RE: Lebten wir so schlecht ?

#16 von Latüchtenwärter , 20.03.2016 22:57

Und du hättest mangels Erdöl ein Auto gehabt, wie Fred Feuerstein.
Zum selber strampeln.

 
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RE: Lebten wir so schlecht ?

#17 von Walter , 20.03.2016 22:59

Muss man ja verstehen. Wenn man in der richtigen DDR Stadt diente und lebte...,das verstellt dann schon mal den Blick für gewisse Realitäten in der DDR Provinz.
Wie waren diese eigentlich in Strausberg und Umgebung bei der geballten Anwesenheit von DDR Prominenz aller Couleur?

 
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RE: Lebten wir so schlecht ?

#18 von Biene Maja ( gelöscht ) , 20.03.2016 23:01

In manchem Dörfchen in MeckPomm sah es bestimmt anders aus. Allerdings gab es auch Dörfer die gut versorgt waren. Nehme ich mal Straßgräbchen. Eine Konsum Verkaufsstelle, eine Konsum Gaststätte, ein HO Kommissionshändler, eine HO Kommissionsgaststätte, ein Bäcker, ein Fleischer.
Für die "Eigenversorgung" gab es die Möglichkeit Gartenflächen zu mieten. Im Sommer kam der Apfel- und Kirschenmann. Im Nebenort Bernsdorf dann eine größere Kaufhalle ...

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RE: Lebten wir so schlecht ?

#19 von Blauer Engel , 20.03.2016 23:02

Aber das Problem mangelnder Versorgung lag sicher nicht in den Dörfern. Zu Essen und zu Trinken hatten die immer ausreichend. Meist waren sie in der Hinsicht Selbstversorger - jeder hatte sein Schwein im Stall, das im Februar zu Wurst und Fleisch verarbeitet wurde. Manche 1 bis 2 Bullen im Stall, die dann zu sehr guten Preisen mit Westlastern abgeholt wurden. Frag nicht, wo die das tägliche Futter herholten ...
Die Städter hatten - mal abgesehen vom Schaufenster Berlin - da bedeutend größere Probleme. Die tägliche Versorgung lag so ungefähr im Minimalbereich, wo sich jeder kurzfristige Ausfall sofort schmerzhaft bemerkbar machte. Vermutlich wurde die DDR von rechts und links systematisch ausgeplündert - anders kann man sich das bei dem doch recht fleissigen Völkchen nicht vorstellen, dass da für die eigene Bevölkerung nur noch Reste übrig blieben.
Offenbar speilte die kleine DDR damals die gleiche Rolle im RGW, wie die BRD heute in der EU : Freigegeben zur allgemeinen Plünderung.

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RE: Lebten wir so schlecht ?

#20 von Georg , 20.03.2016 23:04

Ich habe nicht nur in der richtigen Stadt gelebt. Ich hatte geschrieben auf dem Dorf und in der Stadt.
Aufgewachsen im 500m Sperrstreifen, falls du weißt was das hieß. Auch dort hatten wir genug
zu essen. Und Bananenkartons waren da auch nicht unsere Möbel, ging ja auch nicht, es gab ja keine Banane.
Dann in einer 500 Seelen Gemeinde im Thüringer Wald. Da gab es auch nur KONSUM, Bäcker, Fleischer.
Danach in einem kleinen Dorf in Meck-Pom. Da gab es nur den Krämerladen. Dann die Weltstadt Neubrandenburg.
Da gab es ALLES, purer Luxus. Dad Düben auch noch. Ja mein Blick zur Realität in der armen DDR wurde regelrecht zugemauert.
Ich lebte im Schlaraffenland. Nun will der eine oder andere mir aber sagen, das schlechte Leben war flächendeckend.

Was ich sagen möchte mit meinen Beiträgen....Beziehungen schaden dem, der keine hatte. Spaß beiseite, nein, es gab viel
zu bemängeln, aaaaber geht es jetzt allen besser? Wenn man Geld hat, dann kann man sich alles leisten. War in der DDR auch so ...
...DM bezogen, oder stimmt es nicht? Jetzt liegen die Läden voll und manch einer muß den Euro ziemlich breit klopfen,
damit zum Ende des Geldes nicht noch 14 Tage vom Monat übrig sind.

