Dienstgebäude DP

#1 von Tolpatsch , 07.09.2022 15:35

Haupttelegraphenamt Berlin

Ich komme auf dieses Thema durch eine angekündigte Hotelneueröffnung zum Herbst 2022: Hotel Telegraphenamt
später war es dann Fernsprechamt.

Das ehemalige Haupttelegrafenamt in der Oranienburger Straße 73–76 in Berlin Mitte
Von seiner Eröffnung im Jahr 1916 bis 1992 diente es als Zentrale der Telegrafeneinrichtungen in Berlin. Seit 2001 ist der monumentale Gebäudekomplex im Besitz eines Investors. Dessen Pläne sehen nach Sanierung und Umbauarbeiten im Inneren die Nutzung als Büro- und Geschäftshaus vor.

Bedeutende Bauten aus der deutschen Postgeschichte sind das ehemals bis in die Französische Straße hineinreichende Haupt-Telegraphen-Amt, das 1862–1864 nach Plänen des Architekten Wilhelm Salzenberg und unter der Bauleitung von Adolph Lohse als erstes Telegraphenamt Deutschlands entstand. Mit der Neuordnung der Postverwaltung wurde im Oktober 1875 mit der Abteilung II im Reichskanzleramt die Generaltelegrafendirektion in der Französischen Straße 33 gebildet. 1877–1878 entstand nach den Plänen von Carl Schwatlo durch Umbau mit dem Gebäudekomplex Jägerstraße 44/Französische Straße 33 das erste Haupttelegrafenamt Berlins (HTA).

Die Oberpostdirektion (OPD) Berlin der Reichspost benötigte in den Folgejahren für die schnell wachsende Hauptstadt des Deutschen Reiches ein zentrales Gebäude für die moderne und gerade im Entstehen begriffene Fernsprechtechnik. Postbaurat Wilhelm Walter fertigte zusammen mit dem Architekten Max Lehmann einen Entwurf, dessen Ausführung dem Bauleiter Hermann Streubel aus der OPD Berlin oblag. Für 3,1 Millionen Mark (kaufkraftbereinigt in heutiger Währung: rund 9,79 Millionen Euro) entstand in den Jahren 1910–1916 der aufwendigste und teuerste Postbau in Deutschland.

Er wurde mit modernster Telegrafentechnik versehen und diente in den ersten Jahren auch als Entwicklungszentrum für den deutschen Funkverkehr.
Beispielsweise konnten die Mitarbeiter von hier aus die 1916 in Königs Wusterhausen eingerichtete militärische Funkstelle steuern, ebenso wie die Großfunkstelle Nauen
Erst endgültig 1918, nach Beendigung des Ersten Weltkriegs, begann das Telegrafenamt vollständig mit seiner Arbeit. In je einem Geschoss des Ostflügels war die Telegrafentechnik untergebracht, nach verschiedenen Zielgebieten getrennt.

Im Kellergeschoss und im Parterrebereich wurde im Jahr 1919 die Stadtrohrpostzentrale in Betrieb genommen.

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden die hohen Fenster zugemauert und das Gebäude mit einem Tarnanstrich versehen. Im Keller wurde eine verbunkerte Notvermittlungsstelle eingerichtet, um bei Ausfall der Räume darüber trotzdem noch arbeiten zu können. Das Gebäude wurde im Krieg nur zwei Mal von Bomben getroffen. Am 23. November 1943 wurde es von Phosphorbomben getroffen, wobei der Saal mit den Instrumenten der Musikkapelle des Haupttelegrafenamts ausbrannte. Der Saal daneben für die Vermittlung von Orts- und Inlandsgesprächen war durch Rauch und Ruß einige Tage nicht benutzbar und einen eingeschränkter Betrieb wurde über die Notvermittlungsstelle durchgeführt. Am 19. Mai 1944 traf eine Sprengbombe das Gebäude, richtete aber keinen größeren Schaden an den für den Betrieb wichtigen Einrichtungen an. Die kurz vor Kriegsende durch den Volkssturm geplante Sprengung des Gebäudes konnte von der Amtsleitung verhindert werden. Somit überstand das Haupttelegrafenamt den Krieg nur wenig beschädigt. Gleichwohl musste der Betrieb bei Kriegsende zunächst eingestellt werden, weil sämtliche Fernleitungen in der Umgebung von Berlin und viele innerstädtische Leitungen zerstört waren.

Die Rohrpost wurde 1977 in Ost-Berlin stillgelegt, ihre Anschlüsse und Steuergeräte 1986 demontiert und im Keller eingelagert, einige Teile gelangten auch als Exponate in das Museum für Kommunikation. Die Maschinenzentrale im Keller des HTA blieb erhalten und konnte noch bis zum Jahr 2008 von interessierten Besuchern betrachtet werden. Sie gilt zusammen mit den Steuereinrichtungen als erhaltenswertes technisches Denkmal. Nach mehrfachen Abstimmungen zwischen allen Beteiligten soll ein Teil der Maschinenstation im neuen Hotelbereich wieder aufgebaut und der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Der gesamte Gebäudekomplex des Fernmeldeamtes wurde nach der deutschen Wiedervereinigung Eigentum der Telekom und nach Gründung von Tochtergesellschaften gelangte er an die DeTeImmobilien. Alle Teile des Telegrafenamts wurden 1992 abgeschaltet. Der DeTeImmobilien gelang es, im Jahr 2001 mit dem Investor Freiberger Holding einen Käufer zu finden.[6] Das Ensemble wird nach dessen Plänen als Teil des Projekts Forum Museumsinsel saniert und für Büros, Läden und Gastronomie um- und ausgebaut. Der Seitenflügel an der Monbijoustraße ist als Hotel vorgesehen.


