DSF und Freundschaftszüge

#1 von Latino , 29.02.2016 13:14

Um diese Thema anzuschieben erst einmal der Link:
http://www.dra.de/online/dokument/2007/oktober.html

War DSF ungeliebt und Freundschaftszüge gab es wirklich ?

 
Latino
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RE: DSF und Freundschaftszüge

#2 von Bergführer ( gelöscht ) , 29.02.2016 13:18

Aus meiner Sicht: ungeliebt sicher nicht - mir war sie aber so was von egal. Ich hätte nicht mal mitbekommen, wenn es sie plötzlich nicht mehr gegeben hätte.
Freundschaftszüge gab es zur Genüge. War aber mehr eine Art Sonderurlaub für irgendwelchen Jugendbrigaden.
Ich habe das einmal mitgemacht und fand es nicht besonders umwerfend. Da waren die eigenen Urlaubsreisen in die SU etwas besser.
Ich denke, dieser ganze Rummel um die Deutsch-Sowjetische-Freundschaft sollte das Verhältnis der (Ost)Deutschen zu den Verhältnissen der UdSSR etwas verbessern. Es ging m.E. mehr um die politischen Verhältnisse, als um Begegnungen mit einfachen Menschen.
Oftmals schlug solch eine Exkursion ins "Große Land Lenins" gerade bei jungen Menschen ins Gegenteil des Erwünschten um, nachdem man sehen konnte, wie erbärmlich so mancher Sowjetmensch hauste.
Das konnte wohl kaum der Sinn und Zweck und vor allem Ziel fleissiger sozialistischer Arbeit sein ...
Schamlos ausgenutzt wurde ein Sonderzug, der demonstrativ nach der Tschernobyl-Katastrophe von der DDR-Führung in Marsch gesetzt und relativ dicht am Unglücksterritorium vorbei geführt wurde. Man setzte die Gesundheit unserer Jugendlichen bewußt aufs Spiel, nur um den Leuten Sand in die Augen zu streuen und zu behaupten, das sei alles harmlos und nur westliche Propaganda.
Un Denen, die sich weigerten, mit zu fahren, unterstellte man, dem Einfluß westlicher Medien erlegen zu sein ...
Das war schäbig von Honecker und Genossen ...

Bergführer

RE: DSF und Freundschaftszüge

#3 von Ostseeblick ( gelöscht ) , 29.02.2016 13:20

Oftmals schlug solch eine Exkursion ins "Große Land Lenins" gerade bei jungen Menschen ins Gegenteil des Erwünschten um, nachdem man sehen konnte, wie erbärmlich so mancher Sowjetmensch hauste.

Ostseeblick

RE: DSF und Freundschaftszüge

#4 von Frank1 , 29.02.2016 13:22

So habe ich es erlebt. Ich war im Rahmen des Studenaustausches dort. Was natürlich so toll war » Moskau, Leningrad, Reval. Zum arbeiten waren wir 3 Wochen im Oblast Stawropol (am Schwarzen Meer in der Nähe zur türk. Grenze). Dazu sind wir 2 × 2.5 Tage im Wesentlichen den Don lang gefahren. Habe selbst abgestellte und verottete 'Reparationszüge' gesehen und nicht nur einen. Und erst recht das Lebensumfeld der Menschen da vor Ort. Schlimm. Und die bauten den Kommunismus auf. Und freuten sich über uns.

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RE: DSF und Freundschaftszüge

#5 von Andromeda ( gelöscht ) , 29.02.2016 13:23

Kann ich so bestätigen, hatte selber Verwandtschaft in SU

Andromeda

RE: DSF und Freundschaftszüge

#6 von Doktor , 29.02.2016 13:25

Für eines war DSF gut- Nachweis gesellschaftlicher Arbeit war immer gefordert--- also ab zur DSF--- und schon war gesellschaftliche Arbeit abzurechnen ohne den Finger krumm zu machen... :o

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RE: DSF und Freundschaftszüge

#7 von Latino , 29.02.2016 13:31

Oft wird DSF als gelebte Deutsch-Sowjetische Freundschaft mit der Organisation DSF verglichen oder verwechselt.
Ja genau, ein HP Thread hat mich initiiert zum Beitrag.
Weil ich manchmal Gedankengänge von in DDR aufgewachsenen Personen nicht nachvollziehen kann.