Zum anderen heulen doch viele der DDR hinterher......wie schön sie es doch hatten, was stimmt denn nun?
Ich glaube hier kommen wir nicht auf einen Nenner, weil es 1000000 Betrachtungsweisen und Lebensläufe gibt.

Um zur "Sonderversorgung" zu kommen....Es gab in größeren NVA Dienststellen die MHO (Militärische Handels Organisation)
Nach der Wende standen die Bad Dübener "Freiheitskämpfer" vor dem Tor und wollten die MHO besichtigen, wegen den Privilegien und so.
Mit erstaunen mußten sie feststellen, dass es da auch nur die Lebensmittel aus dem KONSUM und die Industriewaren
aus dem "Fress-Ex" und "Exquesit Läden" gab. Ja es gab, wie überall auf Zuteilung Farbfernseher, Gefrierschränke...und und und.....
Nur mal ein Beispiel, Anmeldung für ein Barometer, liegt heute in jedem Optikerladen... bis man eins bekam 2 Jahre... Privilegien??
Ich habe meins im "Intershop" :roll: gleich mitgenommen.
Und in Strausberg war es sicher auch nicht anders. Je höher der Dgrd, um so schneller die Ware.

Ich weiß wovon ich rede, meine Frau Verkäuferin bei HO und MHO.


 
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zuletzt bearbeitet 20.03.2016 | Top

RE: Lebten wir so schlecht ?

#21 von Baron ( gelöscht ) , 20.03.2016 23:05

Da hatten wir wohl die gleiche DDR .. in Cottbus gabs im HORTEX fast das ganze Jahr Erbeeren, Johannisbeeren und Gurken im Glas ...
Die Sonderzuteilungen der MHO behütete der Stabschef ... und dann gabs halt mal 10 Flaschen Bier für jeden und es war gut wenn man einige Brausetrinker kannte.

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RE: Lebten wir so schlecht ?

#22 von Karl-Heinz Müller , 20.03.2016 23:17

Zum Teil lebten wir schlecht. Im Sommer hatten die Einheimischen an Ostsee und Müritz nichts zu futtern und zu trinken. Weil Urlauber alles aufgekauft hatten. Einheimische von Usedom fuhren aufs Festland nach Jarmen, da dort Urlaubermangel war und die Regale in Konsum und HO eben noch nicht leer geräumt waren. Dann brachte ein Trabi schon mal die Lebensmittel für ein ganzes Dorf mit.
Ursache war eben diese Mangelwirtschaft in der DDR und die Produktion von Produkten die keiner brauchte. Hauptsache die Produktionszahlen stimmten.

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RE: Lebten wir so schlecht ?

#23 von Ritter , 20.03.2016 23:20

Überproduktion war sicher nicht das Problem. Denn die Pläne sind doch ständig übererfüllt worden. Ich lege Übererfüllung mit Überproduktion aus. Die Widrigkeit der Fälschung von Erfüllungszahlen einmal ausgeklammert.
Lebensmittel waren im Grunde genug vorhanden, wenn nicht 99% zu BRD und SU verschenkt worden wäre.
Und die Produktion materieller Güter lag oft völlig neben dem Bedarf. Aber auch die Dinge die keiner brauchte sind trotzdem bis in die kleinste Planzahl erfüllt worden- ums dann weg zu werfen.

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RE: Lebten wir so schlecht ?

#24 von Fernmelder , 20.03.2016 23:23

Wer sich an Bilder aus der DDR erinnert, dürfte immer auch Menschenschlangen vor Geschäften jeder Art vor Augen haben.
Um frisches Brot zu bekommen war Mittwochs anstehen angesagt in der sogenannten sozialistischen Wartegemeinschaft.
Donnerstags war Fleischeranlieferung. Wer Kotelett oder gar Rouladen haben wollte musste zeitig aufstehen und sich in der Wartegemeinschaft einreihen.
Frische Brötchen waren am Samstag binnen 20 Minuten ausverkauft. Nicht weil zu wenig geliefert wurden, weil die Kleintierzüchter Massen einkauften zur WE-Fütterung des Kleinvieh.
Wenn Farbfernseher gab, Wartegemeinschaft.
Wenn Bananen, Apfelsinen gab, Wartegemeinschaft.
Wenn im Sommer 1x die Woche Getränke kamen, Wartegemeinschaft.Auch die Getränke waren schnell ausverkauft, weil sich Jeder im Ort wieder für gut 1 1/2 Wochen bevorraten musste.

