So, jetzt ich wieder. Könnt ihr euch vorstellen, dass der Adressat DLR für Neustrelitz eine Art Mogelpackung ist ?
Dann lest den Beitrag aus 2011 : Libyen-Krieg mit Satellitenaufklärung aus Neustrelitz
Ich finde sehr erschreckend was dort unter dem Mäntelchen der Zivilnutzung und in Sachen Dienstleistung der EU für NATO offen gelegt wird.
Libyen-Krieg mit Satellitenaufklärung aus Neustrelitz
27. September 2011 Matthias Monroy
Das italienische Militär wird für die NATO-Intervention mit Satellitenaufklärung aus EU-finanzierten Programmen versorgt. Die Bilder werden in Deutschland aufbereitet
Seit einigen Jahren baut die Europäische Union an einem Aufklärungssystem, das auf Satelliten basiert. Die unter dem Namen Global Monitoring of Environment and Security (GMES) firmierende Plattform wird parallel zum Satellitenpositionierungsdienst Galileo errichtet und soll die bereits existierende Satellitenaufklärung einiger Mitgliedsstaaten um ein eigenes EU-System ergänzen (EU auf dem Weg zur "maßgebenden Weltraummacht"). GMES vereint neben Satelliten auch boden- und seegestützte Radarstationen sowie Aufklärung aus Flugzeugen und Drohnen. Die bereits vorhandenen Aufklärungskapazitäten Italiens, Deutschlands, Spaniens oder Frankreichs werden ebenso integriert. Das System soll einer "Bekämpfung von Terrorismus und Klimawandel" dienen, desweiteren zur "Konjunkturbelebung" verhelfen.
EU-Veröffentlichungen stellen gern den Nutzen für die Messung von Umweltveränderungen in den Mittelpunkt, während der Sicherheitsaspekt unter den Tisch gekehrt wird. Die sicherheitstechnische Nutzung von GMES wird über Forschungsprogramme eingefädelt, die über Mittel des 7. Rahmenprogrammes der EU finanziert werden.
Für Deutschland ist unter anderem der EADS-Ableger Astrium in GMES und dessen Dienste involviert. Letzte Woche hatte Astrium einen neuen Auftrag eingeworben, für 17 Millionenen Euro zukünftig Bilder hochauflösender Radarsatelliten für GMES an die EU zu liefern. Gleichzeitig endet ein Aufruf zum Einreichen weiterer Vorschläge für den Ausbau von GMES-Kapazitäten, der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) lanciert wurde und vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betreut wird.
Das DLR agiert im Auftrag der Bundesregierung und betreibt zur Auswertung der Satellitenaufklärung das Deutsche Fernerkundungsdatenzentrum (DFD) im bayerischen Oberpfaffenhofen und in Neustrelitz in Mecklenburg-Vorpommern. Ebenfalls zum DLR gehört das Zentrum für satellitengestützte Kriseninformation (ZKI). Das Institut, das in seiner Selbstbeschreibung kein Wort über "Fernerkundung" auch für militärische Zwecke verliert, ist erfahren mit der Kontrolle politischer Proteste: Bereits zum G8-Gipfel 2007 in Heiligendamm und zum Nato-Gipfel 2009 in Strasbourg hatte das ZKI Polizeien mit Daten aus der Satellitenaufklärung versorgt.
Die Bundesregierung erläutert in der Antwort auf eine Kleine Anfrage, dass etliche weitere deutsche Stellen "an der Ausgestaltung von GMES-Diensten" beteiligt sind: Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie, das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, der Deutsche Wetterdienst, das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). In "polizeilichen Vorläuferprojekten zu GMES" ist demnach neben dem BBK auch das Bundeskriminalamt einbezogen.
Aufklärungsdaten für militärische EU-Außenpolitik
Die Bilder aus dem All werden unter anderem vom EU-Satellitenzentrum (EUSC) im spanischen Torrejón ausgewertet, das seit 2002 als EU-Agentur operativ ist und der nach dem Lissabon-Vertrag installierten "Hohen Vertreterin der Union für Außen- und Sicherheitspolitik" untersteht. Als Scharnier zwischen dem EUSC und GMES fungiert Denis Bruckert, der hierfür sowohl weitere Dienste entwickeln als auch die Zusammenarbeit verdichten will.
Daraus aufbereitete Informationen des EUSC werden dann an den Europäischen Rat, den Europäischen Auswärtigen Dienst (EAD), das Geheimdienstzentrum SitCen und die EU- Mitgliedstaaten geliefert (Kontrollgelüste aus dem Orbit). Auch internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen, die OSZE oder die NATO können ihre Missionen auf GMES-Produkte stützen, sofern dies im Interesse der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GSVP) liegt.
