Haupttelegraphenamt Berlin
Ich komme auf dieses Thema durch eine angekündigte Hotelneueröffnung zum Herbst 2022: Hotel Telegraphenamt
später war es dann Fernsprechamt.
Das ehemalige Haupttelegrafenamt in der Oranienburger Straße 73–76 in Berlin Mitte
Von seiner Eröffnung im Jahr 1916 bis 1992 diente es als Zentrale der Telegrafeneinrichtungen in Berlin. Seit 2001 ist der monumentale Gebäudekomplex im Besitz eines Investors. Dessen Pläne sehen nach Sanierung und Umbauarbeiten im Inneren die Nutzung als Büro- und Geschäftshaus vor.
Bedeutende Bauten aus der deutschen Postgeschichte sind das ehemals bis in die Französische Straße hineinreichende Haupt-Telegraphen-Amt, das 1862–1864 nach Plänen des Architekten Wilhelm Salzenberg und unter der Bauleitung von Adolph Lohse als erstes Telegraphenamt Deutschlands entstand. Mit der Neuordnung der Postverwaltung wurde im Oktober 1875 mit der Abteilung II im Reichskanzleramt die Generaltelegrafendirektion in der Französischen Straße 33 gebildet. 1877–1878 entstand nach den Plänen von Carl Schwatlo durch Umbau mit dem Gebäudekomplex Jägerstraße 44/Französische Straße 33 das erste Haupttelegrafenamt Berlins (HTA).
Die Oberpostdirektion (OPD) Berlin der Reichspost benötigte in den Folgejahren für die schnell wachsende Hauptstadt des Deutschen Reiches ein zentrales Gebäude für die moderne und gerade im Entstehen begriffene Fernsprechtechnik. Postbaurat Wilhelm Walter fertigte zusammen mit dem Architekten Max Lehmann einen Entwurf, dessen Ausführung dem Bauleiter Hermann Streubel aus der OPD Berlin oblag. Für 3,1 Millionen Mark (kaufkraftbereinigt in heutiger Währung: rund 9,79 Millionen Euro) entstand in den Jahren 1910–1916 der aufwendigste und teuerste Postbau in Deutschland.
Er wurde mit modernster Telegrafentechnik versehen und diente in den ersten Jahren auch als Entwicklungszentrum für den deutschen Funkverkehr.
Beispielsweise konnten die Mitarbeiter von hier aus die 1916 in Königs Wusterhausen eingerichtete militärische Funkstelle steuern, ebenso wie die Großfunkstelle Nauen
Erst endgültig 1918, nach Beendigung des Ersten Weltkriegs, begann das Telegrafenamt vollständig mit seiner Arbeit. In je einem Geschoss des Ostflügels war die Telegrafentechnik untergebracht, nach verschiedenen Zielgebieten getrennt.
Im Kellergeschoss und im Parterrebereich wurde im Jahr 1919 die Stadtrohrpostzentrale in Betrieb genommen.
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden die hohen Fenster zugemauert und das Gebäude mit einem Tarnanstrich versehen. Im Keller wurde eine verbunkerte Notvermittlungsstelle eingerichtet, um bei Ausfall der Räume darüber trotzdem noch arbeiten zu können. Das Gebäude wurde im Krieg nur zwei Mal von Bomben getroffen. Am 23. November 1943 wurde es von Phosphorbomben getroffen, wobei der Saal mit den Instrumenten der Musikkapelle des Haupttelegrafenamts ausbrannte. Der Saal daneben für die Vermittlung von Orts- und Inlandsgesprächen war durch Rauch und Ruß einige Tage nicht benutzbar und einen eingeschränkter Betrieb wurde über die Notvermittlungsstelle durchgeführt. Am 19. Mai 1944 traf eine Sprengbombe das Gebäude, richtete aber keinen größeren Schaden an den für den Betrieb wichtigen Einrichtungen an. Die kurz vor Kriegsende durch den Volkssturm geplante Sprengung des Gebäudes konnte von der Amtsleitung verhindert werden. Somit überstand das Haupttelegrafenamt den Krieg nur wenig beschädigt. Gleichwohl musste der Betrieb bei Kriegsende zunächst eingestellt werden, weil sämtliche Fernleitungen in der Umgebung von Berlin und viele innerstädtische Leitungen zerstört waren.
Die Rohrpost wurde 1977 in Ost-Berlin stillgelegt, ihre Anschlüsse und Steuergeräte 1986 demontiert und im Keller eingelagert, einige Teile gelangten auch als Exponate in das Museum für Kommunikation. Die Maschinenzentrale im Keller des HTA blieb erhalten und konnte noch bis zum Jahr 2008 von interessierten Besuchern betrachtet werden. Sie gilt zusammen mit den Steuereinrichtungen als erhaltenswertes technisches Denkmal. Nach mehrfachen Abstimmungen zwischen allen Beteiligten soll ein Teil der Maschinenstation im neuen Hotelbereich wieder aufgebaut und der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Der gesamte Gebäudekomplex des Fernmeldeamtes wurde nach der deutschen Wiedervereinigung Eigentum der Telekom und nach Gründung von Tochtergesellschaften gelangte er an die DeTeImmobilien. Alle Teile des Telegrafenamts wurden 1992 abgeschaltet. Der DeTeImmobilien gelang es, im Jahr 2001 mit dem Investor Freiberger Holding einen Käufer zu finden.[6] Das Ensemble wird nach dessen Plänen als Teil des Projekts Forum Museumsinsel saniert und für Büros, Läden und Gastronomie um- und ausgebaut. Der Seitenflügel an der Monbijoustraße ist als Hotel vorgesehen.