Der Westen verschenkte Begrüßungsgeld- wieder riesige Warteschlangen.
Ich ging eine Woche später und dann etwas weiter in die Stadt hinein und stand Mutterseelenallein an nem Auszahlungsschalter der Stadtverwaltung.

Selbst wenn in heutiger Zeit die Supermarktketten ihre Sonderverkaufswerbung unters Volk bringen, haben Aldi und Co fast wieder Schlagen der Schnäppchen jagenden Rentner vorm Eingang.
Ich muß sagen, in den westlichen Bundesländern ist dies nicht so sehr ausgeprägt.

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RE: Lebten wir so schlecht ?

#25 von Amtmann ( gelöscht ) , 18.06.2020 09:58

Omega aus Ungarn war damals der Hammer
https://www.youtube.com/watch?v=YPLHkhZ3Tq0

und spielt heute noch.


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RE: Lebten wir so schlecht ?

#26 von Logitech , 18.06.2020 10:08

Immerhin waren diverse Wohnungen mit Kohleheizung und die Kohlelieferung musste dann in den Keller auf verschiedenste Weise.
Denn Fernheizung war selten.

Angefügte Bilder:
kohlen.jpg  
 
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RE: Lebten wir so schlecht ?

#27 von KMMT , 22.07.2020 23:06

Vielerorts auf dem Lande ware dieses Örtchen einfach nicht weg zu denken.


Angefügte Bilder:
klo.png  
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RE: Lebten wir so schlecht ?

#28 von Logitech , 16.09.2020 18:28

Immerhin waren diverse Wohnungen mit Kohleheizung und die Kohlelieferung musste dann in den Keller auf verschiedenste Weise.

Angefügte Bilder:
kohlen.jpg  
 
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RE: Lebten wir so schlecht ?

#29 von Steffen , 16.09.2020 18:29

Auf dem Dorf mussten die Kohlen weniger in den Keller, sondern mehr in den Scbuppen oder Stall (Anbau).
Auch Unterschiede in der Lieferung: Briketts - mehr länglich oval- oder Eierbriketts - in Ei Form - oder Koks oder zum Schluss sogar Rohbraunkohle weil Brikett und Koks alles in den Westen verkloppr wurden.
Abgepackte Brikett waren wohl nur in Großstadt möglich und der Lieferant brachte die Stiegen gleich in den Keller und stapelte das dann auch gleich.
So einen Berg Kohle brauchte dann schon mal seine Zeit.

Angefügte Bilder:
kohlen2.jpg  
 
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RE: Lebten wir so schlecht ?

#30 von Stammgast , 16.09.2020 18:41

Uns ging es in der DDR so schlecht, selbst Fliegen gab es mehr wie heutzutage. Also kam es bei uns zu Hause zur Anschaffung eines Fliegenschrank- siehe Bild.
Ich noch kleiner Steppke und staunte über die Erläuterung "Fliegenschrank".
Jedenfalls machte ich mich am nächsten Tag an die Arbeit alles an Fliegen einzufangen was nur zu erreichen war und sperrte die Biester in den Knast = Fliegenschrank.
Irgendwann tauchte Mutter wieder auf und schimpfte über den Fliegenschrank und zu mir "hast du die Tür offen gelassen?". Ich Kopfschütteln. "und wo kommen die ganzen Fliegen her?".
Ich: Du hast doch gesagt ein Fliegenschrank- hab ich Fliegen gefangen und dort eingesperrt damit du das nicht machen musst
Und schon hatte ich einen Satz heißer Ohren.
Tja, so war es damals. Wir wohnten da noch auf dem Helmshäger Berg an der B96 bei HGW.

Zum Beitrag #40: Wir hatten Kohleheizung mit Ofen in jedem Raum bis weit in die 80ger. Überall wo wir wohnten. Selbst fürs Bad war dann im Neubaublock in Wusterhusen der Badeofen schon ein Fortschritt. Denn der machte warmes/heißes Badewasser und auch noch das Bad warm. Mann musste nur rechtzeitig anheizen.
So ein Teil: https://www.flickr.com/photos/migebert/3837371707

Angefügte Bilder:
fliegenschrank.jpg  
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