Gedanken zur Einheit

#1 von Kaktus , 28.11.2019 23:42

Die soziale Absicherung der ex NVA-Soldaten, die in den Wendejahren oftmals ihre Stellung verloren, hielt man für vernachlässigbar. Dem bestehenden Dilemma begegnete die Bundesrepublik Deutschland mit einer Doppelstrategie. Sie baute erstens einseitig die Bestände der NVA ab, um in jener Epoche der Entspannungspolitik ihre Abrüstungsverpflichtungen zu erfüllen, und ließ indes die Bundeswehr in ihrer alten Stärke bestehen.
Zweitens wurde alles Verwertbare aus der DDR-Armee der Bundeswehr hinzugefügt — und mehr noch: den NATO-Partnern zur Verfügung gestellt, bei denen man sich lieb Kind machen wollte.
Ein Blick auf einen vergessenen und verdrängten Aspekt der deutschen Geschichte.

Auch die Unternehmen der Speziellen Produktion benötigte der neue, alte deutsche Staat nicht. Für die Ausstattung der Bundeswehr sorgten die etablierten Wehrtechnikhersteller der Bundesrepublik. Mit denen man lukrative WinWin-Geschäfte machte. Auf deutsch: Korruption

Die ostdeutschen Unternehmen der Branche waren plötzlich unliebsame Konkurrenten auf den angestammten Märkten des Westens, an deren Erhalt kein westdeutscher Wirtschaftsführer oder Politiker Interesse haben konnte. Sie hatten in Bonn keine Lobby, ohne deren segensreiches Wirken das Geschäft im Wehrtechnikmarkt noch nie funktionierte. Die Währungsunion brachte den Unternehmen der Speziellen Produktion zudem den Zusammenbruch der Ostmärkte, weil die Kunden die nun geltenden D-Mark-Preise nicht zahlen konnten.

Daher bedurfte es einer tragenden kommunikationspolitischen Idee für die Abwicklung häufig modern ausgerüsteter ostdeutscher Wehrtechnikunternehmen. Mit dem Hinweis auf die hohen Anforderungen der internationalen Märkte, den sich verschärfenden Wettbewerb und das angeblich zu geringe technologische Niveau der Produktion im Osten wurden Unternehmen zerschlagen und — der reinen Lehre folgend — häufig unter Wert privatisiert.


 
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RE: Gedanken zur Einheit

#2 von Gilbert , 28.11.2019 23:45

Die damalige Bundesregierung erkaufte sich das Wohlwollen der westlichen Führungsmacht durch die Übergabe von Schutzmasken, Wasserbehältern, mobilen Duschanlagen, Sanitätskraftwagen, Tankfahrzeugen und Pioniertechnik aus Beständen der NVA an die US-Army. Die Führung der amerikanischen Hightech-Armee hatte zwar dafür gesorgt, dass die Einheiten im Gefecht per Laptop und GPS geführt werden konnten, doch auf einen Schlagabtausch unter Einsatz von Massenvernichtungswaffen durch einen scheinbar zu allem entschlossenen Gegner war die Invasionsarmee offenbar nur unzureichend vorbereitet. Da kamen die Ausrüstungen der NVA für die ABC-Waffenabwehr — überwiegend aus DDR-Produktion — gerade recht.

Besonders Israel erhielt Exemplare fast aller in der NVA genutzten Raketensysteme (Schiff-Schiff-, Luft-Luft-, Luft-Boden-Raketen, Gefechtsköpfe der Rakete Luna M, Panzerabwehrlenkraketen und Fliegerabwehrraketen). Hinzu kamen die Radar-, Laseraufklärungs- und Gefechtsfeldüberwachungssysteme der NVA, Freund-Feind-Kenngeräte, das Radar für die MiG-29, Feuerleitsysteme sowie Mittel der Funkgegenwirkung, die Fla-Selbstfahrlafette Schilka, Panzer- und Schützenminen, Minenräumgeräte und der Torpedo SAET-40.

An Großbritannien gingen Exemplare von Kampfschiffen der Volksmarine, Raketen, die Jagdbomber SU-22M4 und MiG-23BN, die Raketensysteme Luna M und Rubesh (Küstenraketensystem), der Torpedo SAET 40, Schiffsminen, Panzer- und Schützenminen sowie Minenräumgeräte, während der französische Warenkorb Panzerabwehrlenkraketen, Handfeuerwaffen, Nachrichtensysteme und den Raketenkomplex Luna M enthielt. Die Niederlande beschränkten sich — vergleichsweise bescheiden — auf die technische Auswertung der Schiff-Schiff-Raketen und des Torpedos SAET 40.

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RE: Gedanken zur Einheit

#3 von Jörg , 19.01.2020 15:23

Ein Beitrag von Gerhard Feldbauer, ehemaliger Botschafter der DDR, zur Rolle von Modrow und Gysi bei der Abwickelung der DDR und der Umgestaltung der SED zu einer sozialdemokratischen Partei.

