Historisch: Interkosmos Neustrelitz

#1 von Luftikus , 28.10.2023 16:40

Interkosmos Neustrelitz
Die ehemalige Satellitenbodenstation Neustrelitz (SBS) im Institut für Kosmosforschung (IKF) der Akademie der Wissenschaften der DDR.

Die SBS verfügte über langjährige Erfahrungen im Empfang und der Verarbeitung von Satellitendaten für Zwecke der Fernerkundung und indirekten Sondierung der Atmosphäre im Rahmen der Interkosmos-Missionen. Hier wurden vor Ort die Daten aufgenommen und ausgewertet. Sowohl die Empfangselektronik und die Steuerung der Antennen-Nachführung als auch Software der Bildverarbeitung waren Eigenentwicklungen der SBS / IKF.

An Satelliten-Antennen waren mehrere für geostationäre Sat-Positionen festfixierbare Antennen mit einem Ø von 2.5 bzw. 3 Meter installiert. Ab 1976 auch in zwei Achsen nachführbare Antennen mit einem Ø von 4.5 Meter zur Datenaufnahme von polumlaufenden Satelliten auf niedrigen Bahnhöhen.

Neben den Aufgaben zur Fernerkundung der Erde hatte die Station auch strategische Aufgaben zu erfüllen. Sie war in Europa die westlichste Interkosmos-Station auf dem Festland.

Alle vorhandenen Aufnahmen stammen aus dem Zeitraum 1978 bis 1987. Sie zeigen:
- das Antennenfeld zu verschiedenen Zeitpunkten,
- ein frühes Empfangssystem ohne digitale Bildbearbeitung,
- den geöffneten ‚LNB‘ - Empfangsteil für die Hauptfrequenz des SAT,
- Vorbereitungen des Abtransportes des Systems für die NVA (Extra-Beitrag).

Die SBS befand sich hier. Das Gelände wird vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) weitergenutzt.

http://goo.gl/maps/AWIk5

Heutzutage gibt es nur noch wenige Spuren über die SBS und den Hauptstandort des IKF in Bln-Adlershof im Internet. So bei dem Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) und auch der BStU.

(Nach einem Beitrag von Frank)

 
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RE: Historisch: Interkosmos Neustrelitz

#2 von Franz , 28.10.2023 16:44

Ein (oder das) typisches Empfangssystem für digitale Satelliten-Daten. Die Aufnahme stammt von 1986. Die Anlage stand in einem Gebäudeteil der SBS mit ~80 Meter notwendiger Kabellänge zu einer der Antennen aus dem vorigen Beitrag.

Von rechts nach links:
Arbeitsplatz I: Steuerung der Antenne und des Empfangs.
- Bedienterminal des Rechners,
- Farbmonitor zur Rohdatendarstellung (640 × 480 Pixel ),
- TV-Monitor zur Antennenkontrolle,

- Empfangseinheit mit HF-Empfängern und der Motorsteuerung für die Bewegungsachsen,

- K1630 Kleinrechnersystem (2×), 19“ Gerätesystem,
- eine Standard-HD hatte im 19“-Format eine Kapazität von 28 MB ,
- später standen HD’s mit 160 MB Kapazität zur Verfügung

Arbeitsplatz II: Bewertung der bearbeiteten Bildaufnahmen.
- Bedienterminal des Rechners,
- Farbmonitor zur Bilddatendarstellung (640 × 480 Pixel),
- Rollkugeleinheit (Vorläufer der Computer-Maus)

(Link zum Foto ist hier nicht beigefügt )

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RE: Historisch: Interkosmos Neustrelitz

#3 von Musterknabe , 28.10.2023 16:48

Weltraum-Wächter schickt Daten nach Neustrelitz

Das ist eine Sensation. In Neustrelitz werden via Satellit Daten verarbeitet, die beispielsweise Auskunft über mögliche Ölverschmutzungen auf den Weltmeeren geben. Wieso darf das ausgerechnet die Seenplatte?