In der Antwort auf die Kleine Anfrage hatte die Bundesregierung noch im März diesen Jahres behauptet, dass "GMES-Daten wegen ihrer derzeitigen technischen Parameter (insbesondere geringe geometrische Auflösung) für militärische bzw. nachrichtendienstliche Aufklärung nicht geeignet" seien. Das stimmte offensichtlich schon im Frühjahr nicht - denn GMES-Bilder fließen in die Durchführung des NATO-Krieges in Libyen ein, für den Italien wichtige Aufklärungsfunktionen übernimmt. "Mithilfe verfügbarer Produkte des EU-Satellitenzentrums unterstützt die EU die NATO-Operation 'Unified Protector' ferner durch weltraumgestützte geografische Daten", erklärte die EU-Kommission hierzu lapidar.
Unter anderem wurde hierfür der GMES Emergency Response Service in Anspruch genommen. Der "satellitenbasierte Notfallkartierungsservice" gründet sich auf das Forschungsprojekt "Services und Anwendungen für Notfall- und Krisensituationen" (SAFER), das meteorologische "Risiken" (Feuer, Flut) ebenso adressiert wie geophysikalische (Erdbeben, Vulkanausbruch, Erdrutsche) und menschlich verursachte Katastrophen. Erst an letzter Stelle werden bei SAFER "humanitäre Krisen" genannt. "SAFER-Projekt erweitert Produkt Portfolio", meldete die GMES-Webseite darüber hinaus letzte Woche und kündigte eine baldige "Übersicht über die neuen Produkte" an. Gemeint sind vermutlich neue Möglichkeiten durch den Zukauf von Aufklärungskapazitäten von Radarsatelliten der deutschen Firma Astrium.
54 Partner, darunter 29 private und 25 öffentliche Akteure aus 16 europäischen Ländern sind in SAFER involviert. Laut Selbstauskunft ist das deutsche DLR ebenso mit "verschiedenen Abteilungen hinweg" beteiligt und freut sich zudem über eine "führende Rolle im Management".
"Referenzkarten" aus Deutschland
SAFER basiert auf anderen, bereits abgeschlossenen Forschungsprojekten, die unter anderem die Nutzung von Satellitenaufklärung zur Migrationsabwehr auf dem Mittelmeer vereinfachen sollten (Migrationskontrolle aus dem All). Die italienische Telespazio, der Weltall-Ableger des Rüstungsgiganten Finmeccanica, hatte hierfür die Projektleitung des "integrierten europäischen Projekts zur maritimen und terrestrischen Umwelt- und Sicherheitsüberwachung" (LIMES) inne, das mit einem Budget von rund 20 Millionen Euro ausgestattet war und 49 "Partner" aus Industrie, Politik und "Anwenderseite" vereinte. LIMES rühmte sich, den Buchstabe "S" (für "Sicherheit") in GMES zum "Hauptdarsteller" gemacht zu haben. 2008 lieferte LIMES Lagebilder für die Frontex-Operation "Nautilus" im Mittelmeer. In der Auswertung wurde LIMES deshalb ein hoher Wert zur Unterstützung von "Aufklärungsmissionen" attestiert.
Die für den Krieg in Libyen genutzten Daten von SAFER wurden vom "Zentrum für Satellitengestützte Kriseninformation" ausgewertet: Dem ZKI obliegt womöglich die Aufarbeitung von Bildern der GMES-Radarsatelliten, die für das menschliche Auge zunächst nicht interpretierbar sind.
Bereits am 24. Februar, also wenige Tage nach Beginn der Aufstände, meldete das Institut die Überlassung von "EU Referenzkarten von Libyen und Nachbarländern", darunter auch zu Tunesien und Malta. Damit standen der Bundesregierung ebenso wie der EU offiziell also bereits drei Wochen vor der Resolution 1973, durch die der UN-Sicherheitsrat die NATO zur Intervention ermächtigte, Bilder libyscher Städte und Grenzregionen zur Verfügung.
Radarsatelliten sind in der Lage, zentimetergenaue Oberflächenberechnungen vorzunehmen, etwa um das Schmelzen von arktischem Eis zu untersuchen. Gleichsam dürften Veränderungen durch Explosionen festgestellt werden können, etwa die behaupteten Bombardierungen der Zivilbevölkerung durch libysche Militärflugzeuge - diese galten damals als Grund zur Eile für die Resolution. Beweise wurden hierfür jedoch nicht vorgelegt.
