Forsttechnik in der DDR

#1 von Felix , 04.11.2019 14:08

Der Schwerpunkt der Forsttechnik in der DDR lag in Waren /Müritz
mit
VEB Kombinat Forsttechnik Waren
mit den unterstellten:
- VEB Wissenschaftlich-Technisches Zentrum Forsttechnik Waren
- VEB Forsttechnik Waren
- VEB Forsttechnik Oberlichtenau
- VEB Maschinenwerkstatt Zella-Mehlis
- VEB Instandsetzung Forsttechnik Müllrose
- VEB Rationalisierung Holzausformungsanlagen (RHA) Potsdam
- VEB Produktionsmittel und Ersatzteilhandel (PEH) Waren
- Die Betriebsakademie des Kombinats Forsttechnik Waren im Schloß Varchentin


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RE: Forsttechnik in der DDR

#2 von Amelie ( gelöscht ) , 04.11.2019 14:30

Das Institut für Technik in der Forstwirtschaft
Bereits 1949 beauftragte die Zentrale für Landtechnik Berlin Fm. Wilhelm BAAK mit einer Analyse über das Forstamt Menz in Neuroofen als möglichem Standort des aufzubauenden Institutes für Technik in der Forstwirtschaft.
Dessen Hauptaufgaben waren
1. praxisnahe Forschungsarbeit für das Fachgebiet
Forsttechnik
2. Erarbeitung von Studienentwürfen für industrielle
Entwicklungsarbeiten
3. Prüfung aller forstlichen Geräte und Maschinen.

Man hatte sich für Menz bei Fürstenberg entschieden, weil es den Forderungen nach einem „forsttechnischen Beispielsrevier“ am nächsten kam. Das zwei
Hektar große Objekt war 1942 als Waldarbeiterschulungsheim eingerichtet worden. Die Kriegsschäden an den Gebäude wurden beseitigt. Es standen ein Bürogebäude mit vier Wohnungen, Werkstätten, Gerätehalle, Garagen und Nebengebäude sowie eine nutzbare Köhlerei-Anlage mit 17 Retorten zur Verfügung.

Während der Kriegsjahre hatten Frauen aus dem KZ Ravensbrück und französische Kriegsgefangene unter Aufsicht einer SS-Mannschaft in dieser großen Köhlerei geschuftet, die auch nach Kriegsende noch in Betrieb war.

Das Institut für Technik in der Forstwirtschaft wurde ab 1. September 1951 als Zweigstelle für Forsttechnik dem Institut für Landtechnik Potsdam-Bornim der DAL angeschlossen. Ihr Leiter blieb Achilles bis Oktober 1961. Darüber hinaus arbeitete er in diesen Jahren in verschiedenen Gremien der Forstwirtschaft an Schwerpunkten der Technisierung und Mechanisierung. Zu den ersten Arbeiten in Neuroofen gehörte die Sammlung, Prüfung und Bewertung einer sehr großen Zahl forstlicher Handgeräte, die zu einer Typisierung
und Auswahl von etwa 50 Bestgeräten für alle forstlichen Arbeiten führte. Damit war eine Orientierung für die Serienfertigung gegeben. Aus diesem Bestand entwickelte sich ein ansehnliches Museum in Menz-Neuroofen.
Außer der Prüfarbeit war die einschließlich Musterbau in Menz von Bedeutung. Wichtige Ergebnisse waren z. B. ein 8-t-Langholzanhänger mit Ascherslebener Verladeseilwinde, Anbaugeräte für den Geräteträger RS 08/15, Seilwinde, 1-t-Kran, Anbaugenerator (7,5 kW) mit angehängter Gelenkkreissäge für den Waldeinsatz, die erste selbstfahrende Holzausformungsmaschine für den Einschnitt von Langholz bis 25 cm Durchmesser mit einem 22 PS Dieselmotor und angeflanschtem 12-kW-Generator (Achilles 1958a). Nennenswert ist noch die Herausgabe der Forstgeräteliste von 1956 durch den Fachausschuss Forsttechnik der Kammer der Technik (KdT) und des Nachtrags von 1960, an dem Achilles und
Zillmann wesentlichen Anteil hatten.


Amelie

RE: Forsttechnik in der DDR

#3 von Amelie ( gelöscht ) , 04.11.2019 14:37

Zentralstelle für forsttechnische Prüfungen

Die Prüfstelle Menz-Neuroofen wurde 1968 nach achtzehn Jahren Prüfarbeit am Standort aufgelöst und das Objekt verkauft. Ein Teil des Erlöses wurde für die Rekonstruktion alter Gebäude und den Neubau einer großen Halle für die Prüfung von Waldbautechnik (mit Spannschienen und Bodenlabor) in Bornim verwendet. Es entstanden eine Betonprüfbahn (130 m) für Zugkraftmessungen, Prüfstände in der Motorsägenhalle, eine Werkstatt für die Messtechnik, ein Bürogebäude. Das 1,5 ha große Objekt der ZfP mit Prüffläche (130 x 30 m) für Bodenbearbeitungsgeräte, Metallbearbeitungswerkstatt, Tischlerei, Nebengebäuden und drei Wohnungen sowie die Nähe zu den vielfältigen
Prüfständen der Zentralen Prüfstelle für Landtechnik gewährleisteten gute Arbeitsbedingungen.