Einmalig in Deutschland
Weltraum-Wächter schickt Daten nach Neustrelitz

Der europäische Satellit Sentinel hat seinen Namen nicht umsonst. Er kommt aus dem Englischen und heißt Wächter. Als solcher kreist er um die Erde und liefert unter anderem Daten über die Weltmeere. Genau jene Daten konnten jetzt in Neustrelitz empfangen werden. Für das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) in Neustrelitz ein Erfolg für ihre Forschungsstelle Maritime Sicherheit.

Die Daten des „Wächters“ dienen jedoch nicht nur dazu, Ölverschmutzungen zu erkennen, sondern sie geben auch Auskunft darüber, ob die Nord-Süd-Passage vom Eis befreit ist, wo sich gefährliche Eisberge im Meer befinden oder wo die Brandung es nicht zulässt, dass sich Schiffe auf diese Strecke begeben. Von sogenannten Wind-, Seegangs- und Eisparametern sprechen die Fachleute. Abteilungsleiter Holger Maass vom DLR kann anhand von Daten, die die Satelliten nach Neustrelitz senden, präsentieren, wie das funktioniert. Er bekommt per Mausklick unter anderem Zusatzinformationen von Schiffen. Er zeigt auf dunkle Streifen auf Satellitenbildern von der Nordsee, die auf Ölspuren verweisen. „Ja, mit diesen Daten kann man Monitoring von Ölbohrinseln durchführen“, bestätigt der Experte die Technik.

In 90 Minuten kreist Satellit Sentinel um die Erde. Die Neustrelitzer Antennen verfolgen ihn während des zirka zehnminütigen Überfluges über den mecklenburgischen Antennenstandort. Entlädt sich sein Speicher, dann werden die Daten direkt zur Erde geschickt und verarbeitet. „Die Auftraggeber und Partner möchten die Daten in sehr kurzer Zeit haben“, beschreibt Holger Maass. Im Auftrag der Europäischen Union können so tatsächlich Unregelmäßigkeiten auf den europäischen Gewässern festgestellt werden. „Wir versuchen, unsere Satellitentechnologie dort einzubringen.“

Quelle : http://www.nordkurier.de/neustrelitz/wel...1314850805.html

 
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RE: Historisch: Interkosmos Neustrelitz

#4 von Mechaniker , 28.10.2023 16:59

So, jetzt ich wieder. Könnt ihr euch vorstellen, dass der Adressat DLR für Neustrelitz eine Art Mogelpackung ist ?
Dann lest den Beitrag aus 2011 : Libyen-Krieg mit Satellitenaufklärung aus Neustrelitz



Ich finde sehr erschreckend was dort unter dem Mäntelchen der Zivilnutzung und in Sachen Dienstleistung der EU für NATO offen gelegt wird.

Libyen-Krieg mit Satellitenaufklärung aus Neustrelitz
27. September 2011 Matthias Monroy
Das italienische Militär wird für die NATO-Intervention mit Satellitenaufklärung aus EU-finanzierten Programmen versorgt. Die Bilder werden in Deutschland aufbereitet

Seit einigen Jahren baut die Europäische Union an einem Aufklärungssystem, das auf Satelliten basiert. Die unter dem Namen Global Monitoring of Environment and Security (GMES) firmierende Plattform wird parallel zum Satellitenpositionierungsdienst Galileo errichtet und soll die bereits existierende Satellitenaufklärung einiger Mitgliedsstaaten um ein eigenes EU-System ergänzen (EU auf dem Weg zur "maßgebenden Weltraummacht"). GMES vereint neben Satelliten auch boden- und seegestützte Radarstationen sowie Aufklärung aus Flugzeugen und Drohnen. Die bereits vorhandenen Aufklärungskapazitäten Italiens, Deutschlands, Spaniens oder Frankreichs werden ebenso integriert. Das System soll einer "Bekämpfung von Terrorismus und Klimawandel" dienen, desweiteren zur "Konjunkturbelebung" verhelfen.
EU-Veröffentlichungen stellen gern den Nutzen für die Messung von Umweltveränderungen in den Mittelpunkt, während der Sicherheitsaspekt unter den Tisch gekehrt wird. Die sicherheitstechnische Nutzung von GMES wird über Forschungsprogramme eingefädelt, die über Mittel des 7. Rahmenprogrammes der EU finanziert werden.

