VEB Nachrichtenelektronik Greifswald ( NEG)

#1 von Blaulicht , 18.12.2021 22:23

Das NEG war wichtigster technologischer Arbeitgeber in der Hansestadt und mein Lehrbetrieb.

Das Areal in der heutigen Zeit vielfach zerteilt und vermietet.
https://www.google.de/maps/@54.0813719,1...=!3m1!1e3?hl=de

Wir bauten Telekommunikationstechnik und Schiffselektronik. Mit letzterem begann die Firmierung.
Im September 1965 begann der Aufbau des Betriebes VEB Schiffselektronik Greifswald. Im Juli 1969 konnte dann die erste Produktion starten. Am 1. Januar 1971 wurde der Betrieb in VEB Nachrichtenelektronik Greifswald umbenannt und in den VEB Kombinat Nachrichtenelektronik aufgenommen. Ab 1972 begann wie für alle Unternehmen notwendig die Beteiligung an der Konsumgüterproduktion durch die Leiterplattenbestückung (meistens für Kofferradios).

1981 wurde die Entwicklung eines Taschenempfängers begonnen, der 1983 in Produktion ging.

Bis 1990 arbeiteten bis zu 2600 Menschen am Standort, wozu auch eine Berufsschule gehörte. 1991 übernahm die Siemens AG das frühere DDR-Unternehmen und führte den Telekommunikationsbereich als Siemens Übertragungssysteme Greifswald GmbH fort. 1993 wurde die GmbH vollständig in den Konzern in den Bereich ICN integriert.


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zuletzt bearbeitet 18.12.2021 | Top

RE: VEB Nachrichtenelektronik Greifswald ( NEG)

#2 von Matzdorf , 18.12.2021 22:25

Zum NEG gehörte auch die Insel Görmitz. Dort war ein Kinderferienlager und wir konnten unsere Kinder mehrfach dort unterbringen.


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RE: VEB Nachrichtenelektronik Greifswald ( NEG)

#3 von Rubek , 18.12.2021 22:26

VEB Kombinat Nachrichtenelektronik
Das Kombinat entstand 1980 aus dem VEB Kombinat Fernmeldewerk Leipzig. Sitz des Kombinates Nachrichtenelektronik war bis 1986 Leipzig. Stammbetrieb war der VEB Nachrichtenelektronik Albert Norden Leipzig, das ehemalige Fernmeldewerk in Leipzig-Stötteritz. Auf Beschluss des DDR-Ministerrates wurde die Kombinatsleitung per 1. Juli 1986 nach Berlin verlagert. Neuer Stammbetrieb wurde der VEB Funkwerk Köpenick. Betriebsteil des Stammbetriebes war das Funkwerk Dabendorf bei Zossen. 1987 wurde aus dem Institut für Nachrichtentechnik in Berlin-Oberschöneweide das Zentrum für Forschung und Technologie der Nachrichtentechnik (ZFTN) gebildet und als weiterer Betriebsteil in den Stammbetrieb eingegliedert.

Dazu gehörten:
VEB Nachrichtenelektronik „Albert Norden“ Leipzig (Stammbetrieb bis 1986),
VEB Nachrichtenanlagenbau Leipzig,
VEB Funkwerk Köpenick (Stammbetrieb ab 1986),
VEB Funk- und Fernmeldeanlagenbau Berlin (mit dem Betriebsteil Funk- und Fernmeldeanlagenbau Rostock),
VEB Nachrichtenelektronik Magdeburg
VEB Meßelektronik Berlin,
VEB Studiotechnik Berlin,
Institut für Nachrichtentechnik Berlin (ab 1987 ZFTN),
VEB Nachrichtenelektronik Greifswald,
VEB Fernmeldewerk Neustadt-Glewe,
VEB Fernmeldeschrank- und Gehäusebau Calau,
VEB Fernmeldewerk Nordhausen,
VEB Fernmeldewerk Arnstadt,
VEB Fernmeldewerk Bautzen,
VEB Meßgerätewerk Zwönitz und der
VEB Funkwerk Kölleda.