Angefügte Bilder:
telegraphenamt.jpg   telegraphenamt2.jpg  
Tolpatsch  
Tolpatsch
Beiträge: 5
Punkte: 9
Registriert am: 12.08.2020


RE: Dienstgebäude DP

#2 von Sonar , 07.09.2022 15:42

Stadtrohrpostzentrale. Da reichte sicher kein Staubsaugermotor. Sind noch mehr Städte mit Stadtrohrpost bekannt ?


Sonar  
Sonar
Beiträge: 12
Punkte: 20
Registriert am: 10.05.2022


RE: Dienstgebäude DP

#3 von Mechaniker , 19.08.2023 18:41

Fernamt Berlin, Winterfeldtstraße


Als ich das ehemalige Fernamt in der Schöneberger Winterfeldtstraße besuchte, war ich total überrascht, wie harmonisch sich der mächtige Bau in die Straßenfront einfügt, obwohl er sich durch seine expressionistische Formensprache so völlig von der Gründerzeitarchitektur der benachbarten Wohnhäuser in der Straße unterscheidet.
Wikipedia führt aus: „Der 1929 fertiggestellte Gebäudekomplex war von der Deutschen Reichspost als zentrale Handvermittlung für die Telefon-Fernverbindungen errichtet worden. Es wurde nach Plänen von Otto Spalding und Kurt Kuhlow mit kreuzförmigem Grundriss und vier Innenhöfen gebaut. Die 90 Meter lange Straßenfront ist im Stil des Backsteinexpressionismus mit rotbraunem Klinker verblendet.
Aus dem Fernamt sendete ab dem 15. Februar 1946 der „Drahtfunk im amerikanischen Sektor“ (DIAS), Vorgänger des RIAS Berlin. Das Fernamt wurde Mitte 1958 zum „Fernmeldeamt 1 Berlin“ und beherbergt heute u.a. die “Digital Innovation Arena“ mit Start-up-Unternehmen, die von der Deutschen Telekom gefördert werden. Das dazugehörige „hub:raum Café“ ist auch öffentlich zugänglich.“


Angefügte Bilder:
bln2fernamt.jpg   bln3fernamt.jpg   bln4fernamt.jpg   blnfernamt.jpg  
Mechaniker  
Mechaniker
Beiträge: 3
Punkte: 3
Registriert am: 04.12.2019


RE: Dienstgebäude DP

#4 von Funker , 19.08.2023 18:43

Wichtiger noch, als der DIAS (Drahtfunk im Am. Sektor), finde ich die Tatsache, daß von diesem Turm die ersten UKW Sendungen in den 30ern ausgezendet wurden. Testbetrieb, vom Dachmast des Fernamtes.
Der Stahlfachwerkmast, der eigentlich nicht mehr benötigt wurde, und in schlechtem Zustand war, bekam mit dem Wegfall des PGiroA wieder Bedeutung, für die UKW Ausstrahlung der einst auf dem Hochhaus am Halleschen Ufer ausgestrahlten Programme, und wurde richtig gut instandgesetzt. Auf die nächten Jahrzehnte.

Angefügte Bilder:
fernamtberlinturm.jpg  
 
Funker
Beiträge: 59
Punkte: 116
Registriert am: 25.10.2015


RE: Dienstgebäude DP

#5 von Engerling , 19.08.2023 18:44

Im Bild ist dieser Mast zu sehen. So stehen noch viele dieser Gebäude herum und warten auf eine Offenlegung ihrer Geschichte.


Engerling  
Engerling
Beiträge: 2
Punkte: 2
Registriert am: 17.04.2022


RE: Dienstgebäude DP

#6 von Titanic , 19.08.2023 18:46

altes Postgebäude in Schwerin
Dort war die gelbe Post, Wählersaal, Übertragungsstelle....

Alte Post in Schwerin wird jetzt Behördenzentrum

Büros für 300 Mitarbeiter
Für mehr als 50 Millionen Euro baut das Land die leerstehende Hauptpost in der Schweriner Innenstadt zu einem "modernen Verwaltungsgebäude", wie das Finanzministerium mitteilte. Baustart soll im kommenden Juli sein. In gut drei Jahren sollen dort rund 300 Menschen arbeiten. Minister Geue will im Gegenzug angemietete Räume abgeben. Bisher ist das Land allein in Schwerin Mieter von rund 30.000 Quadratmetern Bürofläche. Diese sind nach Angaben des Landes für modernes Arbeiten der Behörden nicht in jedem Fall optimal.

Die Alte Post in Schwerin soll künftig vernetztes Arbeiten in der Verwaltung ermöglichen. Nebenbei werde auch ein städtebaulicher Missstand im Herzen Schwerins beseitigt, so Geue. Die Alte Post steht etwa zehn Jahren leer. Vor drei Jahren - kurz vor der Corona-Krise - hatte das Land sie für fünf Millionen Euro gekauft.

Das Gebäude war Oberpostdirektion und Hauptpost für Mecklenburg.
120 Jahre war es Post-und Telegraphenamt.


Angefügte Bilder:
post1962.jpg   posthofschw.jpg  
Titanic  
Titanic
Beiträge: 1
Punkte: 1
Registriert am: 27.01.2022


   

Telefonzellen
Mitnutzung Dritter

Xobor Forum Software von Xobor
Datenschutz