Für Deutschland ist unter anderem der EADS-Ableger Astrium in GMES und dessen Dienste involviert. Letzte Woche hatte Astrium einen neuen Auftrag eingeworben, für 17 Millionenen Euro zukünftig Bilder hochauflösender Radarsatelliten für GMES an die EU zu liefern. Gleichzeitig endet ein Aufruf zum Einreichen weiterer Vorschläge für den Ausbau von GMES-Kapazitäten, der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) lanciert wurde und vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betreut wird.

Das DLR agiert im Auftrag der Bundesregierung und betreibt zur Auswertung der Satellitenaufklärung das Deutsche Fernerkundungsdatenzentrum (DFD) im bayerischen Oberpfaffenhofen und in Neustrelitz in Mecklenburg-Vorpommern. Ebenfalls zum DLR gehört das Zentrum für satellitengestützte Kriseninformation (ZKI). Das Institut, das in seiner Selbstbeschreibung kein Wort über "Fernerkundung" auch für militärische Zwecke verliert, ist erfahren mit der Kontrolle politischer Proteste: Bereits zum G8-Gipfel 2007 in Heiligendamm und zum Nato-Gipfel 2009 in Strasbourg hatte das ZKI Polizeien mit Daten aus der Satellitenaufklärung versorgt.

Die Bundesregierung erläutert in der Antwort auf eine Kleine Anfrage, dass etliche weitere deutsche Stellen "an der Ausgestaltung von GMES-Diensten" beteiligt sind: Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie, das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, der Deutsche Wetterdienst, das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). In "polizeilichen Vorläuferprojekten zu GMES" ist demnach neben dem BBK auch das Bundeskriminalamt einbezogen.

Aufklärungsdaten für militärische EU-Außenpolitik
Die Bilder aus dem All werden unter anderem vom EU-Satellitenzentrum (EUSC) im spanischen Torrejón ausgewertet, das seit 2002 als EU-Agentur operativ ist und der nach dem Lissabon-Vertrag installierten "Hohen Vertreterin der Union für Außen- und Sicherheitspolitik" untersteht. Als Scharnier zwischen dem EUSC und GMES fungiert Denis Bruckert, der hierfür sowohl weitere Dienste entwickeln als auch die Zusammenarbeit verdichten will.

Daraus aufbereitete Informationen des EUSC werden dann an den Europäischen Rat, den Europäischen Auswärtigen Dienst (EAD), das Geheimdienstzentrum SitCen und die EU- Mitgliedstaaten geliefert (Kontrollgelüste aus dem Orbit). Auch internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen, die OSZE oder die NATO können ihre Missionen auf GMES-Produkte stützen, sofern dies im Interesse der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GSVP) liegt.