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RE: VEB Nachrichtenelektronik Greifswald ( NEG)

#4 von Horschte , 18.12.2021 22:28

25 Schüler fingen 1966 eine Elektromechaniker-Lehre an / Am alten VEB-Standort ist nun die Firma Siemens tätig. Damals noch VEB Schiffselektronik Greifswald-
Anlässlich ihres 50. Jubiläums besuchten sie 2016 ihre ehemalige Ausbildungsstätte, die später in VEB Nachrichtenelektronik Greifswald (NEG) umbenannt wurde.

Angefügte Bilder:
NEGLehre66.jpg  
 
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RE: VEB Nachrichtenelektronik Greifswald ( NEG)

#5 von Angelika , 18.12.2021 22:31

Als der VEB 1963 gegründet wurde, habe keiner gewusst, was ihn erwartet, erzählt Angelika Schiller . „Industrie war hier nicht bekannt.“ Die damals 14-Jährige wurde schon in der achten Klasse angeworben und begann ihre dreieinhalbjährige Ausbildung parallel zur neunten und zehnten Klasse. Das bedeutete pro Monat drei Wochen Schule und eine Woche Ausbildung. In der erlernte sie das Herstellen von Schiffssteueranlagen und Fischfangmaterial.


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RE: VEB Nachrichtenelektronik Greifswald ( NEG)

#6 von Richard , 18.12.2021 22:33

Da der NEG gemeinsam mit dem Kernkraftwerk Lubmin eine Ausbildungsgemeinschaft bildete, wurden zeitweise über 1200 Lehrlinge pro Jahr ausgebildet.
Doch die wenigsten haben diesen erlernten Beruf weitergeführt. Sie sind aber dennoch oft im Betrieb geblieben.

 
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RE: VEB Nachrichtenelektronik Greifswald ( NEG)

#7 von Lachner , 18.12.2021 22:35

Die digitale Nachrichtentechnik der DDR war im NEG produziert worden. PCM 30/32 war damals der Name.
PCM 30/32 Gestell- (1973)
In einem Gestell 2300x600x225mm (HxBxT) befinden sich Baugruppen in Form von Steckkarten für die Hin- und Rückübertragung von 30 Fernsprechkanälen über eine Vierdrahtleitung. Die Wahl- und Gebühreninformationen aller 30 Kanäle werden jeweils dem 16. Zeitkanal zugeordnet. Die Verarbeitung erfolgt in einem gehenden oder in der Gegenstelle in einem kommenden Kennzeichenumsetzer. Darüber sind die Baugruppen der elektromechanischen Vermittlungstechnik direkt verbunden. Die Funktion der einzelnen Steckkarten wird noch mit diskreten Bauelementen (Transistoren, Widerstände, Dioden, Kondensatoren) gewährleistet. Für jeden Kanal sind mehrere Karten erforderlich. Aus der Zuordnung 0. Zeitkanal -> Rahmensynchronsignal und 16. Zeitkanal -> Kennzeichensignale ergibt sich die Bezeichnung 30/32 (32 Zeitkanäle, davon 30 Sprachkanäle).
Die PCM 30/32 wurde über Kupferkabel betrieben. Das Leitungssignal musste je nach Kabeltyp und Anzahl der betriebenen Systeme etwa aller 2-4 km durch Repeater regeneriert werden.