Die Prüfstelle Annaberg hatte bis 1967 ihren Sitz im Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb Annaberg. Nach dessen Auflösung und der Übernahme des Geländes durch den Kreisbaubetrieb Annaberg verblieb die Prüfstelle in Büroräumen des Hauptgebäudes.
1967 – 68 wurden neue Werkstatträume, Garagen und eine kleine Halle für Prüfstände gebaut. Die im Sonderdruck „Zur Herausgabe der Prüfberichte“ (1965) formulierten Prüfaufgaben wurden 1971 in der „Information zur Dokumentation der forstwirtschaftlichtechnischen Prüfungen“ wesentlich erweitert. Zur Einhaltung einer „Gesamtgüte“ von Maschinen und Geräten für die Forstwirtschaft wurde die Zentralstelle für forsttechnische Prüfungen vom SKF beauftragt, die Prüfung der Forsttechnik mit den staatlichen
Dienststellen, insbesondere mit dem Deutschen Amt für Messwesen und Warenprüfung, der Kraftfahrzeugtechnischen Anstalt, der Technischen Überwachung
u. a. zu koordinieren.
Diese Abstimmungen sollten vor Serienfreigabe erfolgen. Als weitere Ziele und Aufgaben der Forstmaschinenprüfung wurden genannt:
• Einflussnahme auf Entwicklung und Fertigung zur Erfüllung der Forsttechnischen Forderungen
• Mitwirkung bei der Werkerprobung
• Durchführung von internationalen Vergleichsprüfungen
• Ableitung von Vorschlägen für die Erzeugnisgruppenfertigung aus der Prüfung.

Im Jahr 1972 wurde der Landwirtschaftsrat der DDR wieder in ein Ministerium umgewandelt. Für die ZfP war damit eine Änderung des Unterstellungsverhältnisses verbunden, das diesmal aber 20 Jahre Bestand hatte. Die Zentralstelle für forsttechnische Prüfungen wurde dem Institut für Forstwissenschaften Eberswalde zum 1. Januar 1972 angeschlossen und blieb am Standort Potsdam-Bornim.


Amelie

RE: Forsttechnik in der DDR

#4 von Barabas ( gelöscht ) , 04.11.2019 14:45

Der VEB Kombinat Forsttechnik Waren
In den 1960er und 70er Jahren wurden im Bereich der Forstwirtschaft eigene Fertigungskapazitäten aufgebaut. Vor allem die Struktur der fünf VVB Forstwirtschaft förderte diese Entwicklung, um die Mängel in der technischen Versorgung der Forstbetriebe zu verringern. Trotz Abstimmungen zwischen den Forstverwaltungen kam es zu Mehrfachentwicklungen für einige Arbeitsaufgaben.
Erst das forsttechnische Prüfwesen gab Hinweise zur Koordinierung und optimalen Gestaltung eines Erzeugnisses. Zur Verbesserung der Koordinierung des
Forstmaschinenbaus wurde zum 1. Januar 1976 der VEB Kombinat Forsttechnik Waren gebildet, zu dem sechs Forsttechnikbetriebe gehörten.

Das Kombinat unter Direktor Olfm. Kurt Schamel wurde dem Ministerium für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft unterstellt.
Nach Auflösung der VVB Forstwirtschaft Waren zum 31. Dezember 1975 konnte die Kombinatsleitung das VVB-Gebäude nutzen.
Es ist das Gebäude in heutiger Ernst-Alban-Str. 5 im Gewerbegebiet Warenshof.

Schamel, der hohe Anforderungen an sich und andere stellte, entwickelte innerhalb der Forstwirtschaft mit seinem Leitungskollektiv einen Verbund von Forsttechnikherstellern unterschiedlicher Ebenen, der bemüht war,
unter häufig nicht einfachen Bedingungen den Bedarf der Forstbetriebe zu decken. Ende 1982 ging er in den Ruhestand. Sein Stellvertreter, Lfm. Hasso Kalkreuth, wurde als Kombinatsdirektor eingesetzt und leitete das Kombinat bis 1985.
Der Direktor des StFB Ziegelroda, Ofm. Ingolf Hahn, wurde 1985 als Kombinatsdirektor nach Waren berufen. Er leitete den Betriebsverband
bis 1990, dem in #1 aufgeführte Betriebe angehörten.

Barabas

RE: Forsttechnik in der DDR

#5 von Barabas ( gelöscht ) , 04.11.2019 14:49

VEB Wissenschaftlich-Technisches Zentrum Forsttechnik Waren

Dieser neu gegründete Betrieb, Direktor Lfm. Hasso Kalkreuth, war bis Dezember 1981 der Stammbetrieb des Kombinats mit Betriebsteilen in Waren, Oberlichtenau und Alt-Daber.
Als personelle Grundlage für die Entwicklung des Wissenschaftlich-Technischen Zentrums (WTZ) wurden 24 Konstrukteure, 8 technische Leiter,
2 Erprobungsingenieure und 30 qualifizierte Facharbeiter eingestellt (Schamel 1982).
In seinen Betriebsteilen wurden die Erkenntnisse der Forstwissenschaft und die Erfahrungen der Forstbetriebe beim Technikeinsatz ausgewertet. Die Konstrukteure mussten sich mit den spezifischen Bedingungen der Forstwirtschaft vertraut machen.
Die aus der DDR-Industrie für neue Forsttechnik zur Verfügung gestellten Kaufteile und Baugruppen hatten häufig nicht das gewünschte technische Niveau. Trotz allem wurden erfolgreich neue Maschinen und Geräte entwickelt, konstruiert, die Baumuster erprobt und für die Serienfertigung vorbereitet. Nachdem sich die Strukturen des Kombinat Forsttechnik gefestigt hatten, wurden die Entwicklungs- und Konstruktionsbereiche wieder den Fertigungsbetrieben unterstellt und das WTZ aufgelöst.
Es hatte sich nicht bewährt, die Entwicklungsabteilungen von der Produktion zu trennen.