In der Antwort auf die Kleine Anfrage hatte die Bundesregierung noch im März diesen Jahres behauptet, dass "GMES-Daten wegen ihrer derzeitigen technischen Parameter (insbesondere geringe geometrische Auflösung) für militärische bzw. nachrichtendienstliche Aufklärung nicht geeignet" seien. Das stimmte offensichtlich schon im Frühjahr nicht - denn GMES-Bilder fließen in die Durchführung des NATO-Krieges in Libyen ein, für den Italien wichtige Aufklärungsfunktionen übernimmt. "Mithilfe verfügbarer Produkte des EU-Satellitenzentrums unterstützt die EU die NATO-Operation 'Unified Protector' ferner durch weltraumgestützte geografische Daten", erklärte die EU-Kommission hierzu lapidar.
Unter anderem wurde hierfür der GMES Emergency Response Service in Anspruch genommen. Der "satellitenbasierte Notfallkartierungsservice" gründet sich auf das Forschungsprojekt "Services und Anwendungen für Notfall- und Krisensituationen" (SAFER), das meteorologische "Risiken" (Feuer, Flut) ebenso adressiert wie geophysikalische (Erdbeben, Vulkanausbruch, Erdrutsche) und menschlich verursachte Katastrophen. Erst an letzter Stelle werden bei SAFER "humanitäre Krisen" genannt. "SAFER-Projekt erweitert Produkt Portfolio", meldete die GMES-Webseite darüber hinaus letzte Woche und kündigte eine baldige "Übersicht über die neuen Produkte" an. Gemeint sind vermutlich neue Möglichkeiten durch den Zukauf von Aufklärungskapazitäten von Radarsatelliten der deutschen Firma Astrium.

54 Partner, darunter 29 private und 25 öffentliche Akteure aus 16 europäischen Ländern sind in SAFER involviert. Laut Selbstauskunft ist das deutsche DLR ebenso mit "verschiedenen Abteilungen hinweg" beteiligt und freut sich zudem über eine "führende Rolle im Management".

"Referenzkarten" aus Deutschland
SAFER basiert auf anderen, bereits abgeschlossenen Forschungsprojekten, die unter anderem die Nutzung von Satellitenaufklärung zur Migrationsabwehr auf dem Mittelmeer vereinfachen sollten (Migrationskontrolle aus dem All). Die italienische Telespazio, der Weltall-Ableger des Rüstungsgiganten Finmeccanica, hatte hierfür die Projektleitung des "integrierten europäischen Projekts zur maritimen und terrestrischen Umwelt- und Sicherheitsüberwachung" (LIMES) inne, das mit einem Budget von rund 20 Millionen Euro ausgestattet war und 49 "Partner" aus Industrie, Politik und "Anwenderseite" vereinte. LIMES rühmte sich, den Buchstabe "S" (für "Sicherheit") in GMES zum "Hauptdarsteller" gemacht zu haben. 2008 lieferte LIMES Lagebilder für die Frontex-Operation "Nautilus" im Mittelmeer. In der Auswertung wurde LIMES deshalb ein hoher Wert zur Unterstützung von "Aufklärungsmissionen" attestiert.

Die für den Krieg in Libyen genutzten Daten von SAFER wurden vom "Zentrum für Satellitengestützte Kriseninformation" ausgewertet: Dem ZKI obliegt womöglich die Aufarbeitung von Bildern der GMES-Radarsatelliten, die für das menschliche Auge zunächst nicht interpretierbar sind.

Bereits am 24. Februar, also wenige Tage nach Beginn der Aufstände, meldete das Institut die Überlassung von "EU Referenzkarten von Libyen und Nachbarländern", darunter auch zu Tunesien und Malta. Damit standen der Bundesregierung ebenso wie der EU offiziell also bereits drei Wochen vor der Resolution 1973, durch die der UN-Sicherheitsrat die NATO zur Intervention ermächtigte, Bilder libyscher Städte und Grenzregionen zur Verfügung.
Radarsatelliten sind in der Lage, zentimetergenaue Oberflächenberechnungen vorzunehmen, etwa um das Schmelzen von arktischem Eis zu untersuchen. Gleichsam dürften Veränderungen durch Explosionen festgestellt werden können, etwa die behaupteten Bombardierungen der Zivilbevölkerung durch libysche Militärflugzeuge - diese galten damals als Grund zur Eile für die Resolution. Beweise wurden hierfür jedoch nicht vorgelegt.

