Heldrastein
Der Heldrastein ist Berg südwestlich von Treffurt in Thüringen nahe der Grenze zu Hessen.
Auf dem Heldrastein befand sich ab 1890 ein Aussichtsturm und ein Forsthaus, das in den Sommermonaten als Gastwirtschaft diente. 1927 errichtete ein Gastwirt aus dem nahen Lüderbach ein neues Lokal mit Übernachtungsmöglichkeiten. Nach dem Zweiten Weltkrieg und während der Zeit der deutschen Teilung lag der Berg im DDR-Grenzsperrgebiet und war damit für die Bevölkerung ab 1952 nicht mehr erreichbar. Der Aussichtsturm und die Gastwirtschaft wurden abgerissen.
Ab 1962 entstand auf dem durch Wachposten und zusätzlicher Umzäunung gesicherten Gelände der Hüneburg eine Funkaufklärungsstation der Staatssicherheit mit dem Tarnnamen KONDOR. Die in einer Holzbaracke untergebrachte Mannschaft wurde von der Bezirksverwaltung Erfurt gestellt und umfasste einen Oberfunker als Stationsleiter und Hauptsachbearbeiter (Rang Hauptmann), sechs Funker als Sachbearbeiter (Rang Oberleutnant) sowie einen Kraftfahrer, auch ausgebildet als Ersatzfunker (Rang Leutnant). Die Station verfügte über 10 Funkempfänger vom Typ 2070 und 10 Tonbandgeräte. Auf der Freifläche der Hüneburg waren zunächst mobile UKW- und Richtfunkantennen aufgebaut, später (ca. 1980) entstand zusätzlich ein Gittermast mit Kuppelbau als Antennenträger.[8]
Ab 1973 erhielt auch die Einheit Funkaufklärung des DDR-Grenzregimentes in Mühlhausen/Thüringen einen Stützpunkt auf dem Heldrastein zugewiesen, dieser trug den Tarnnamen FICHTENNADEL 4. Die Aufgabe des Funkaufklärungstrupps 4 (FuaT4) Schnellmannshausen/Heldrastein bestand in der Arbeitsgemeinschaft und Arbeitsteilung mit der Abhörstation KONDOR zur lückenlosen Überwachung des Funkverkehrs der gegnerischen Seite (UKW-Funknetze des Bundesgrenzschutz, des Grenzzolldienstes sowie der Landespolizei der Bundesrepublik) im grenznahen Raum. Beide Einheiten waren durch gesicherte Fernsprech- und Fernschreibsysteme miteinander vernetzt. Die weitere Existenz des Stasi-Aufklärungsstützpunktes auf dem Heldrastein sollte fortan selbst den wehrpflichtigen Grenzsoldaten im Grenzabschnitt Ifta-Treffurt verborgen bleiben. Ab dem Jahr 1975 verfügte KONDOR über 16 funktechnisch verbesserte Empfänger vom Typ 2070 und 12 Tonbandgeräte.
Ab 1980 entstand auf dem Heldrastein der Funktechnischer Posten 713 (FuTP-713) der Funktechnischen Kompanie in Steinheid als Radarstation der DDR-Luftstreitkräfte/Luftverteidigung. Die Einheit beobachtete den Luftraum im zugewiesenen Bereich „Thüringer Pforte / Thüringer Becken“ - insbesondere unter 500 m Flughöhe und leitete die Aufklärungsergebnisse zur Luftlage über gesicherte Drahtverbindungen an den Gefechtsstand des Funktechnischen Bataillons 51 (FuTB 51) in Sprötau bei Erfurt weiter. Die Einheit bestand aus einem Offizier als Stationsleiter, dem Gruppenführer Funkorter (Rang Unteroffizier) sowie drei Soldaten mit Ausbildung zum Elektromechaniker, Militärkraftfahrer und Funkorter. Die Funkmess-Station P15-M war mobil in einem LKW SIL 157 K untergebracht, der mit Aggregateanhänger nahe der Felskante postiert wurde. Die Station wurde jeweils vom 1. April bis 31. Oktober aufgebaut, die Unterbringung erfolgte in Militärzelten. Die Dienstausübung erfolgte in der Uniform der DDR-Luftstreitkräfte.
Unmittelbar nach der Grenzöffnung 1989 wurde die Stasi-Überwachungsstation KONDOR aufgegeben und die technischen Anlagen demontiert oder unbrauchbar gemacht. Die Zerstörung des Gittermastes und der Unterkünfte unterblieb, dieses Areal wurde im März 1990 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Anfang 1990 gründete sich eine Interessengemeinschaft, die umgehend mit der touristischen Wiedererschließung des Heldrasteines begann.[10] Wanderwege wurden wiederhergestellt und 1996 wurde der Turm der Abhöranlage in einen Aussichtsturm, den Turm der Einheit, umgebaut. Verbunden damit ist eine Schutzhütte und eine Ausstellung über die Grenzanlagen, die ganzjährig zu besichtigen ist. Über den Heldrastein führt der Wanderweg Premiumweg 6.
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