Barabas

RE: Forsttechnik in der DDR

#6 von Bauermeister ( gelöscht ) , 04.11.2019 14:56

VEB Forsttechnik Waren

Die Grundlage für die Entwicklung der Forsttechnikbetriebe in Waren war die Gründung der „Maschinenwerkstatt der Forstwirtschaft Waren“ im Jahr 1959, die Ing. Erwin Renner ab Anfang der 1960er Jahre leitete, vordem Leiter der Werkstatt und des Fuhrparks im StFB Parchim. Die Maschinenwerkstatt war der Unterabteilung Forstwirtschaft des Bezirks Neubrandenburg unterstellt und für die Instandsetzung, in den ersten Jahren vor allem für Werkzeuge und die alten Motorsägen, die Ersatzteillagerhaltung, den Kundendienst
und die Auslieferung von importierten Motorsägen für die Forstbetriebe zuständig.
Es wurden auch einfache Forstgeräte hergestellt. Seit Mitte der 1960er Jahre gehörte die Außenstelle Malchow zur Maschinenwerkstatt, über die die Auslieferung der importierten
Forstrücketraktoren Valmet aus Finnland, TDT-55 aus der Sowjetunion, LKT 75 aus der Tschechoslowakei und TAF-650 aus Rumänien an die Forstbetriebe abgewickelt wurde. Die Maschinen wurden für die Straßenzulassung in der DDR teilweise nachgerüstet, die Fahrer geschult, die Baugruppeninstandsetzung, Ersatzteilversorgung für die StFB und der Kundendienst organisiert.
In der Maschinenwerkstatt und Außenstelle waren 25 bis 30 Mitarbeiter beschäftigt. Ab Januar 1964 wurde die Maschinenwerkstatt der VVB Forstwirtschaft Waren unterstellt und 1968 in die Zentrale Instandsetzung Forsttechnik Waren (ZIF) umgewandelt, mit gleicher Aufgabenstellung und zunehmender Fertigung von Forsttechnik. Nach dem Neubau einer
Fertigungshalle im Industriegelände Waren wurde durch die VVB Forstwirtschaft Waren (Leitung: Olfm. Kurt Schamel), 1971 der VEB Forsttechnik Waren gegründet, zum Direktor Lfm. Hasso Kalkreuth, der bisherige Direktor des StFB Kyritz, berufen.
Dem neuen Forsttechnikbetrieb wurden die Betriebsteile Malchow und Menz-Neuroofen zugeordnet. Es begann die zielgerichtete Entwicklung und Fertigung von Maschinen
und Geräten für die Forstbetriebe.

Nach der Bildung der VVB Forstwirtschaft Waren im Januar 1964 baute diese das Ingenieurbüro unter Leitung von Lfm. Walter Naef auf. Es bestand bis August 1975. Das Ingenieurbüro sollte die Forstbetriebe durch die Entwicklung arbeitszeit- und kostensparender Verfahren sowie bei der Entwicklung neuer Geräte und Maschinen unterstützen.
Ein weiterer Schwerpunkt war die Erschließung von Holzreserven aus der Jungbestandspflege.
Durch die Kooperation mit der Forstwissenschaft, den Werkstätten der Forstbetriebe und den Technikbetrieben in Waren wurden Maschinen für die Aufforstung und die Jungbestandspflege bis zum Musterbau entwickelt (Teske 2007) und im Forsttechnik Waren in die Produktion überführt.

Im Januar 1976 wurde der VEB Forsttechnik Waren dem neu gegründeten Kombinat Forsttechnik unterstellt, Dipl. Ing. Rolf Koch zum Direktor berufen.
Schwerpunkte der Entwicklungs- und Fertigungsarbeiten bildeten Maschinen und Geräte für die Walderneuerung, die Jungbestandspflege und die Nutzung von Holzresten.
LKW und Traktoren wurden für die forstliche Nutzung aufgerüstet. Als verantwortlicher Leitbetrieb für die Erzeugnisgruppe Rohholzerzeugung (Waldbautechnik) war der Betrieb für die Bedarfsermittlung und die Zusammenarbeit mit den Kooperationsbetrieben, die Forsttechnik oder Baugruppen für
die Walderneuerung herstellten, zuständig.

Durch Privatisierung des Betriebes über die Treuhandanstalt wurden 1990 die FORUS GmbH durch Dr. Ing. R. Grewatsch, die FOREX GmbH & Co. KG durch Dr. Ing.G. Jost und die ALFA GmbH durch Dipl. Ing. N. Seidel gegründet.

Bauermeister

RE: Forsttechnik in der DDR

#7 von Müritzer , 04.11.2019 15:11

FORUS GmbH Ernst-Alban-Str. 6
Nachdem Eigentümerwechsel im März 2016 hat die FORUS GmbH ihr Produktportfolio konstruktiv optimiert und plante zudem einen Ausbau ihrer Zerkleinerungssparte inklusive einer Erweiterung der Einzelmaschinenproduktion am Standort Waren. Damals kündigten die neuen Inhaber weitere Investitionen sowie viele neue Arbeitsplätze am Standort an.