Aufklärung aus Deutschland auf Initiative des italienischen Militärs "aktiviert"
Die Aufklärung für den Krieg in Libyen wird anscheinend auch anderweitig aus Deutschland vorgenommen: Die italienische Earth Observation Satellite Services Company (e-GEOS) betreibt ein Satellitenzentrum in Neustrelitz, wo auch das DLR mit seinem "Fernerkundungsdatenzentrum" über einen Standort verfügt. e-GEOS beliefert vor allem italienische Behörden mit Aufklärungsdaten aus dem All. Laut einer Präsentation sollte die Firma unter anderem die undokumentierte Migration von Libyen nach Italien kontrollieren. Bequem kann e-GEOS dabei auf Ergebnisse des früheren LIMES-Projekt zurückgreifen, welches sie damals selbst leiten durfte: e-GEOS gehört zu 80% Telespazio, diese wiederum Finmeccanica.

Auf der Webseite von e-GEOS wird erklärt, dass die Dienste auf Initiative des italienischen Militärs bald nach Beginn der Aufstände "aktiviert" wurden, um Bilder von libysch-tunesischen Grenzübergängen, aber auch Städten wie Bengasi und Tripolis zu verkaufen.

Fokussiert werden laut e-GEOS "kritische Punkte" wie Häfen, Flughäfen, Botschaften, Krankenhäuser, Hauptstraßen. Die Firma greift hierfür pikanterweise auf Produkte des von der EU finanzierten und immer noch laufenden Forschungsprojekts GMES services for Management of Operations, Situation Awareness and Intelligence for regional Crises (G-MOSAIC) zurück. Auch G-MOSAIC wird von Finmeccanica durch deren Firma e-GEOS koordiniert. Aus Deutschland sind wieder das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt und der EADS-Ableger Astrium, aber auch die Universität Freiberg an an G-MOSAIC beteiligt.

Unter anderem stammen die Materialien, die G-MOSAIC produziert, von dem US-amerikanischen "GeoEye-1"-Satelliten. Echtzeit-Bilder von "GeoEye-1" werden laut e-GEOS im Kontrollzentrum in Neustrelitz "mit "Unterstützung des DLR" empfangen. Mit G-MOSAIC wurde auch der Aufstand in Ägypten aufgeklärt und das EU-Satellitenzentrum in Torréjon mit Bildern aus Alexandria, Luxor und Sharm-el-Sheik beliefert. Im Juni hatten sich die "Nutzer" von G-MOSAIC beim in Torréjon getroffen, um weitere "Pilotdienste" für Sicherheitsanwendungen auszuloten. Ein weiteres "GMES-Nutzertreffen" fand letzte Woche in Neustrelitz statt.
e-GEOS verkauft außerdem die Bilder der vier vom italienischen Verteidigungsministerium co-finanzierten, hochauflösenden COSMO-Skymed-Satelliten. Auch die COSMO-Skymed-Satelliten überfliegen Libyen und versorgen das italienische Militär mit Aufklärungsdaten. Ausgeforscht werden dadurch Panzerbewegungen, Truppenkonzentrationen, Bewegung von Flugzeugen auf Flughäfen von Schiffen in Häfen.

Vermutlich beliefert e-GEOS das Militär mit noch mehr Produkten: Die Firma verfügt zudem über Vermarktungsrechte der optischen Satelliten GeoEye-1, IKONOS, QuickBird, WorldView-1 und WorldView-2. Damit dürfte Italien auch im Weltraumsektor die wichtigste Aufklärungsfunktion für den NATO-Krieg in Libyen innehaben, die ansonsten vom Militärstützpunkt Sigonella auf Sizilien ausgeführt wird. Dort haben die USA seit 2008 die Langstrecken-Drohnen "Global Hawk" stationiert und sich dabei zusammen mit Premierminister Silvio Berlusconi bewusst über den Wählerwillen hinweggesetzt: Nachdem Berlusconi die Erlaubnis zur Stationierung erteilte, bat das italienische Militär den US-Botschafter dies noch bis nach den Wahlen geheim zu halten. Die Drohnen in Sigonella übernehmen unter dem Motto "Eyes in the Sky for Boots on the Ground" zudem eine Schlüsselposition im Alliance Ground Surveillance der NATO.

