Seehäfen

#1 von Matrose , 14.04.2022 19:07

EU verhängt Einlaufverbot für russische Schiffe: So treffen die Sanktionen die Häfen in MV

Rostock und Sassnitz bekommen die Sanktionen der EU gegen Russland besonders zu spüren. Die Linien vom Fährhafen auf Rügen nach Russland liegen auf Eis. In Rostock gibt es noch Russland-Verkehr, Kohle aber soll bald aus Übersee kommen. In einem Segment profitiert Deutschland größter Ostseehafen aber sogar vom Krieg.

Die Europäische Union verschärft ihre Sanktionen gegen Russland – und dieses Mal hat das auch Folgen für die Häfen in MV: Ab Sonnabend gilt für russische Schiffe ein komplettes Einlaufverbot in der EU. Brüssel zieht damit nach. Zuvor hatten unter anderem Kanada und das Vereinigte Königreich solche Verbote verhängt.

„Konkret bedeutet dies, dass nach dem 16. April 2022 der Zugang zu Häfen im Gebiet der Europäischen Union für Schiffe, die unter der Flagge Russlands registriert sind, nicht zu gewähren. Ausnahmen gelten unter anderem für medizinische Güter, Lebensmittel, Energie und humanitäre Hilfe“, so Landesverkehrsminister Reinhard Meyer. Er forderte die Wasserschutzpolizei und die Häfen im Land auf, sich eng abzustimmen.“

Sassnitz
Für die Wirtschaft halten sich die Auswirkungen in Grenzen: „Wir sind nicht betroffen“, sagt beispielsweise Felix Zimmermann, Sprecher des Hafen Sassnitz-Mukran. Die Fährlinie ins russische Ust-Lage liege derzeit ohnehin auf Eis, die See-Verbindungen der „Neuen Seidenstraße“ zwischen Sassnitz und den russischen Häfen Baltiysk und Ust Luga sei seit Ende Februar von der Bremer Reederei Breb ausgesetzt worden.

Rostock
In Rostock werden die Folgen des Einlauf-Verbots wohl zur Hansesail Mitte August besonders sichtbar: Auch die Großsegler – die „Mir“ oder die „Sedov“ – dürfen dann definitiv nicht mehr kommen. Im Seehafen – Deutschlands größtem Umschlagplatz an der Ostsee – hingegen werden die Auswirkungen ebenfalls „nicht dramatisch“ sein, sagt Rostock Port-Geschäftsführer Gernot Tesch. „Es betrifft uns schon, wird uns nicht in die Krise stürzen.“ Der eine oder andere Im- und Exporteur werde sich nun Schiffe unter andere Flagge chartern müssen. „Aber das ist machbar.“

Wichtigstes Import-Gut aus Russland war im Rostocker Hafen bisher Steinkohle - für das größte Kraftwerk des Landes. Doch das ist derzeit nicht am Netz, wird gewartet. Und der Hauptanteilseigner, der Konzern EnBW, hatte bereits kurz nach Beginn des Krieges gegen die Ukraine angekündigt, seine Kohle kurzfristig aus anderen Ländern beziehen zu wollen – aus Kolumbien, Südafrika oder den USA.

Selbst wenn das nicht gelingen sollte: Bis mindestens August sind Energie-Importe auch auf Schiffen unter russischer Flagge vom Einlaufverbot ausgenommen. Auch beim Import des Öl-Produktes Naphta haben sich Reedereien und Abnehmer in Rostock längst umgestellt. Hafen-Chef Tesch: „Das beziehen wir jetzt zunehmend aus Algerien, Katar und auch den USA.“

Während die Seidenstraße nach Sassnitz nahezu zum Erliegen gekommen ist, gibt es in Rostock weiterhin Schiffsverkehr nach Russland: Eine britische Reederei bedient weiterhin die Linie zwischen MV und Kaliningrad. Nach Informationen werden aber ausschließlich Container an Bord genommen, die chinesische Waren enthalten. Russische Waren sind tabu. „Die russischen Häfen fungieren einzig als Umschlagplatz.“ Vergangenes Jahren waren auf der Route 11 000 Container transportiert worden. „In diesem Jahr werden es etwas weniger sein“, so ein Insider.

Worüber der Hafen offiziell ungern redet: Rostock gehört zu den großen Profiteuren des Krieges – zumindest im Getreidegeschäft. Zehntausende Tonnen Getreide aus Süddeutschland und Osteuropa, die bisher über ukrainische Häfen wie Odessa in alle Welt exportiert worden, werden nun in Rostock verladen. Jeden Tag trifft ein zusätzlicher Güterzug mit rund 1400 Tonnen Getreide im Seehafen ein – und wird auf Schiffe umgeladen.

Kenner rechnen bis zur Ernte mit um die 100 000 Tonnen zusätzlichem Getreideumschlag: „Die Preise am Markt sind hoch, der Export lohnt sich enorm – und die Transportkosten spielen dabei kaum noch eine Rolle.“

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