Bereits am 31. Mai 2017_
nun wurden alle Mitarbeiter der Warener FORUS GmbH von einer Nachricht wie vom Blitz getroffen: Das Unternehmen mit Sitz in Waren-Ost stellt die Produktion in Waren ein und verlegt sie nach Polen.
„Auf Basis einer intensiven Wettbewerbsanalyse des Mobilmaschinenmarktes im Recyclingsektor und unter Berücksichtigung der aktuellen Standortgegebenheiten in Waren hat die Firma FORUS eine Verlegung der Produktion an einen zentralen Standort in Polen beschlossen“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Sie hatten ja nun alles was sie wollten, Kunden und Entwicklungsunterlagen...
Mitarbeiter und Firmenmantel waren jetzt nicht mehr notwendig.
Die Produktion in Waren werde somit im Rahmen der Zentralisierung stillgelegt. Der Standort bleibe jedoch als Service- und Technologiesitz weiterhin erhalten. Weil sonst die Fördermittel zurückgezahlt werden müssten, griff man zu diesem Konstrukt.

Andererseits hört man, dass die Wirtschaftssanktionen gegen Russland FORUS in die Knie zwang. Denn Russland war Hauptkunde und Polen ging diese Sanktionen nicht mit. Der Hauptkunde konnte also beliefert werden.

Nachfolger ist inzwischen an anderem Standort:
Eggersmann GmbH
Siegfried-Marcus-Straße 37
17192 Waren

und machen den Vertrieb.


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RE: Forsttechnik in der DDR

#8 von Müritzer , 04.11.2019 15:26

FOREX GmbH & Co. KG in Lindenallee 18 in Malchow

macht erfolgreich auf Forstgerät von John Deere und scheint seriös durch die Zeit zu kommen.


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RE: Forsttechnik in der DDR

#9 von Müritzer , 04.11.2019 15:30

ALFA Fahrzeugbau GmbH in der Ernst-Alban-Str. 7

hat sich inzwischen auch schon vom Acker gemacht.


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RE: Forsttechnik in der DDR

#10 von Dresdner , 04.11.2019 16:51

VEB Forsttechnik Oberlichtenau

Im Oktober 1949 wurde die MAS-Leitwerkstatt in Chemnitz-Borna für die Reparaturen von Landtechnik und Traktoren gegründet, der im September 1951
als MTS-Spezialwerkstatt Oberlichtenau weitere Aufgaben übertragen wurden. Von 1950 bis 1970 leitete Paul Lehmann den Betrieb. Diese zentrale Werkstatt für
die Landwirtschaft begann 1955 den Düngerstreuer KSB für die Forstwirtschaft zu produzieren. Die Typenbezeichnung KSB steht für die Entwickler- „K“ Kohlsdorf, Direktor des StFB Freiberg, „S und B“ für Scholz und Berger, die Musterbauschlosser. Bis 1957 wurden 200 Stück für Pferde- oder Traktorenzug gefertigt. Die
Spezialwerkstatt fertigte 1958 Anhänge-Bankettpflüge für die Bearbeitung von Waldwegen im StFB Freiberg.
Eine Bedarfsanmeldung der Forstwirtschaft über Forstmaschinen führte 1960 zu einer Vereinbarung zwischen der Land- und Forstwirtschaft im Ministerium, dass künftig die Hälfte der Betriebskapazität der MTS-Spezialwerkstatt für Forsttechnik vorgesehen wurde.
Nach einer ministeriellen Verfügung wurde die Spezialwerkstatt zum 1. April 1963 der Abteilung Forstwirtschaft des Bezirks Karl-Marx-Stadt unterstellt
und in VEB Forsttechnik Oberlichtenau umbenannt.
Zu dieser Zeit hatte der Betrieb 117 Beschäftigte. Die landtechnische Produktion lief aus und als erstes Erzeugnis wurde der Langholzanhänger AO 12 B hergestellt, der vom VEB Fahrzeugbau Markranstädt übernommen wurde. Um sich auf die forstlichen Aufgaben einzustellen, schuf man 1964 das Zentrale Entwicklungs- und Konstruktionsbüro (ZEK), vom VEB BBG Leipzig wurden Konstrukteure übernommen.
Zuerst produzierte man in Oberlichtenau nach Entwicklungsunterlagen aus Leipzig Baumscheibenfräsen, Kalkblaser S 901, Stockholzgrobspaltgeräte, Reisighackmaschinen B 900, Scheibenpflegegeräte FB für den Geräteträger RS 09 und Steinsammelmaschinen für
Forstbaumschulen.
Ab 1965 wurden Neuentwicklungen gefertigt. Es entstand ein Produktionsprogramm für den Holztransport.
Dazu gehörten Langholzanhänger für Traktorenzug, Langholznachläufer für LKW und das Langholztransportsystem auf der Basis des LKW W 50 L vom Fahrzeugwerk Ludwigsfelde.
Aus Teterow wurde der Pflanzlochbohrer „Wühlmaus“ übernommen, der weiterentwickelt wurde. Durch die Fahrzeugproduktion
wurde Forsttechnik Oberlichtenau der Erzeugnisgruppe Anhängerbau der VVB Automobilbau zugeordnet, um die notwendigen Baugruppen für die Forstfahrzeuge, wie Achsen, Felgen, Reifen u. a. zu erhalten, und wurde als Alleinhersteller für drei Typen Industrienachläufer für andere Bedarfträger verpflichtet.
Um eine bessere Bedarfsermittlung und Produktionsabstimmung bei der Produktion von Technik in der Forstwirtschaft zu erreichen, wurden 1969/70
Erzeugnisgruppen gebildet.
Forsttechnik Oberlichtenau war der Leitbetrieb für Rohholzbereitstellung. Zu dieser Gruppe gehörten 13 weitere Forst- und Landwirtschaftsbetriebe sowie Werkstätten.
Die Fertigung konnte konzentriert und spezialisiert werden. Als der Direktor P. Lehmann ausschied, wurde Dipl. Ing. Rolf Scheunert, seit 1963 im Betrieb tätig, zum Direktor berufen. Er führte den Betrieb erfolgreich bis 1990.
Anfang der 1970er Jahre errichtete man in Oberlichtenau neue Hallen für die Fertigung und Lagerhaltung. In dieser Zeit wurde die Rotorentastungsmaschine
EA 35 entwickelt, die sich vor allem in den Fichtenbetrieben bewährte. Für Stammholz wurde das Zugentastungssystem EA 60 mit der Rückezange ZR 1 zum Forstraktor LKT 80 gefertigt. Für die Bäume aus der Jungbestandspflege wurden innerhalb der Erzeugnisgruppe
die Entastungsmaschinen EA 20 Z-1 und EA 20 Z-2 produziert.
Die Rücketechnik war ein weiterer Schwerpunkt der Entwicklung und Produktion in Oberlichtenau. Für die sowjetischen Standardtraktoren MTS-52
und 82 wurde die Rückeausrüstung RA 40, für den rumänischen Traktor Universal 445 V die RA 80 gefertigt.
Anfang der 1980er Jahre überführte der Betrieb neue Erzeugnisse in die Produktion, den Forstrücketraktor DFU 451, die Kippmastseilkrananlage S 400,
das Transportsystem für Lang- und Schichtholz auf der Basis des sowjetischen LKW Kamas 53213. Auf den LKW Kamas 53213 wurde 1984 der Seilkranprozessor
S 400/KP 40 aufgebaut In dieser Zeit wurde von staatlicher Seite die Vorgabe für die Nutzungsdauer der LKW W 50 um Jahre
erhöht, weil der größte Teil der Produktion des Fahrzeugwerkes Ludwigsfelde exportiert werden musste.
Der Ersatzteilbedarf auch an Forstaufbauten stieg dadurch ungewöhnlich an, die Fertigungskapazitäten reichten nicht mehr. In den Jahren 1981 – 84 investierte Forsttechnik Oberlichtenau in zwei Hallen für ein Technisches Versorgungszentrum und eine Produktionshalle. Ab 1986 exportierte das Werk jährlich Forstrückentraktoren DFU 451 nach Ungarn und Kippmastseilkrananlagen S 400 nach Österreich, Ungarn und in die BRD.