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Andererseits muß ich dann aber auch sagen, dass diese angeblichen Fehlschläge von US-Bombern in Syrien etc bei dieser zentimetergenauen Aufklärung schwerlich als Ausrutscher zu verkaufen sind.
Auch die überraschenden Flüchtlingsströme und - wege sind als Überraschung doch Bluff. Wenn schon 2011 die Flüchtlingsbewegungen bis auf die Grenzübergänge genau ermittelt werden konnten.
Wenn wir das in dem Artikel geschriebene auf Heutezeit zugrunde legen, dann weiß die Aufklärung genau wann in Arabien und sonstwo ein Flüchtlingsboot bestiegen wird und wo es lang schippert. Diese ganze Kriegsmarinemaßnahme im Mittelmeer zum Jagen von Schleusen ist dann defacto Blödsinn.

Mir fehlen die Worte wie die Regierenden die Völker bescheißen und hinters Licht führen.


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RE: Historisch: Interkosmos Neustrelitz

#5 von Mechaniker , 28.10.2023 17:02

eiter im Zitat:

Italienischer Luftfahrt- und Rüstungskonzern übernimmt "Führungsrolle" im libyschen Sicherheitssektor
Die weltweit operierende Finmeccanica half der italienischen Regierung seit Jahren, ihre Beziehungen mit Oberst Muammar al-Gaddafi zu festigen. 2007 unterzeichnete Finmeccanica ein "Joint Venture" im Bereich "Verteidigungs- und Sicherheitselektronik" für "innovative Lösungen" in Libyen und anderen afrikanischen Ländern. 2009 folgte ein "Memorandum of Understanding for a strategic cooperation in Africa and the Middle East" mit der "Libyan Investment Authority" (LIA). Anvisiert werden Märkte in "Libyen, Mittleren Osten und Afrika", wo sich "signifikante Investitionsmöglichkeiten" in einem "breiten Spektrum" aller industrieller Sektoren böten, in denen Finmeccanica präsent ist. Der Rüstungsgigant übernimmt in allen praktischen Umsetzungen des "Joint Ventures" eine "direkte Führungsrolle".

Die Vereinbarung von 2009 führte sofort zu vorzeigbaren Ergebnissen: Finmeccanica gewann den Auftrag, für 541 Millionen Euro die rund 1.450 Kilometer von chinesischen Firmen gebauten libyschen Bahnlinien mit neuester Zugsignaltechnik, Telekommunikation und Energieversorgung auszustatten. Zur Unterzeichnung reisten hohe Vertreter italienischer Ministerien und Firmen an. Im April 2010 eröffnete Finmeccanica eine Hubschrauber-Fabrik auf dem Flughafen Abu Aisha südlich von Tripolis; bis heute sind 17 "Agusta Westland"-Helikopter an die Regierung geliefert worden. Nach Beginn der Aufstände behauptete Finmeccanica eilig diese seien nicht an die Armee verkauft worden. Zwei der Helikopter wurden 2010 indes an die Grenzpolizei übergeben.

Doch damit nicht genug der dunklen Geschäft mit Libyen: Noch im Januar 2011, also kurz vor Beginn der Aufstände stieg die Investmentbehörde Lia mit zwei Prozent bei dem Luftfahrt- und Rüstungskonzern ein. Angesichts der kurz darauf erfolgten NATO-Intervention ein riskantes Unternehmen, weshalb sich Verantwortliche von Finmeccanica eilig mit "Rebellen" trafen. Die versicherten, dass im Falle des Sieges gegen Gaddafi alle Verträge ihre Gültigkeit behalten würden.

