Fährhafen Mukran

#1 von Antoni , 01.01.2022 20:12

Ein Prestigeobjekt der DDR für den Handel per Fähren mit der UdSSR. Als in den 80ger Jahren die Polen für Moskau unzuverlässig wurden, liefen über Mukran auch diverse Truppentransporte der Sowjetarmee.
Der Hafen wurde 1986 als Fährhafen Mukran speziell für die Fährverbindung Mukran–Klaipėda in Betrieb genommen.
Der Fährhafen Mukran ist der größte deutsche Eisenbahnfährhafen, außerdem verfügt er als einziger Hafen in Mitteleuropa über Gleisanlagen der russischen Breitspur.
Am Hafenausbau waren auch zahlreiche Bausoldaten der NVA beteiligt.
Auch ein Gebäude für die sowjetische Kommandantur war gefordert.

Im Buch "Ostseefähren im kalten Krieg" ist dies auf Seite 42 / 43 gut beschrieben. Allerdings ohne Egon ...Laut diesem Buch lief der Schriftverkehr mit Schürer und Stoph ...

Gefordert war zuerst Platz für bis zu 180 Personen. Später für nur noch 120 Personen und dafür ein 18-20 Millionenbau.
Letztendlich wurden 42 Militärangehörige in der ehemaligen Kartoffelschälküche der Betriebsküche untergebracht. Für die Unterbringung von Begleitpersonal standen Mannschaftswaggons zur Verfügung. Zur Unterbringung wurde auch das Ferienheim Völkerfreundschaft genutzt.


Antoni  
Antoni
Beiträge: 2
Punkte: 6
Registriert am: 18.12.2021


RE: Fährhafen Mukran

#2 von Lachner , 01.01.2022 20:13

Auf einem stattgefundenen Vortrag vor Ort dazu hat eine damals technische Führungskraft u.a fundiert über die Portalkrananlage in einer Halle zum Komplettheben von Waggons zum Tausch der Radsätze zum Zweck des Umspurens berichtet. Sie sollte 300 Tonnen heben können.

Kam bei uns die Frage auf: was soll ein 300 to Eisenbahnwaggon ? Selbst mit einem Castor (die gab es damals schon und in unterschiedlichen Größen) zum Kernwaffentransport, oder mit ein zwei Panzern, nicht zu schaffen. Was meint ihr dazu ?

 
Lachner
Beiträge: 29
Punkte: 33
Registriert am: 16.10.2015


RE: Fährhafen Mukran

#3 von Werner , 01.01.2022 20:14

Er sprach von 120 Tonnen. Ich sass zwar am anderen Ende vom Raum aber von 300 Tonnen habe ich nichts gehört. Seiner Meinung nach eine perspektivische Ausrüstung wegen der Castor-Geschichte. Dieser Gast im Vortrag machte einige interessante Ausführungen. Nein, nicht die Deckenkrananlage war zum Heben der Waggons ausgelegt, die Hebestempel daneben übernahmen diese Funktion. In dem neuen Buch ist ein Foto davon enthalten. Die Deckenkrananlage war für die Drehgestelle oder Reperaturarbeiten oder ähnlichen. Ich stellte gezielte Fragen an den Gast wegen dieser Sache. Auch war die Rede davon das ein Waggon auf der Fähre mit maximal 60 Tonnen ausgelegt war, bei maximal 103 Stück insgesamt.

 
Werner
Beiträge: 44
Punkte: 72
Registriert am: 25.02.2016


RE: Fährhafen Mukran

#4 von Lachner , 01.01.2022 20:15

Sehr schön, da wird dass ja langsam klarer. 120 Tonnen als Stempel (mit je 30 Tonnen) sind dann sicher ok.

Das Buch selbst ist gut. So viel Zeit bleibt einem nicht, um dies alles lesen zu wollen.

 
Lachner
Beiträge: 29
Punkte: 33
Registriert am: 16.10.2015


RE: Fährhafen Mukran

#5 von Werner , 01.01.2022 20:16

Ja, das ist richtig. Mit 103 Waggons mit je 60 Tonnen war die Fähre halt "voll".


Der Buchautor von "Eisenbahnfähren in der Ostsee" ist Journalist beim Hamburger Abendblatt.
Hätte der Autor die Möglichkeit gehabt den geheimnissvollen Gast bei der Buchvorstellung im Rahmen seiner Recherchen zu befragen dann hätte es meiner Meinung nach im Buch noch mehr Salz in der Suppe gegeben.

Man sollte sich davon lösen ein Buch oder einen Autor vorzuverurteilen wenn man das betreffende Werk noch nicht einmal selbst in der Hand hatte wie auch die Sache mit dem jeweiligen militärischen Dienstbezug des betreffenden zum Thema des Buchinhaltes. Das ist die klassische Geschichte mit dem 30jährigen Krieg .... den Hinweis das man als "Außenstehender" erst über ein Thema berichten darf wenn die Beteiligten tot sind lasse ich übrigens nicht gelten.

Diese Argumentation ist mir bekannt und wir immer wieder gerne genutzt. Und natürlich auch zutreffend. Man kann andere sicher nicht dafür verurteilen es getan zu haben wenn man selbst diesen Weg nicht geht oder gegangen ist.