Vorhersebarer Verrat

 
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RE: Gedanken zur Einheit

#4 von Jens , 19.01.2020 15:27

Hmm tja, ein Hammer und der Verrat treibt einem Fast die Trönen in die Augen.

Zitat
CIA übernimmt das Kommando
Am 10. Januar 1989 berichtete die FAZ, dass in Bonn CIA-General Vernon Walters als Botschafter das Kommando übernahm, um »die letzte Ölung zu geben, kurz bevor der Patient stirbt«. Der Patient war die DDR, gegen die der Hauptstoß geführt wurde, um, so Walters, »dem sowjetischen Sicherheitssystem das Herz herauszureißen«. Zu Walters Unterstützung hatte US-Präsident Georg Bush sen. eine »European Strategy Steering Group« unter Leitung von Vizesicherheitschef Robert Gates gebildet, die in Bonn durchsetzte, der DDR »jede wirtschaftliche Unterstützung zu verweigern, bis tiefgreifende politische Reformen eingeleitet« seien. Als am 9. November 1989 die chaotische Grenzöffnung nach Westberlin erfolgte, war Walters, wie einem Bericht des International Herald Tribune vom nächsten Tag zu entnehmen ist, bereits vor Ort und beobachtete von einem Hubschrauber aus das für die weitere Entwicklung entscheidende Ereignis des Mauerfalls, dem »Moskau ruhig zugeschaut« habe.



Oft ewar zu hören das 1989/90 kein demokratischer Umbruch vom Volke auf der Strasse war.
Hier ist doch dargestellt das die DDR sturmreif geschossen wurde und quasi ein großes US-Geheimdienstaufgebot den ganzen Mist führte.

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RE: Gedanken zur Einheit

#5 von Roland , 15.10.2020 11:50

Nur weg hier! Tina verließ vor 30 Jahren, genau am 23.02.1990, mit nur einem Rucksack unterwegs, ihre Heimat Rügen in Richtung Westen. „Nur weg hier!“, sagte sie mir an der B-105 in Stralsund. Dabei entstand dieses Foto. Die Anhalterin nahm ich im Auto bis Rostock mit. Ich fragte sie: „Warum willst Du Eltern, Freunde, Hab und Gut verlassen?“ - Ihre Antwort: „Ich habe die ungeklärte Job-Situation satt. Ich will mein eigenes Glück in Hamburg suchen!“ Hat sie es dort gefunden? Ich wünsche es ihr.

Angefügte Bilder:
tina.jpg  
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#6 von Mahler , 15.10.2020 11:58

Vor 30 Jahre übernahm der neue Minister für Abrüstung und Verteidigung die Amtsgeschäfte in Strausberg. Quelle: MOZ v. 18. April 2020

Angefügte Bilder:
ablass.jpg  
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RE: Gedanken zur Einheit

#7 von Bongo58 , 15.10.2020 12:07

30 Jahre deutsche Wiedervereinigung
Für viele ging ein Traum in Erfüllung, für viele wurde es zum Alptraum.
Traumhaftes Wetter war, als im April 1991 zum ersten Mal, MiG-29 in Bremgarten eine Zwischenlandung machten.
© M.Baumann

Angefügte Bilder:
mig29Bremgarten.jpg  
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#8 von Oldie , 03.01.2021 14:39

DDR Verfassung
Eine, wie ich finde , interessante Meinung.
Bis 1969 ist die DDR Verfassung die Verfassung deutscher Nation,welche von Putschisten Honecker ,der aus dem Saarland vom Westen geschickt wurde,in Verfassung der DDR geändert wurde.
Er führte NS Recht wieder ein,er war für den Mauerbau verantwortlich,ebenso für die Todesschützen an der Mauer.
Ulbricht sagte damals vor der Presse die Wahrheit,denn die Steine hatte Ulbricht für den Wohnungsbau frei gegeben.

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RE: Gedanken zur Einheit

#9 von William G. , 03.01.2021 14:41

Sprechen wir es im Klartext aus.
Die Krim wurde nach klarem Volksentscheid pro Anschluss an Russland völkerrechtlich regulär an die Russische Föderation angeschlossen.
Dagegen
Die DDR wurde ohne völkerrechtliche Grundlage ohne Volksentscheid und ohne Legitimation annektiert, in allen Punkten rechtswidrig und
damit NICHTIG !
Unsere Verfassung 1968 besteht noch heute und ist gültig, wir brauchen uns nur zu ihr bekennen.
Auf Grundlage der Verfassung der DDR im Zustand NACH DER WENDE sind auch alle Gesetze gültig und können sämtliche Strukturen reaktiviert werden.
Durch das Volk.