Ausgangspunkt war das hier:

Zitat
In einem anderen Forum konnte ich mal eine Zeitzeugengeschichte eines „kl. d. Brückenspringers“ (eigene Beschreibung) lesen.
In der ging es u.a. auch darum, das er sich damals stolz zum DSF-Vorsitzenden der Klasse (oder Schule?), dort im Osten der Republik, hat wählen lassen um fortan ,mit glühendem Eifer, den Gedanken der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft unters Schülervolk zu bringen.



Kann ich so nicht nachvollziehen. Oft versuchen Menschen ja Geschichten zu schreiben. Mit dem Ergebnis das Dritte die Geschichte für voll nehmen.
Ich war ebenfalls im Großraum Kreis Greifswald als Kind/Jugebdlicher und hatte dort 5 Schulen umzugsbedingt besuchen müssen.
An keiner Schule gab es eine DSF-Organisation . Schon garnicht für Schüler oder in der ein Schüler den Vorsitz haben konnte.
In der Regel war die Massenorganisation DSF örtlich organisiert und damit gab es dann einen Vorstand der GO Lubnim (als Bsp.). Oder bei größeren Orten eine GO pro Stadtgebiet oder Wohngebiet. In Greifswald dann zum Bsp. für Schönwalde I und Schönwalde II separat.
Untergegliedert waren DSF-Gruppen für Betriebe ( und ggf. höchstens für Schulen). Die dann zwar einen Gruppenvorsitzenden hatten. Aber ohne Einfluß, da die Grundeinheit der Struktur die GO war.

Zitat
Unsere, in der schulfreien Zeit, gelebte „deutsch sowjetische Freundschaft“ bestand manchmal in einer handfesten Hauerei mit den Söhnen der in den Nachbarblöcken untergebrachten russischen Erbauer des Kernkraftwerkes Lubmin.



Das allerdings kenne ich so auch und zog sich dann auf den Diskos fort wenn sie unsere Mädels anbaggerten.

An der Schule war die Deutsch-Sowjetische Freundschaft in den Pionierorganisationen oder bei FDJ inhaltlich angelegt. Ging aber meistens nicht über die initiierten Brieffreundschaften hinaus. Oft waren dann die Antwortbriefe im Russischunterricht offen verlesen worden vom Lehrer. Da unser "russisch" dazu nicht ausreichte.

Wer so etwas erleben konnte hatte dann schon Glück. Wobei: eine 20. Garde-Truppenarmee (?) ist mir unter dieser Bezeichnung nicht bekannt.

Zitat
Das einzige Mal das so etwas wie DSF gelebt wurde war bei einem Besuch im Raum Eberswalde (?), dort bekamen wir das Traditionszimmer der 20. Garde-Truppenarmee zu sehen. Irgendein riesiges Diorama einer Schlacht (verm. die um Berlin) in einem runden Gebäude mit umlaufenden Säulen war auch mal Ziel einer Exkursion. Kann eigentlich nur Wünsdorf gewesen sein. Man kann das ganze ja als Aktivität für die DSF verstehen, möglich das es aber "nur" Vorbereitungsstunden für die Jugendweihe waren.



Nur, ob man das alles immer so als "das verordnete" darstellen kann?

Zitat
Auf Klassenebene? Da waren ja eher Jungpionier-, Thälmannpionier- und FDJ-Aktivitäten angesagt. Ging sämtlich von den Lehrern aus. Von alleine hatte niemand Interesse an solchen Dingen da ja alleine schon das "befohlene" anlegen dieser Hemden und Tücher und mitbringen der Ausweise als Last empfunden wurde zu bestimmen Terminen. DSF mir nicht erinnerlich. Angaben beziehen sich auf POS. Sicherlich ist man hier und dort immer mal wieder mit "Agitationsmaterial" zum Thema konfrontiert worden.



