Urzustand zum Zeitpunkt der Pachtübernahme.
Der größte Teil dieser Leute sind heute Rentner .

Wenn ich mich so an Strausberg erinnere. In der Fritz-Reuter Str. gegenüber dem Wohnhaus der GSSD Offiziere sind Gärten. Heutzutage bestes innerstädtisches Bauland.
Auch in Berlin stehen diverse ehem. Reichsbahngärten auf der Abschußliste um dort Wohn-und Geschäftshäuser zu errichten.

Klar das dann solche Gesetzesinitiativen scheitern. Denn so ein Bundestagsabgeordneter mit seinen schmalen Tantiemen ist doch auf die Zuwendungen der Baulöwen und Spekulanten angewiesen. Der Kleingärtner = deuscher Michel hat doch dort keine Lobby.


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zuletzt bearbeitet 09.11.2018 | Top

   

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