Vom Portal Bloomberg wurde Anfang September gemeldet, Finmeccanica-Vorstand Pier Francesco Guarguaglini habe sich erneut mit "Rebellen" getroffen und die Gültigkeit der Verträge durch den "Übergangsrat" abermals festgeschrieben. Im August 2011 sekundierte der italienische Außenminister und frühere EU-Kommissar Franco Frattini:

Sobald die neue legitime Regierung, der Nationale Übergangsrat, endgültig die Führung des gesamten Landes übernommen hat, wird der italo-libysche Vertrag [gemeint ist der "Vertrag über Freundschaft, Partnerschaft und Kooperation"] reaktiviert. Der Übergangsrat hat sich verpflichtet, alle Verträge, auch jene mit den italienischen Unternehmen zu respektieren, die Gaddafi abgeschlossen hatte.

Satellitengestützte Migrationsabwehr mit Unterstützung der EU
Der Generaldirektor für Inneres der Europäischen Kommission, Stefano Manservisi, hatte letztes Jahr nichts gegen die Zusammenarbeit mit Libyen einzuwenden. Der damalige libysche Außenminister Moussa Koussa, die EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström und der für Europäische Nachbarschaftspolitik zuständige Kommissar Stefan Füle trafen sich Anfang Oktober 2010 in Tripolis, um einen "Meilenstein im Kampf gegen illegale Einwanderung" zu beschließen: "In wichtigen Bereichen wie Handel, Energie, Sicherheit und Entwicklung des afrikanischen Kontinents haben wir gemeinsame Interessen."

Unter anderem wollte die EU die libysche Grenzsicherung zum Niger soll mittels Satelliten aufrüsten: Innerhalb des Programms AENAS zur "Bekämpfung der Ursachen der Migration in den Ursprungsländern" förderte die Kommission 2009 ein Projekt "Vernetzung der nigrischen Grenzposten im Satellitennetz". Laut Ausschreibungsunterlagen wurde das Vorhaben jedoch annulliert.

Berlusconi hatte den "Vertrag über Freundschaft, Partnerschaft und Kooperation", den Italien und Libyen im August 2008 unterzeichneten, mit den Worten bejubelt: "Wir werden mehr Gas und Benzin aus Libyen bekommen und weniger illegale Einwanderung." Was der Premierminister nicht aussprach: Wieder winkten massive Investitionen für die italienische Rüstungsindustrie.

Vor zwei Jahren hatte die italienische Firma SELEX Sistemi Integrati, ebenfalls Ableger von Finmeccanica, einen Vertrag mit Libyen zum Aufbau eines Grenzsicherungssystems im Wert von 300 Millionen Euro für die südliche Grenze mit Tschad unterzeichnet. Die Plattform basiert auf Satellitenaufklärung. ProAsyl berichtet, dass die EU an der Finanzierung beteiligt ist. Während eines Treffens des Schengen-, Europol- und Immigrationskomitees des italienischen Parlaments mit dem stellvertretenden libyschen Außenminister Abdelati Al-Obeidi habe die für die Delegationsreise verantwortliche Margherita Boniver demnach erklärt, Italien sei seinen finanziellen Verpflichtungen nachgekommen, die EU jedoch nicht. Unklar ist, welche Satelliten für das Projekt an der Grenze zum Tschad genutzt werden, vermutlich dürfte hierfür aber wieder auf die Kapazitäten der Finmeccanica-Tochter Telespazio zurückgegriffen werden, womit wieder der DLR-Standort Neustrelitz im Spiel ist.

Alle "Subsysteme" des Auftrags an der Grenze zwischen dem Tschad und Libyen würden laut Selbstauskunft ebenfalls von SELEX geliefert und installiert. Gemeint sind "command, control and communication"-Anwendungen, die aus dem militärischen Sektor kommen und der Grenzpolizei automatisierte Aufklärungskapazitäten bereitstellen. Zur Optimierung der Systeme profitiert SELEX vom EU-Forschungsprojekt "Integrated mobile security kit" (IMSK), das eine Plattform zur Überwachung von Gipfeltreffen, Fußballspielen, Großdemonstrationen oder "royal weddings" aus dem All entwickeln will. Finmeccanica ist beim IMSK zudem mit seiner Weltraum-Sparte Telespazio vertreten, aus Deutschland basteln die Diehl BGT Defence GmbH, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, die Fraunhofer-Gesellschaft an der satellitengestützten Totalüberwachung.

