Mit einem Restaurant am Tegeler See, das später einmal „Seegarten“ heißen wird, und einem Herrn Carl Berger fing alles an. 1872 erwarb der Färbermeister aus Berlin in der sandigen Einöde zwischen Tegel und Heiligensee vom Kossätenehepaar Grieft für „260 Thaler“ ein Grundstück direkt am Ufer. Carl Berger baute ein Haus und eröffnete ein Restaurant. „Tegelort“ nannte er sein Etablissement. Später kamen ein Tanzsaal, mehrere Terrassen, ein Bootsanleger und ein Sommersaal hinzu.
Rings um das Berger'sche Anwesen entstand innerhalb von wenigen Jahren eine Villenkolonie, die den Namen „Tegelort“ übernahm. Anfang des 20. Jahrhunderts reihte sich am Ufer ein Ausflugslokal an das andere. Die Berliner und Berlinerinnen strömten in Scharen nach Tegelort, insbesondere nachdem die Straßenbahnlinie von Tegel nach Heiligensee/Tegelort 1913 in Betrieb genommen wurde .
Nahezu alle Gaststätten sind heute verschwunden: Abgebrannt, abgerissen, durch luxuriöse Wohnanlagen ersetzt. Dies wird in allernächster Zukunft auch mit dem Areal geschehen, das einst Carl Berger gehörte und das diverse Namen hatte: erst „Tegelort“, dann „Peter Bäckmann“ und zum Schluss „Seegarten“. Die Bagger stehen bereits auf dem Gelände.
Nur noch traurige Reste der früheren Gaststätte aus dem 19. Jahrhundert sind übrig geblieben. Als Baudenkmal ist („war“ muss man jetzt wohl schreiben) das Ensemble in der Denkmaldatenbank gelistet. Restaurant, Tanzsaal und Buffet sind bereits abgerissen. Ein paar Treppenstufen führen noch zum Ufer. Einige Umfassungsmauern der See-Terrassen sind noch zu sehen. Der Sommersaal steht als abbruchreife Ruine hinter dem Baustellenzaun.
Was der Investor, die CREST Investment GmbH, mit den baulichen Überresten beabsichtigt, weiß ich nicht. Abreißen wahrscheinlich, denn auf den Fotos zum Bauprojekt sind sie jedenfalls nicht mehr zu sehen. Geplant sind drei Mehrfamilienwohnhäuser mit insgesamt 17 hochwertigen (und bestimmt auch hochpreisigen) Eigentumswohnungen, Tiefgarage und Bootsanleger.

Historische Foto-Collage (links 2007, rechts um 1905): Wahrig2003, Wikimedia Commons, https://commons.wikimedia.org/.../File...
Text und alle anderen Fotos (August 2022): Reinhard Kuntzke