Wachkommando Missionsschutz des MdI

#1 von Fernschreiber , 21.03.2022 00:39

Dort war ich nach meinem Wehrdienst gelandet. Zuständig für die Fernschreibstelle/Vermittlung. Da ich nicht mit raus musste war alles recht gut zu ertragen.

Es war dem MdI unterstellt und hatte seinen Sitz in Berlin Kaulsdorf
Ehemalige unterteilte es sich in
Wache Mitte
Wache Pankow
und
Wache Treptow

Die Aufgabe des Wachkommando Missionsschutz ( kurz WKM genannt) lag im Schutz aller diplomatischer und konsularischer Einrichtungen in Berlin.
Das WKM unterstand direkt dem Polizeipräsidium in der Keibelstraße und gliederte sich wie folgt auf:
a) Das Kommando Kaulsdorf
Am Standort Kaulsdorf hatte der Stab inklusive des ODH-Bereichs, die in zivil agierende "Beobachtergruppe" und die "Zentralen Einsatzkräfte" nebst einer eigenen Verkehrspolizeigruppe ihren Sitz. Bei den so genannten " Zentralen Einsatzkräften" handelte es sich um besonders bestätigte Polizisten, die an allen Objekten eingesetzt werden konnten. Auf die "Zentralen Einsatzkräfte" agierten als eine Art "Feuerwehr" oder Lückenfüller bei kurzfristig sich ergebenen Schwerpunkten oder wenn in anderen Wachen, aus welchen Gründen auch immer, Personalnot handelte.

Wachen gab es in Berlin-Mitte, Berlin-Karlshorst und Berlin-Pankow.
Der Bereich Pankow untergliederte sich noch extra in einen A und einen B-Bereich. Für die Bewachung der Ständigen Vertretung der BRD existierte eine seperate Truppe, welcher in einer ehemaligen Wohnung in der Hannoverschen Straße gegenüber der Ständigen Vertretung untergebracht war. Im WKM-internen Sprachgebrauch wurde die "StÄV" als " Objekt 80" bezeichnet. Für die Botschaft der USA kam ebenfalls eine eigens ausgesuchte und bestätigte Gruppe zum Einsatz.
In jeder Wache existierten vier Wachabteilungen, mit einem meist im Range eines Hauptmanns stehenden Wachabteilungsleiter an der Spitze. Zur Erfüllung seiner Aufgaben standen ihm ein Stellvertreter sowie vier Gruppenführer zur Verfügung. In jeder Wachabteilung gab es einen FDJ-Sekretär nebst Stellvertreter, sowie einen Parteisekretär. Die Wachen wurden vom Wachenleiter, Major oder Oberstleutnant, sowie dessen " Stellvertreter für politische Arbeit" geführt. Das Herzstück jeder Wache bildete der Bereich des im 24-Stundendienst stehenden Diensthabenden. Hier liefen über Funk und Telefon alle relevanten Meldungen ein.
Die Angehörigen des WKM gehörten durchweg zur Schutzpolizei, obgleich viele von ihnen vorher in anderen Sparten der Polizei Dienst taten. Man traf hier auf frühere Feuerwehrleute, Strafvollzugsangehörige oder Mitarbeiter von Meldestellen. Es gab aber auch, sowie in meinem Fall, Direkteinstellungen für das WKM. Die Werbung erfolgte im letzten Diensthalbjahr bei der Armee. Für den Dienst im WKM wurde in den VPKÄs und Revieren in der gesamten DDR emsig geworben. Es kam dabei zu den skurrilsten " Geschäften". Ein Volkspolizist machte eine Beförderung zur Bedingung, wenn er sich für drei Jahre im WKM verpflichten würde. Obwohl laut Laufbahnordnung noch lange nicht dran, beförderte man ihn. Ein anderer verursachte unter Alkohol stehend, einen Verkehrsunfall. Man stellte ihn vor die Alternative entweder den Dienst zu quittieren, oder ein paar Jahre zum WKM zu gehen. Für einige VP-Dienststellen war das WKM die beste Möglichkeit um unfähige oder Problem behaftete Mitarbeiter loszuwerden. Mitarbeiter mit Alkoholproblemen waren besonders in den abgelegenen Bereichen Pankows nicht selten. Dem WKM standen zwei Wohnheime zur Verfügung. Eines befand sich im Kornmandelweg in Berlin-Biesdorf und das andere in der Heinrich-Heine-Strasse, in der Nähe der damaligen GÜST.
Die Aufgaben der WKM-Posten variierten je nach der Bedeutung des Objektes. Wachaufgaben nahmen natürlich alle wahr. An Objekten von Nato-Staaten, inklusive Residenzen und Wohnhäuser, fungierten die WKM-Posten allerdings zusätzlich auch als Überwacher. Auf einem so genannten KFZ-Zettel mussten Ankunft und Abfahrt des Botschafters nebst Ehepartnern sowie leitenden Botschaftspersonal vermerkt werden. War die Botschafter der USA oder Großbritanniens zum Beispiel beim australischen Botschafter zu Gast, musste der dortige Posten dieses vermerken, bzw. sofort dem Diensthabenden melden.
Die KFZ-Zettel mussten nach Schichtende beim Diensthabenden abgegeben werden. Zur Tarnung hatte man diese Zettel mit dem Stempel des fiktiven Milchviehhof Pankow versehen. Ein Verlust dieses Papiers galt als Supergau, denn diese Aktivitäten stellten einen eklatanten Verstoß gegen die " Wiener Konvention" dar. Jeder neu zum WKM kommende wurde darauf übrigens extra hingewiesen und zum Stillschweigen verdonnert. Man begründete es mit einer Art Notwehrrecht der DDR gegen vermutete oder wirklich geheimdienstliche Aktivitäten dieses Personenkreises.

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