Satelliten als Kriegsgrund?
Der Chef des libyschen "Center for Remote Sensing and Space Science" hatte letztes Jahr die USA um Hilfe gebeten, die Satellitenaufklärung des Landes auszubauen. Libyen interessierte sich für "Mini-Satelliten" mit hoher Auflösung, die unter anderem zur Grenzsicherung genutzt werden sollen. Begründet wurde der Vorstoß mit Weltraumkapazitäten der Nachbarstaaten, darunter Algeriens und Ägyptens. Auch die Forschung würde in Libyen nicht zu kurz kommen, erklärt der libysche Regierungsbeamte: Mit 300 wolkenlosen Nächten wäre das Land bestens geeignet für astronomische Einrichtungen. Die Errichtung mobiler Teleskope sei bereits "mit den Europäern" besprochen gewesen, die hierfür jedoch angeblich kein Interesse zeigten.

Oberst Muammar al-Gaddafi versuchte, innerhalb der Firma Regional African Satellite Communications Organisation (Rascom) die Federführung unter afrikanischen Staaten im Bereich der kommerziellen Nutzung von Staellitentechnik zu übernehmen. Zwar ging es zunächst nicht um Aufklärungs- sondern Kommunikationssatelliten. Die Betreibergesellschaft von Rascom, gegründet von 45 afrikanischen Ländern mit Sitz in der Elfenbeinküste, schoss 2007 den bis letztes Jahr einzigen panafrikanischen Telekommunikations-Satelliten ins All. Er versorgt afrikanische Länder mit Telefon, Internet und Fernsehen. Gesteuert wird RASCOM-QAF 1R seit 2009 von einem Kontrollzentrum im Operation Center in Gharyan nahe der tunesischen Grenze.

Der Erdtrabant, bzw. sein wegen Schäden nach dem Start 2010 lancierter Ersatzsatellit "RASCOM-QAF 1R" wurde größtenteils aus Libyen finanziert. Von den Gesamtkosten über 400 Millionen Dollar übernahm Rascom 26%, Libyens GPTC Telekommunikationsunternehmen 29%, die "Libyan African Investment Portfolio Bank" 33% und die französische Thales Alenia 12%. Die Investitionen zahlen sich aus; afrikanische Länder sparen angeblich durchschnittlich 560 Millionen US-Dollar pro Jahr, da der Satellit zudem kostengünstig in Algerien produziert werden konnte. "Welcher Banker würde ein solches Projekt nicht finanzieren wollen?", fragt der kamerunische Schriftsteller, Direktor und Professor Jean-Paul Pougala und sieht angesichts winkender Profite in der Weltraumtechnik einen der Kriegsgründe in Libyen.

Quelle: https://www.telepolis.de/features/Libyen...tz-3391407.html


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zuletzt bearbeitet 28.10.2023 | Top

RE: Historisch: Interkosmos Neustrelitz

#6 von BKB , 29.10.2023 15:19

An solchen Meldungen zeigt sich wieder wie der Bürger in Sachen Migration von den Politikern verarscht wird.
Jammert die Politik infolge des BÜRGERDRUCK über illegale MIGRATION. Sehen wir hier das die Flüchtlingsrouten im AUFTRAG der Politik mit Sat überwacht werden und die ganz genau wissen über welche Routen wie viel Migranten anmarschiert kommen. Eventuell werden sogar die sogenannten Seenotretter im Mittelmeer mit diesen Daten versorgt damit die Schiffe zur rechten Zeit am richtigen Ort sind.
Die eigentlichen Schleuserköpfe sitzen unter den Politikern.

Diese ganzen Grenzkontrollen derzeit sind damit nur Show für die Bürger und um die Bürger zu ärgern. Denn am Migrantenzustrom ändert sich damit garnichts.

 
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