Aber irgendetwas muß ja hängen geblieben sein bei seinem Interesse an den sowjetischen/russischen Streitkräften.

Als Belastung kenne ich diese Dinge nicht. Es musste ja niemand mitmachen.

Sicher war das ganze DSF-Gerassel verordnet und (aber) half vielen Mitmenschen über die Klippe der notwendigen gesellschaftlichen Arbeit.
So wurde DSF-Mitgliedschaft für viele Bürger eine Pseudo-Mitgliedschaft ohne das die DSF gelebt wurde oder einem außer Beitrag zu zahlen auch noch Aufgaben erwuchsen.
Denn zum Bsp. "Kollektiv der soz. Arbeit" oder " Bestes Kollektiv" konnte im Betrieb nur werden wer auch entsprechend viel gesellschaftliche Arbeit der Kollektiv-oder Brigademitglieder aufweisen konnte.
Die SU lebte ja auch keine Sowjetisch-Deutsche Freundschaft. Für deren Bürger war DDR = Deutschland und wir waren die Faschisten und die Besatzungsarmee (GSSD) behandelte uns dann auch so.

Mir lag es fern HP zu bewerten. Aber die Beiträge eigneten zu gut zur Ergänzung.
Sicher haben Andere dann auch andere Erfahrungen.

 
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RE: DSF und Freundschaftszüge

#8 von Heiko , 29.02.2016 13:33

Eigentlich, so nach meiner Erinnerung, war DSF als Massenorganisation an Schulen nicht präsent. Auch mir war dazu keine Mitgliedschaft aufgedrängelt worden. Selbst an der EOS nicht.
Dann im Artbeitsleben das notwendige Übel. Dafür kamen dann Auszeichnngen und Prämien.
Heute lässt sich leicht schreiben " es war verordnet". Niemand konnte aber uns dazu zwingen und Nachteile erwuchsen auch nicht wenn diese Sache nicht mitgemacht wurde.
Wir haben zum Teil den Quatsch doch alle erhobenen Hauptes mitgemacht. Dieses dann als "verordnet" und mit "Abneigung" zu bezeichnen ist doch eher das Negieren der eigenen Verantwortlichkeit.
So, wie die Massen bei den Militärparaden- die sich heute hinstellen und die Teilnahme als "verordnet" bezeichnen. Nein- sie sind freiwillig hingegangen. Aber das passt nicht in den heutigen Zeitgeist.
So eine Argumentation kommt gleich nach dem Parteisekretär, der heute argumentiert, er wäre schon immer gegen SED und Sozialismus gewesen.

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RE: DSF und Freundschaftszüge

#9 von Peter Paul , 29.02.2016 13:36

Ich sehe DSF nur als Organisation zum theoretischen Beleg der Deutsch-Sowjet. Freundschaft mittels Zahlen. So und so viel Mio Mitglieder belegten die Freundschaft der DDR zur SU.
Sie waren aber nur zahlende Mitglieder ohne das als Gegenwert irgendwelche Veranstaltungen umgesetzt wurden.
Ich weiß von Mitgliederversammlungen, in deren sich der Vorstand dann allein vertrat.
Die meißte Arbeit hatten die vielen Kassierer in den Wohngebieten mit dem Einbringen der Beiträge. Weiß garnicht mehr, halbjährlich oder quartalsweise ( ??) und so manchein Mitglied wurde dadurch erst an seine Mitgliedschaft wieder erinnert.
So gesehen eher eine theoret. Mitgliedschaft einer theoret. Organisation.

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RE: DSF und Freundschaftszüge

#10 von Oldie , 29.02.2016 13:40

Ehrlich war doch jeder froh das die einen in Ruhe lassen. Noch eine Versammlung mehr im Monat + Referat hat keiner gebraucht.

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