Im Jahr der politischen Wende 1989 hatte der VEB Forsttechnik Oberlichtenau 245 Beschäftigte. Die Treuhandgesellschaft verkaufte das Werk an einen schwedischen Unternehmer, der mit einem kleinen Teil der Belegschaft den Forsttraktor FT 40 H produzierte aber bald Insolvenz angemeldet hat. Das Werk wurde geschlossen, ein Teil abgerissen


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RE: Forsttechnik in der DDR

#11 von Hitman , 04.11.2019 17:01

VEB Maschinenwerkstatt Zella-Mehlis

Nach Darr (2007) geht die Gründung der Maschinenwerkstatt der Forstwirtschaft in Zella-Mehlis auf das Jahr 1949 zurück. Sie entstand aus der Notwendigkeit, die bei der Aufarbeitung der riesigen Mengen Schadholzes aus der Windbruch- und Borkenkäferkatastrophe (1946 bis 1949) eingesetzten wenigen Zweimann-Motorkettensägen aus der Vorkriegszeit
ständig einsatzfähig zu halten.
Ingenieur Karl Becher (1900 – 1971), ein erfahrener ehemaliger Berufsschullehrer, wurde mit der Leitung beauftragt. In den Thüringer Forstämtern gab es 11 verschiedene Typen
Zweimann-Motorkettensägen. Es galt, diese Sägen solange wie möglich zu nutzen. Ein „Aufruf wegen Beschaffung von Motorsägen-Ersatzteilen an alle in der
Forstwirtschaft“ von Mai 1951 bittet um Zusendung aller Ersatzteile, Sägenteile, Baugruppen aller Typen nach Zella-Mehlis oder Menz-Neuroofen und charakterisiert die komplizierte Lage.
Auf der 1. Arbeitsberatung des Ausschusses für forstliche Technik in Berlin im April 1952 wurde u. a. festgelegt, dass Achilles und Becher einen Vorschlag für eine zentrale Motorsägenreparaturwerkstatt erarbeiten sollten.
Im Januar 1953 wurde die Maschinenwerkstatt dem StFB Schmalkalden zugeordnet. Neben den Reparaturen an Motorsägen wurde ein erheblicher Anteil der Kapazität zur
Instandhaltung für Hand- und Zugsägen verwendet.
Die Sägeblätter wurden nach- oder umgestanzt, leistungsfähigere Zahnformen eingeführt. Der erfahrene Waldarbeiter Arno Geyer aus Großbreitenbach entwickelte die Sirius-Bezahnung weiter zur Geyer-SiriusZahnform, die bei der Prüfung in Menz-Neuroofen die höchste Schnittleistung erzielte. Die Maschinenwerkstatt förderte diese Entwicklungen durch Waldarbeiterschulungen.
Zur Erweiterung der Maschinenwerkstatt wurde nach mehrfachem Standortwechsel Anfang der 1960er Jahre ein zweigeschossiges Gebäude errichtet. Für Instandsetzungsarbeiten an Forst-LKW und Rücketraktoren wurden auf dem Grundstück eine Kraftfahrzeughalle errichtet, vorhandene Wohnungen in den alten Gebäuden saniert. Mit dem Ausscheiden des verdienstvollen Ing. K. Becher wurde 1965 Ing. Günter Rössel (1928 – 1991) zum Direktor des VEB Maschinenwerkstatt der Forstwirtschaft der VVB Forstwirtschaft Suhl berufen.