 
Werner
Beiträge: 44
Punkte: 72
Registriert am: 25.02.2016


RE: Fährhafen Mukran

#6 von Stefan , 01.01.2022 20:17

Mukraner Hafen kann auch schwere Lasten umschlagen
Mecklenburg-Vorpommerns Energieminister Christian Pegel hatte 2017 den neuen Liegeplatz 10 im Mukraner Hafen offiziell freigegeben. Das Land hatte den Bau des 5,1 Millionen teuren Anlegers mit 4,55 Millionen Euro gefördert.
Notwendig war der Bau geworden, weil die Güter, die die Schiffe in Mukran laden und entladen, immer schwerer werden. Vor allem die Komponenten für die riesigen Meereswindanlagen wiegen viel. Der Liegeplatz wurde deshalb als Schwerlastkai hergerichtet. Während die Oberfläche beim normalenn Container-Umschlag einer Belastung von drei Tonnen je Quadratmeter standhalten muss, ist die Belastungsgrenze am 125 Meter langen neuen Liegeplatz in Mukran siebenmal so hoch.
Drei Schiffsanläufe hat es am neuen Kai schon gegeben. Zurzeit werden dort riesige und schwere Elemente verladen, die die Verbindung zwischen den Fundamenten und den Pfählen der Windräder bilden.

Stefan  
Stefan
Beiträge: 29
Punkte: 53
Registriert am: 24.02.2016


RE: Fährhafen Mukran

#7 von Lotse , 01.01.2022 20:18

Die ARD sendete 2017 eine TV-Dokumentation über die Geschichte der Fährverbindung Mukran–Klaipeda. Autoren: Jürgen Ast, Wolfgang Klietz; mit Unterstützung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur


Es geht dabei u.a. auch um den Abzug der letzten sowjetischen Kernwaffen aus Deutschland.
Einen Artikel "Mukran – Fährhafen der DDR" zur Geschichte des Fährhafens gibt es in einer Ausgabe von 2c017 der Zeitschrift Militärgeschichte, S. 18-21


Lotse  
Lotse
Beiträge: 178
Punkte: 322
Registriert am: 17.10.2015


RE: Fährhafen Mukran

#8 von Oppenheim , 01.01.2022 20:19

Ostseefähren im Kalten Krieg
Erschienen: März 2012
Auflagenart: Neuausgabe
Ausstattung: Hardcover
Format: 21,0 x 25,0 cm
Seitenzahl: 192
Abbildungen s/w: 112
Karten: 4
ISBN: 978-3-86153-673-4
Reihe / Kategorie: Geschichte in Bild und Text
Zwischen 1982 und 1986 wurde bei Sassnitz auf Rügen das größte Verkehrsprojekt der DDR verwirklicht: Für zwei Milliarden Mark errichteten in Mukran Tausende Arbeiter und Hunderte Bausoldaten einen vier Kilometer langen Fährhafen mit 120 Kilometern Gleisanlagen. Fünf riesige Doppelstockfähren mit Breitspurgleisen wickelten fortan einen großen Teil des Güterverkehrs mit der Sowjetunion von hier aus ab, wodurch ein zeit- und kostenaufwändiger Transit durch Polen vermieden wurde. Zugleich war es damit möglich, unbemerkt von Dritten gefährliche Militärgüter über die Ostsee zu transportieren. Die Fähren besaßen dafür in ihrem Inneren geheime Mannschaftsräume für 300 Soldaten.
Wolfgang Klietz legt eine anschauliche Dokumentation dieses Fährverkehrs im Kalten Krieg vor, wobei er die politischen Hintergründe genauso beleuchtet wie die Überwachungsaktionen der Geheimdienste und die Planungen für analoge Verbindungen nach Lübeck und Kiel.

 
Oppenheim
Beiträge: 18
Punkte: 38
Registriert am: 03.07.2016


RE: Fährhafen Mukran

#9 von Hein , 01.01.2022 20:21

Fährhafen Mövenort/Rügen

Fast wäre dem späteren Fährhafen Mukran in den 60ger Jahren der Rang abgelaufen. Denn im Auswahlverfahren war erst für den Hafen Mövenort bei Dranske entschieden worden.
Ich bin zu Faul alles selbst zu schreiben. Bitte lest selbst: https://de.wikipedia.org/wiki/Hafen_M%C3%B6venort

Wir sehen die DDR und SU schon damals knapp bei Kasse.


Hein  
Hein
Beiträge: 12
Punkte: 12
Registriert am: 13.12.2021

zuletzt bearbeitet 01.01.2022 | Top

RE: Fährhafen Mukran

#10 von Ulrich , 01.01.2022 20:23

Das Mukran dann später der Rügenhafen werden sollte lies Kapitän zu See Fritz Minow in seinen Erinnerungen bereits bereits anklingen.
Wir hatten im alten Forum bereits dazu geschrieben.
Mövenort war das Fährhafenprojekt und Mukran war das Kriegsschiffprojekt unter dem Mäntelchen eines Fährhafens. Daher auch die etwa 16 großen Liegeplätze.

In die Grätsche kam dann die Unsicherheit in Polen. Damit waren dann die Truppenverlegungen der zweiten Staffel mittels Bahntransport gefährdet. Im zweiten Part übernahm die CA auch die polnische Rolle in der Küstenfront.
Aus dieser Situation heraus kamen Entschluss und Befehl aus Moskau zur Schaffung einer Eisenbahnfährverbindung DDR-SU in Form Mukran-Klaipeda.
So das selbst der sogenannte Truppenaustausch zur GSSD dann im Eisenbahn-Landtransport via Polen fast zum Erliegen kam.

Nicht umsonst kam auch zeitig das sowjetische Hafenkommandantur.

Ulrich  
Ulrich
Beiträge: 29
Punkte: 53
Registriert am: 24.02.2016


   

Verwaltungsakademie Forst Zinna /Jüterbog
VEB Elastic Mieder

Xobor Forum Software von Xobor
Datenschutz