Aufklärung aus Deutschland auf Initiative des italienischen Militärs "aktiviert"
Die Aufklärung für den Krieg in Libyen wird anscheinend auch anderweitig aus Deutschland vorgenommen: Die italienische Earth Observation Satellite Services Company (e-GEOS) betreibt ein Satellitenzentrum in Neustrelitz, wo auch das DLR mit seinem "Fernerkundungsdatenzentrum" über einen Standort verfügt. e-GEOS beliefert vor allem italienische Behörden mit Aufklärungsdaten aus dem All. Laut einer Präsentation sollte die Firma unter anderem die undokumentierte Migration von Libyen nach Italien kontrollieren. Bequem kann e-GEOS dabei auf Ergebnisse des früheren LIMES-Projekt zurückgreifen, welches sie damals selbst leiten durfte: e-GEOS gehört zu 80% Telespazio, diese wiederum Finmeccanica.
Auf der Webseite von e-GEOS wird erklärt, dass die Dienste auf Initiative des italienischen Militärs bald nach Beginn der Aufstände "aktiviert" wurden, um Bilder von libysch-tunesischen Grenzübergängen, aber auch Städten wie Bengasi und Tripolis zu verkaufen.
Fokussiert werden laut e-GEOS "kritische Punkte" wie Häfen, Flughäfen, Botschaften, Krankenhäuser, Hauptstraßen. Die Firma greift hierfür pikanterweise auf Produkte des von der EU finanzierten und immer noch laufenden Forschungsprojekts GMES services for Management of Operations, Situation Awareness and Intelligence for regional Crises (G-MOSAIC) zurück. Auch G-MOSAIC wird von Finmeccanica durch deren Firma e-GEOS koordiniert. Aus Deutschland sind wieder das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt und der EADS-Ableger Astrium, aber auch die Universität Freiberg an an G-MOSAIC beteiligt.
Unter anderem stammen die Materialien, die G-MOSAIC produziert, von dem US-amerikanischen "GeoEye-1"-Satelliten. Echtzeit-Bilder von "GeoEye-1" werden laut e-GEOS im Kontrollzentrum in Neustrelitz "mit "Unterstützung des DLR" empfangen. Mit G-MOSAIC wurde auch der Aufstand in Ägypten aufgeklärt und das EU-Satellitenzentrum in Torréjon mit Bildern aus Alexandria, Luxor und Sharm-el-Sheik beliefert. Im Juni hatten sich die "Nutzer" von G-MOSAIC beim in Torréjon getroffen, um weitere "Pilotdienste" für Sicherheitsanwendungen auszuloten. Ein weiteres "GMES-Nutzertreffen" fand letzte Woche in Neustrelitz statt.
e-GEOS verkauft außerdem die Bilder der vier vom italienischen Verteidigungsministerium co-finanzierten, hochauflösenden COSMO-Skymed-Satelliten. Auch die COSMO-Skymed-Satelliten überfliegen Libyen und versorgen das italienische Militär mit Aufklärungsdaten. Ausgeforscht werden dadurch Panzerbewegungen, Truppenkonzentrationen, Bewegung von Flugzeugen auf Flughäfen von Schiffen in Häfen.
Vermutlich beliefert e-GEOS das Militär mit noch mehr Produkten: Die Firma verfügt zudem über Vermarktungsrechte der optischen Satelliten GeoEye-1, IKONOS, QuickBird, WorldView-1 und WorldView-2. Damit dürfte Italien auch im Weltraumsektor die wichtigste Aufklärungsfunktion für den NATO-Krieg in Libyen innehaben, die ansonsten vom Militärstützpunkt Sigonella auf Sizilien ausgeführt wird. Dort haben die USA seit 2008 die Langstrecken-Drohnen "Global Hawk" stationiert und sich dabei zusammen mit Premierminister Silvio Berlusconi bewusst über den Wählerwillen hinweggesetzt: Nachdem Berlusconi die Erlaubnis zur Stationierung erteilte, bat das italienische Militär den US-Botschafter dies noch bis nach den Wahlen geheim zu halten. Die Drohnen in Sigonella übernehmen unter dem Motto "Eyes in the Sky for Boots on the Ground" zudem eine Schlüsselposition im Alliance Ground Surveillance der NATO.
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Andererseits muß ich dann aber auch sagen, dass diese angeblichen Fehlschläge von US-Bombern in Syrien etc bei dieser zentimetergenauen Aufklärung schwerlich als Ausrutscher zu verkaufen sind.
Auch die überraschenden Flüchtlingsströme und - wege sind als Überraschung doch Bluff. Wenn schon 2011 die Flüchtlingsbewegungen bis auf die Grenzübergänge genau ermittelt werden konnten.
Wenn wir das in dem Artikel geschriebene auf Heutezeit zugrunde legen, dann weiß die Aufklärung genau wann in Arabien und sonstwo ein Flüchtlingsboot bestiegen wird und wo es lang schippert. Diese ganze Kriegsmarinemaßnahme im Mittelmeer zum Jagen von Schleusen ist dann defacto Blödsinn.
Mir fehlen die Worte wie die Regierenden die Völker bescheißen und hinters Licht führen.