Zum Programm der Instandhaltungsarbeiten und der Ersatzteilversorgung für die Forstbetriebe gehörten die ab 1956 etwa 180 Stihl-Motorsägen KS 43 und BLK,
die ab 1953 vom VEB Werkzeugunion Steinbach-lenberg gelieferten Zweimannsägen Union-FAUN Aund B sowie ab 1958 die Einmannsägen ES 35, die bis 1973 mit 20.550 Stück ausgeliefert wurden.
In 1960er Jahren wurden sowjetische Motorsägen „Drushba“, finnische „Termit“, Stihl Contra, 07 und 08 sowie polnische Motorsägen importiert. Polnische Motorsägen, vor allem für Landwirtschaftsbetriebe, wurden zwischen 1967 und 1990 etwa 40.000 Stück importiert, für die die Maschinenwerkstatt auch zuständig war.
Ab 1964 wurden für die Forstwirtschaft schwedische Partnersägen, später auch Jonsereds und Husqvarna eingeführt. Jährlich waren das 3 bis 4.000 Motorsägen, maximal 9.000.
Der VEB Maschinenwerkstatt Zella-Mehlis wurde im Januar 1976 dem Kombinat Forsttechnik Waren zugeordnet. Schwerpunkt der Aufgaben blieben Motorsägen, Durchforstungsmaschinen, Schärfgeräte, Kleinseilwinden, Sprüh- und Stäubegeräte sowie der Ausbau der Kooperation mit neun Betriebswerkstätten in den Forstbetrieben. Für die Forstrücketraktoren LKT aus der Tschechoslowakei mussten die Ersatzteilversorgung, der Kundendienst und die Baugruppeninstandsetzung für die Forstbetriebe Thüringens übernommen werden.
Durch Krankheit schied 1985 der Direktor G. Rössel aus, die Funktion übernahm Bernd Wicht, unter dem 1987 das Investitionsvorhaben „Technisches Versorgungszentrum (TVZ) der Forstwirtschaft Suhl“ vorbereitet wurde. Es sollte ein Leitbetrieb für forstspezifische Kleinmechanisierung und Rationalisierungsmittelbau werden.

Bis Ende 1989 waren eine zweigeschossige Produktionshalle und ein Verwaltungsgebäude rohbaufertig. Durch die Struktur- und Aufgabenänderungen in der Forstwirtschaft Thüringens 1989/90 erfolgte ein Baustopp. Nach komplizierten Verhandlungen mit der Treuhandanstalt gründete Dipl. Forsting. S. Darr 1990 die Thüringer Handels GmbH für Forst- und Gartentechnik in Zella-Mehlis (Darr 2007).

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RE: Forsttechnik in der DDR

#12 von Frieda , 04.11.2019 17:14

VEB Instandsetzung Forsttechnik Müllrose

Der Instandsetzungsbetrieb gehörte bis Dezember 1975 zum StFB Frankfurt/Oder und führte für die Forstbetriebe der VVB Forstwirtschaft Potsdam Instandsetzungsleistungen sowie Generalreparaturen an den LKW W 50-Langholz und anderen LKW aus.
Der StFB war Vertragswerkstatt für IFA-W 50 und Vertragswerkstatt für die Forstaufbauten vom Forsttechnik Oberlichtenau. Aus Kapazitätsgründen ließ die StFBWerkstatt die Nachläufer aus Oberlichtenau im benachbarten Kreisbetrieb für Landtechnik, Sitz Birkholz grundinstandsetzen.
Mit der Gründung des Kombinat Forsttechnik Waren wurden die Werkstatt und das Ersatzteillager mit 20 Beschäftigten aus dem StFB Frankfurt/O. ausgegliedert und der VEB Instandsetzung Forsttechnik Müllrose (Direktor Ofm. Gerhard Henning) gegründet. Der Betrieb wurde Mitglied der Erzeugnisgruppe 22 (LKW W 50) im Bereich der Landtechnik, wo die
Grundinstandsetzungen von Baugruppen koordiniert wurden. Die Baugruppen wurden spezialisiert instandgesetzt: W 50-Motore im VEB Landtechnisches Instandsetzungswerk (LIW) Neuenhagen, Getriebe und Achsen im LIW Schwerin und Fahrerhäuser im Kreisbetrieb für Landtechnik Frankenhain. Mit der Gründung des neuen Instandsetzungsbetriebes sollten Reparaturen für alle Forstbetriebe der DDR durchgeführt werden, dazu wurden Investitionsmaßnahmen festgelegt. Im Zeitraum bis 1981 wurden eine neue Halle von
100 m x 24 m, mit Verwaltungsgebäude, Heizhaus und Wasserwerk aufgebaut.
Das Instandhaltungswerk Müllrose war auch für die Instandhaltung, Ersatzteilversorgung und den Kundendienst für Steyer-LKW, Atlaskrane der Typen 4002, 4010 und 3006, die Anhänger von Achtleitner, den LKW-Forstaufbau der Fa. Doll und für Bremssysteme der Fa. Grau aus Österreich und der BRD verantwortlich. Diese sogenannte NSW-Technik (nichtsozialistisches Währungsgebiet) wurde für die Forstwirtschaft ab 1980 über Österreich importiert. Dazu wurde zwischen dem Transportmaschinen Export-Import-Außenhandelsbetrieb und der Steyr-Daimler-Puch AG eine Vereinbarung abgeschlossen. Für die fachgerechte Reparatur stellte Steyr Spezialwerkzeuge, Werkstattausrüstungen und Dokumentationen zur Verfügung, schulte das Personal. Alle Betriebe der Forstwirtschaft waren angehalten Ersatzteile und Baugruppen neu zu fertigen oder aufzuarbeiten, um Importe zu reduzieren.
Am 1. Dezember 1985 übernahm Rudolf Rössler als Direktor den Instandsetzungsbetrieb Müllrose und führte für Grundinstandsetzungen an den LangholzLKW W 50 das Austauschverfahren ein. Durch die bereits genannte erhöhte Nutzungsdauer der LKW kamen die Fahrzeuge in einem erbärmlichen Zustand in Müllrose an. Die Fahrer konnten jedoch am selben Tag ein fast neues Fahrzeug übernehmen. Die Forstwirtschaft konnte nicht genügend Neufahrzeuge kaufen. 1986 waren 67,9 % der Holztransportfahrzeuge
in den Forstbetrieben verschlissen und mussten mit hohem Instandsetzungsaufwand über die normative Nutzungsdauer hinaus eingesetzt werden.