PCM 30 Gestell- (1980)
Die rasche Entwicklung hochintegrierter Bauelemente führte zu einer Verkleinerung der Baugruppen und damit zur Entwicklung des Systems PCM 30 mit vier Systemen je Gestell. In einem Gestell 2300x600x225mm (HxBxT) sind in 8 Etagen 4 Primärfolgen (je 30 Kanäle) und in zwei weiteren Etagen ganz unten 4 Leitungsendregeneratoren und Fernspeisestromquellen untergebracht. Die elektrische Funktion unterscheidet sich nicht wesentlich vom vorher beschriebenen System. Es wird aber nur ein Viertel des Platzes benötigt, weil u. a. die Analog-/Digitalwandlung für 3 Kanäle und die Kennzeichenumsetzung für 2 Kanäle auf je einer Steckkarte erfolgen.
Die PCM 30 wurde über Kupferkabel betrieben. Das Leitungssignal musste ebenfalls wie beim Vorgängersystem durch Repeater regeneriert werden. Das System PCM 30 kann sowohl mit dem Schnittstellencode HDB 3 als auch mit AMI betrieben werden. Im Modus AMI ist eine Zusammenschaltung mit einer Endstelle PCM30/32 in bestimmten Einsatzfällen möglich.

PCM 30 Endstellengestell- (1990)
Seit 1990 wurde in der ehemaligen DDR u.a. PCM 30 – Technik in Schmalgestellbauweise 2300x121x225mm (HxBxT) eingesetzt. In einer „Stange“ befinden sich 2 PCM 30- Endstellensysteme. D.h. die Kapazität wurde im Vergleich zum Vorgängersystem PCM 30 durch hoch integrierte Bauweise um das 2,5-fache erhöht. Die Umsetzung der 30 Kanäle von je 300 Hz – 3400 Hz in die Bitrate von 2,048 Mbit/s entspricht prinzipiell den vorher entwickelten PCM 30- Systemen. Wesentlich ist, dass die in die ehemalige DDR gelieferten PCM 30- Systeme extra an die abweichenden Schnittstellen der dort eingesetzten Vermittlungstechnik angepasst wurden.

PCM-Systeme für 120 Kanäle
Vier Primärfolgen (als Primärfolge wird das Signal eines PCM 30-Sytems bezeichnet) werden über einen Codec zu einer Impulsfolge von etwas mehr als 8 Megabit zusammengefasst und gemeinsam übertragen – es entsteht dadurch eine Sekundärfolge. Das System PCM 120 wurde über Kupferkabel betrieben. Die Grenze des technisch Machbaren war aber hier erreicht. Erste Versuche des Betriebes über Glasfaser fanden statt. Im bei uns vorhandenen Gestell ist ein solches System untergebracht.

PCM-Systeme für 480 Kanäle
Fasst man wiederum vier Sekundärfolgen (die Signale von vier PCM 120-Systemen) zusammen, entsteht eine Signalfolge von etwa 34 Megabit. Dieses System PCM 480 wurde benutzt, um die V120-Einrichtungen des Südringes zu ersetzen und dabei gleichzeitig die Kapazität des Kabels um den Faktor 4 zu erhöhen. Die erreichte Stabilität über Kupferkabel war nicht zufriedenstellend, weshalb der Einsatz nur etwa zwei Jahre währte. Eine Variante über Glasfaserkabel existiert ebenfalls. Unsere Sammlung zeigt beide Ausführungen.

Angefügte Bilder:
pcm30.jpg  
 
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RE: VEB Nachrichtenelektronik Greifswald ( NEG)

#8 von Klaasen , 18.12.2021 22:36

Gebaut wurde im NEG fast immer.
Auch NEG erhielt seinen Führungsbunker. Hier unter dem Speisesaal gelegen.
NEG als Ausrüster für Schiffselektronik hatte er allemal militärische Bedeutung für die DDR, da ihre Küstenschutzschiffe zum Großteils dort selbst projektierte und realisierte wurden.... in Zusammenarbeit mit der Peene-Werft Wolgast.

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RE: VEB Nachrichtenelektronik Greifswald ( NEG)

#9 von mandala , 18.12.2021 22:41

Dort im "Zirkus NEG" eine Lehrstelle zu bekommen war schon ein Lottogewinn. Denn die Ausbildung selbst galt als sehr hochwertig und ein sicherer Job stand in der Erfolgsleiste im Anschluß.


 
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