Vorfahren des Menschen

#1 von Abenteurer , 30.12.2021 23:14

Dritte Frühmenschenart
Spuren unbekannter Vorfahren im menschlichen Erbgut entdeckt


Anfang August entdeckten US-Forscher in der menschlichen DNA Spuren eines bisher unbekannten Vorfahren. Es sieht danach aus, dass sich nicht nur Neandertaler und Denisova-Menschen kreuzten, sondern dass es da auch Vertreter einer dritten Urmenschenart gab.
Möglicherweise handelt es sich bei dieser dritten Urmenschenart um den Homo erectus, dessen Genom bislang nicht entschlüsselt werden konnte. Wissenschaftler hatten bereits früher von einer geheimnisvollen archaischen Menschenart gesprochen, die Spuren in der DNA der Melanesier und Afrikaner hinterlassen hätte. Wer das gewesen sein könnte und was der Jetztmensch von diesen unbekannten Vorfahren geerbt hat, erklärt Sputnik in diesem Beitrag.

Fremde Gene
2016 erklärten Experten der Texas University in der Jahresversammlung der US-amerikanischen Gesellschaft für menschliche Genetik, dass sie in der DNA der Melanesier (Einwohner von Inseln im Stillen Ozean) Spuren von unbekannten Menschenaffen entdeckt hätten. Zu diesem Schluss waren sie nach dem Vergleich ihres Genoms mit der DNA der Neandertaler, Denisova-Menschen und Afrikaner gekommen.
Die Forscher nahmen sich vor, herauszufinden, wie viel Prozent der Gene wir von ausgestorbenen Menschenarten geerbt haben könnten, und stellten plötzlich fest, dass ein beträchtlicher Teil der uralten Gene, die bis zuletzt als Gene der Denisova-Menschen gegolten hatten, in Wahrheit einer anderen Menschenart gehört hatten. Im selben Jahr kamen auch dänische Forscher unabhängig von ihren amerikanischen Kollegen zu ähnlichen Schlüssen. Indem sie etwa 100 Genome von Einwohnern Papua-Neuguineas und von australischen Ureinwohnern analysierten, entdeckten sie Spuren einer archaischen DNA. Auf den ersten Blick ähnelte sie der Denisova-DNA, doch es gab einige Unterschiede, und es sah danach aus, dass es sich um eine andere Art von Menschenaffen handelte.

Spuren von unbekannten Menschen
Die Forschungen von 2016 riefen zahlreiche Fragen hervor: Das Genom des modernen Menschen, bei dem man fremde Gene suchte, verglichen die Experten mit der DNA der Menschen, von denen er sie geerbt haben könnte.
Das Neandertaler-Genom wurde bis dahin schon gut genug erforscht, aber die wichtigste Quelle von Informationen über Denisova-Menschen blieben ein Fingerknochen und mehrere Zähne, die in einer Höhle im Altai-Gebirge entdeckt worden waren. Wenn man bedenkt, dass sich Denisova-Menschen, die in Südasien oder im östlichen Teil Indonesiens lebten, voraussichtlich mit den Homo sapiens vermischt hatten (weit voneinander lebende Populationen unterscheiden sich oft ziemlich stark), könnten die Spuren der geheimnisvollen Menschenaffen durchaus ihnen gehören.

Aber vier Jahre später präsentierten Forscher der University of California eine neue Methode zur Suche nach uralten DNA-Spuren beim modernen Menschen. Jetzt muss man nicht mehr das Genom der Frühmenschen kennen, von denen es geerbt wurde. Also konnten die Wissenschaftler Spuren einer Vermischung unserer Vorfahren mit ausgestorbenen Homo-Arten finden, von denen nichts übrig geblieben ist: weder Knochen noch Zähne, noch Arbeitsinstrumente.
Die ersten Völker, an denen die neue Methode erprobt wurde, waren Yoruba und Mende in Westafrika. Die Experten analysierten 405 vollständige Genome und entdeckten zwei bis 19 Prozent einer bisher unbekannten archaischen DNA. Das bedeutet, dass sich die Vorfahren der modernen Afrikaner mit Menschenarten vermischten, die sich vor etwa 625 000 Jahren vom gemeinsamen Stamm „abgespalten“ hatten – noch vor der Entstehung der Neandertaler und Denisova-Menschen.

Eine demografische Modellierung ergab, dass diese Vermischung spätestens vor 43 000 Jahren erfolgte – ungefähr in der Zeit, als sich die Neandertaler in Europa mit den Homo sapiens kreuzten.

Wofür aber die Gene der geheimnisvollen Vorfahren zuständig sind und welche Rolle sie bei dem Überleben westafrikanischer Völker spielten, ist vorerst unklar.

Der geheimnisvolle Vorfahr
Etwa ein halbes Jahr später wandten Experten der Cornell University eine ähnliche Methode bei der Analyse der Genome von zwei Neandertalern, eines Denisova-Menschen und von zwei modernen Menschen an. Es stellte sich heraus, dass Urmenschenaffen verschiedener Arten miteinander Sex hatten und jedes Mal Gene austauschten, wenn sich zwei Gruppen in Zeit und Raum überschnitten. Und es gab vermutlich mehr solche Kreuzungen, als man bisher gedacht hatte.
So hatten die Neandertaler nicht nur anHomo sapiens sexuelles Interesse: Vor etwa 200 000 bis 300 000 Jahren kreuzten sie sich mit einer unbekannten Menschenaffenart – und bekamen von ihr fast drei Prozent ihres Genoms.
Zudem wurden Kreuzungsspuren auch in der DNA der Denisova-Menschen entdeckt – ein Prozent des Genoms bekamen sie von ihrem geheimnisvollen archaischen Verwandten. Und später wurden ganze 15 Prozent dieser Gene dank der Vermischung der Denisova-Menschen mit den Homo sapiens an den modernen Menschen weitergereicht.

Die Forscher vermuten, dass es sich umHomo erectus handelt – die unmittelbaren Vorfahren der Homo sapiens, die in Eurasien gleichzeitig mit den frühen Neandertalern und Denisova-Menschen leben konnten. Allerdings kann das kaum bewiesen werden: Die Forscher haben ihre DNA noch nicht entdeckt.


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