Im Jahr 1989 wurden z. B. 120 Fahrzeuge im Austausch an die Forstbetriebe ausgeliefert. Es wurden auch LKWW 50 L mit Kofferaufbauten für den Personentransport
im Wald an die Forstbetriebe geliefert.
Die Belegschaft des VEB Instandsetzung Forsttechnik Müllrose hatte sich am 30. April 1990 aus dem Kombinat Forsttechnik Waren verabschiedet und zum 1. Mai
1990 die Fahrzeug- und Maschinen-Service GmbH (FAMAS) gegründet. Die Treuhandanstalt bestellte den ehemaligen Direktor R. Rössler zum Geschäftsführer, was durch eine Vertrauensfrage durch die Belegschaft bestätigt wurde. Alle Auflagen der Treuhandanstalt, NL Frankfurt/O, zum Privatisierungskonzept wurden erfüllt. Es gab sechs Gesellschafter zu gleichen Anteilen, 44 Arbeitskräfte wurden übernommen und bis 1994 eine Million DM investiert. Die Gesellschafter gründeten 1994 ein Tochterunternehmen in
Polen (Rössler 2007).

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RE: Forsttechnik in der DDR

#13 von Keller , 04.11.2019 17:23

VEB Rationalisierung Holzausformungsanlagen (RHA) Potsdam

Im März 1967 wurde das Ingenieurbüro der VVB Forstwirtschaft Potsdam gegründet, 1970 umbenannt in VEB Ingenieurbüro Forstwirtschaft Potsdam. Zum Leiter wurde Lfm. Heinz Waldow berufen. Diese Ingenieurbetriebe sollten für die Forstbetriebe Systemanalysen, Wirtschafts- und Rationalisierungsprojekte erarbeiten, die Kooperation zur Holzindustrie fördern und den Erfahrungsaustausch organisieren.
Zur Rationalisierung der Produktion wurden im StFB Gardelegen ingenieurtechnische Projekte für die Planungs- und Leitungsarbeit erarbeitet, die den Hauungsbetrieb des
Forstbetriebes und die Holzlieferungen zur Sägeindustrie optimierten (Waldow 1967). Die Entwicklung und Fertigung von Ausrüstungen für Holzausformungsplätze in den 1960er Jahren durch Werkstätten der Forstbetriebe und den VEB Forsttechnik Oberlichtenau erfüllte nicht mehr die Anforderungen an die steigende Konzentration der Holzausformung. Der selbständige Betrieb gehörte zur VVB Forstwirtschaft.
Begonnen wurde mit sechs Forstingenieuren und fünf Fachingenieuren für Maschinenbau, Elektrotechnik und Bauwesen. Ein Gebäude für den Betrieb stand nicht zur Verfügung. Deshalb wurde der StFB Potsdam aufgelöst, die Oberförstereien den Forstbetrieben Belzig und Oranienburg zugeordnet. Mit der Auflösung der VVB Forstwirtschaft 1975 stand für die Projektierungs- und Konstruktionskapazitäten ein weiteres Gebäude zur Verfügung.
Die Kapazität wurde schnell erweitert, denn es galt, ein großes Holzausformungswerk vor dem Spanplattenwerk Tangermünde zu projektieren, die Ausrüstungen zu entwickeln sowie die Fertigung und Montage zu organisieren. Ein Holzausformungswerk mit einer Jahreskapazität von etwa 400 Tfm existierte bis dahin noch nicht.
1971 wurden der VEB Ingenieurbüro und weitere Institutionen mit Wirkung vom 1. Juni 1972 dem Institut für Forstwissenschaften Eberswalde unterstellt und das Ingenieurbüro der VVB Forstwirtschaft Suhl als Betriebsteil dem VEB Ingenieurbüro Forstwirtschaft Potsdam angegliedert.
Zum 1. Juli 1979 wurde aus dem Ingenieurbüro der VEB Rationalisierung Holzausformungsanlagen Potsdam (RHA) gegründet.
Dem VEB RHA mit dem Betriebsteil Suhl wurden noch die Ratiobauwerkstätten Potsdam und Hinterhermsdorf der StFB Belzig und Königstein zugeordnet, so dass der neue Betrieb auch über Fertigungskapazitäten verfügte und Montagearbeiten ausführen konnte.
Lfm. H. Waldow wurde zum Direktor berufen und der Betrieb in den Verband des VEB Kombinat Forsttechnik eingegliedert.
Seit 1970 arbeitete der Betrieb in Potsdam an der Projektierung von Holzausformungsplätzen unterschiedlicher Kapazität für die Kiefern-, Fichten- und Laubholzausformung. Es wurden Entladevorrichtungen,
Einschnittanlagen, Förder- und Sortiersysteme für variable Ausformungsanlagen konstruiert. Zur Rationalisierung der Projektierung und Fertigung entwickelte man ein Baukastensystem für die Ausrüstungen und Anlagen. Ein für die Forstbetriebe erarbeiteter Projektierungs- und Angebotskatalog enthielt wiederverwendungs- und nachnutzungsfähige Dokumentationen für alle technologischen und baulichen Anlagen.
Auf dieser Grundlage konnten sich Forstbetriebe für Einzelausrüstungen oder eine umfassende Investitionsmaßnahme durch den VEB RHA Potsdam als Generalauftragnehmer entscheiden. Der Katalog war als thematische Loseblattsammlung aufgebaut, wurde ergänzt und hatte einen Änderungsdienst.
Nach dem gesundheitsbedingten Ausscheiden von Lfm. H. Waldow wurde 1987 der langjährige Fertigungsleiter Dipl. Ing. Adolf Meckelburg zum Direktor berufen.
Mit der Projektierung eines neuen Fertigungsbetriebes im Industriegelände Potsdam wurde 1985 begonnen und 1989 war der Aufbau abgeschlossen.