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RE: Gedanken zur Einheit

#10 von Marion , 29.01.2021 21:30

Die Wirtschaft wurde ausgeraubt und um den Ertrag wichtiger Patente gebracht.
Die Handelsmarine verscherbelt.
Die größte Fischfangflotte der Welt verscherbelt. von der heute die Verarbeitungsschiffe noch fahren. .
Die Baukombinate mit ihren Patenten.
Das Fotochemische Kombinat aus welchen das Wissen für Beschichtung zb. Solarzellen stammt.
Das CKB wo gerade aktuell: Kesla ( zum Glück in ost Hand entstanden) wofasept und Wofasteril produziert wird.
Inoffiziell sogar unter anderem Namen bei der Bundeswehr und unter Original Namen beim österreichischen Heer verwendet wird
Die DDR brachte den erste FCKW freien Kühlschrank ...


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RE: Gedanken zur Einheit

#11 von Suchebator , 14.06.2022 21:56

Der angeblichen Wiedervereinigung liegt ein historisch oftmals begangener Denkfehler zugrunde: Westdeutschland meinte, die DDR habe verloren und sich deshalb zu fügen. Eine tatsächlich kooperative Zusammenarbeit hat es nie gegeben. Noch heute sind nahezu alle zentralen Positionen in der Administration, bei Gerichten und Behörden auf dem Gebiet der ehemaligen DDR mit Westdeutschen besetzt. Das materielle Eigentum der DDR wurde weit unter Wert verscherbelt, das intellektuelle nahezu komplett zerstört. Dieser Skandal wurde bis heute nicht aufgearbeitet.

Mit dieser Übernahme der DDR aus einer Siegermentalität heraus ist eine Sollbruchstelle entstanden, an der im Fall einer tiefgreifenden Krise die Bundesrepublik auseinander brechen wird. Die DDR existierte gut 40 Jahre, aber ihre ehemaligen Landesgrenzen sind auf der sozioökonomischen Landkarte der Bundesrepublik auch über 30 Jahre nach der Wiedervereinigung noch immer deutlich sichtbar. Jener der Wiedervereinigung zugrunde liegende Denkfehler wiederholte sich auf europäischer Ebene. Die Sowjetunion galt als besiegt, ihr Nachfolgestaat Russland hatte sich den westlichen Regeln zu beugen.


 
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RE: Gedanken zur Einheit

#12 von Suchebator , 14.06.2022 22:02

Zurück nach Deutschland: Im Rahmen der Wiedervereinigung wurde den Deutschen von den europäischen Partnern die Zustimmung zum Euro abgetrotzt. Der Euro sollte das wieder groß gewordene Deutschland vor allem wirtschaftspolitisch domestizieren. Man fürchtete eine deutsche Dominanz. Die Angst vor Deutschland war nicht vollständig verschwunden - aus gutem Grund, wie sich zeigen sollte. Denn was als Kontrollinstrument gegenüber Deutschland gedacht war, wurde zum Kontrollinstrument Deutschlands über den Euroraum. In einem machtpolitisch genialen, für die EU aber verheerenden Schachzug gelang es dem deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble im Rahmen der globalen Finanzkrise von 2008, den Euro zum deutschen Machtinstrument zu machen. Deutschland diktierte fortan seine Regeln. Die europäischen Nationalstaaten befanden sich untereinander in einer ökonomischen Konkurrenzsituation, während sie in einer gemeinsamen Währung gefangen waren.

Diese Situation konnte das wirtschaftlich starke Deutschland für sich nutzen. Seit der Finanzkrise wird in der EU wirtschaftspolitisch ausschließlich Deutsch gesprochen. Deutschland gelang es zudem, zahllose bedeutende Posten in der EU mit Deutschen oder Personen zu besetzen, die bereit sind, deutsche Politik zu exekutieren. Diese Ausdehnung deutscher Macht über den Euroraum und die EU ist erkauft mit dem Verzicht auf wirtschaftlichen Erfolg der EU. Das Wachstum in der EU und im Euroraum bleibt niedrig. Der Euroraum ist seit 2008 in einer permanenten Krise. Die neoliberalen Konzepte, auf deren Durchsetzung und Einhaltung Deutschland besteht, garantieren einerseits die Durchsetzung deutscher Machtinteressen innerhalb der Währungsunion. Andererseits koppeln sie den Euroraum von der weltweiten wirtschaftlichen Entwicklung ab.


 
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RE: Gedanken zur Einheit

#13 von Ahlgrimm , 15.02.2023 13:52

Die gekaufte Revolution
Aus Ruinen der DDR hätte etwas ganz Neues auferstehen können — stattdessen siegte das alte BRD-System auf ganzer Linie. Exklusivabdruck aus „Der Schnee von gestern ist die Sintflut von heute“.

https://www.rubikon.news/artikel/die-gekaufte-revolution-2


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zuletzt bearbeitet 15.02.2023 | Top

   

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