Als Leitbetrieb für die Erzeugnisgruppe Holzausformungsanlagen und Holzbearbeitungsmaschinen hat der Potsdamer Betrieb mit zehn Fertigungsbetrieben
die Bedarfsermittlung und die Produktion koordiniert.
Der VEB RHA Potsdam hat etwa 80 Holzplatzanlagen entwickelt, gefertigt und montiert, das Personal geschult und den Kundendienst organisiert. Der Betrieb
hatte 1989 insgesamt 251 Mitarbeiter, davon 79 ingenieurtechnisches Personal.
Im Juni 1990 wurde der VEB RHA Potsdam durch die Treuhandanstalt Potsdam privatisiert und in die Maschinenbau- und Ingenieurbetrieb GmbH umgewandelt. Zeitgleich wurden die
Sommer Fahrzeugwerk GmbH mit Geschäftsführer A. Meckelburg, die KUBUS GmbH mit Dipl. Ing. Hans Jänicke und in Hinterhermsdorf die Stahl- und Anlagenbau GmbH unter Dipl. Ing. Hartmut Schütze gegründet
(Meckelburg 2007).


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RE: Forsttechnik in der DDR

#14 von Gutenmorgen , 04.11.2019 17:26

VEB Produktionsmittel- und Ersatzteilhandel Forsttechnik Waren (PEH)

Dieser Betrieb (Direktor D. Ritzow) entstand 1976 mit der Bildung des Kombinates Forsttechnik. Zu seinen Aufgaben gehörten der Import von Maschinen und Ersatzteilen, die Bedarfsermittlung von Forsttechnik in den Forstbetrieben, die Organisation der Kooperation für die Maschinen- und Ersatzteilfertigung mit Werkstätten und Betrieben der Land- und Forstwirtschaft sowie der Industrie.
PEH entwickelte ein System von 62 Kooperationswerkstätten und den Kundendienst für die in den Forstbetrieben eingesetzten Maschinen und Geräte.
Der Betriebsteil Menz-Neuroofen (Leiter Dipl. Ing. Gerhard Poltier) war Zentrallager für Ersatzteile und Baugruppen der Importtraktoren aus der Tschechoslowakei, Rumänien, der Sowjetunion und für die polnischen Anbauhacker. Das Fertigungsprogramm umfasste Hackschnitzelaufbauten für LKW und Anhänger, Entastungstechnik, Gleitschutzketten für Traktoren, die Baugruppeninstandsetzung und Ersatzteilproduktion.

1990 gründete G. Poltier mit der Treuhandanstalt die Menzer Forsttechnik GmbH, ein Handels- und ServiceUnternehmen für Stihl- und Viking-Erzeugnisse.
Der Betriebsteil Malchow des VEB PEH Waren hatte vergleichbare Aufgaben für andere Maschinentypen zu erfüllen und wurde 1990 im Rahmen der Privatisierung von H. Depner als MAFA GmbH, einem Handels und Servicebetrieb, gegründet.

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RE: Forsttechnik in der DDR

#15 von Renate , 04.11.2019 17:33

Die Betriebsakademie des Kombinats Forsttechnik

Zu den Aufgaben des Kombinats gehörte auch die Qualifizierung von Bedien- und Instandsetzungspersonal für neue Forsttechnik. In Lychen (Bezirk Neubrandenburg) wurde ein Gebäude mit Schulungsräumen, Werkstatt und Unterkünften ausgebaut.
Die Kapazitäten waren beschränkt, die Entfernung von Waren/Müritz für Lektoren groß.
Deshalb wurde 1981 das stark sanierungsbedürftige Schloss Varchentin vom Kombinat übernommen und bis 1983 zum Schulungs- und Trainingszentrum ausgebaut. Leiter der Betriebsakademie war Fm. Werner Gadau.
Mit dem Einsatz neuer Technik in den Forstbetrieben z. B. Forwarder, Harvester, Großhacker oder LKW Steyr wurden Bedienpersonal, Schlosser und Einsatzleiter ausgebildet. Für die in den Kombinatsbetrieben entwickelte Forsttechnik wurden Entwicklungsingenieure als Lektoren eingesetzt. Es standen Werkstätten, Maschinen und in den umliegenden Revieren Flächen
für die Ausbildung zur Verfügung.


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