Gut Gentzrode

#1 von Historiker , 04.09.2020 14:34

Das Märchenschloß ist kaum noch zu retten- seitdem türkische "Investoren" das Areal aufgekauft hatten.

Die Gutsanlage Gentzrode ist ein denkmalgeschütztes Anwesen auf dem Stadtgebiet von Neuruppin in der Nähe der Kernstadt. Die Gebäude, die für Alexander Gentz ab 1861 dort im neomaurischen Stil erbaut wurden, sind einmalige Baudenkmäler. Die Parkanlage wurde ab 1875 unter Mitarbeit des Berliner Gartendirektors Gustav Meyer angelegt.
Die Guts- und Parkanlage ist ein einzigartiges Zeugnis der Bau- und Gartenkunst des 19. Jahrhunderts. Das Landesdenkmalamt Brandenburg bezeichnet diese außergewöhnliche Anlage als Baudenkmal von landesweiter Bedeutung[3] und stuft es als Denkmal von nationaler Bedeutung ein.

Ab 1855 erwarb der Tuchmacher, Kaufmann und Torfstichbesitzer Johann Christian Gentz die „Kahlen Berge“ nördlich der Kernstadt von Neuruppin und weitere Grundstücke, um einen Familiensitz zu begründen. Dort baute sein Sohn Ludwig Alexander Gentz, der ab 1858 die wirtschaftlichen Unternehmungen seines Vaters übernahm, einen landwirtschaftlichen Musterbetrieb auf.

Der Kornspeicher in Gentzrode wurde 1861 nach Entwürfen von Carl von Diebitsch erbaut. Für die Arbeit an der zweiten Auflage seiner Wanderungen durch die Mark Brandenburg besuchte Theodor Fontane im Juni 1864 Gentzrode und skizzierte den Kornspeicher mit dem Wohnturm in seinem Notizbuch.[5]

Das Herrenhaus in Gentzrode wurde 1876/77 nach Entwürfen von Martin Gropius und Heino Schmieden im Stil des orientalisierenden Historismus erbaut. Der Park wurde von Alexander Gentz und Gustav Meyer gestaltet. Ein Familienbegräbnisplatz sollte das Gut abrunden, wurde jedoch von der Stadt Neuruppin abgelehnt.
Die Firma Johann Christian Gentz, die seit 1858 allein von Alexander Gentz geleitet wurde, ging mit dem Geldverfall durch französische Kriegskontributionen ab 1871 und dem Verfall des Torfes zugunsten der Braun- und Steinkohle 1884 in den Konkurs. Die erheblichen Baukosten für das Gut Gentzrode trugen vermutlich ihren Teil dazu bei. Obwohl sich das Gut Gentzrode selbst wirtschaftlich trug, verkaufte es Alexander Gentz, weil sein Bruder Wilhelm sein Erbe – das Gut – nicht antreten wollte.

Die militärische Altlast war wohl die eigentliche Zeit des Verfalls.

1934 wurde die letzte Privatbesitzerin, die Berliner Bankierswitwe Rätzsch, gezwungen, dass Gut an die Stadt Neuruppin zu verkaufen, die das Gelände an die deutsche Wehrmacht abgab. Da es hinter dem Gelände der 1936 erbauten Kaserne des Panzerregimentes Nr. 6 an der Alt Ruppiner Allee lag, wurde es nunmehr als Schießplatz und Munitionslager genutzt.
1945 übernahm es die Rote Armee/Sowjetarmee. Bis zum Sommer 1991 war hier die 112. Garderaketenbrigade der 2. Panzerarmee (Hauptquartier in Fürstenberg) der GSSD/WGT stationiert. Direkt in Gentzrode lagen die 1. und 2. Abteilung sowie das Hauptquartier (Stab) der Raketenbrigade. Die Rote Armee fügte diverse Gebäude hinzu: Zwischen den Häusern entstanden ein Kino, zwei Plattenbauten, zwei Kasernen, ein Heizhaus, eine Kindertagesstätte, eine Sauna und ein Lebensmittelladen für bis zu 5.000 Menschen.

Mit dem Beitritt der DDR zur BRD wurde die Liegenschaft entsprechend dem Einigungsvertrag vom Sept. 1990 am 3. Oktober 1990 in das Staatseigentum der Bundesrepublik Deutschland übernommen.
Nach dem Abzug der WGT 1991 bzw. deren rückwärtige Dienste zum 31. Oktober 1993, begann der weitere Verfall der Gebäude und des Areals. Die sowjetische Besatzungsmacht hatte das Denkmal weitgehend unversehrt übergeben. In den folgenden neun Jahren des Staatseigentums wurde von den zuständigen Behörden nichts unternommen, um dieses einzigartige Denkmal zu erhalten.
Statt dessen wurde "privatisiert" um Gedld in die marode Staatskasse zu spülen.
1996 war auch der Gutspark noch teilweise, wie z. B. die Lindenallee mit mehreren Grotten aus Feldsteinmauerwerk und zahlreiche Alleen und abwechslungsreiche Gehölzquartiere, erhalten.

Dann kam die Zeit der Glücksritter
Hans-Werner Angendohr, Unternehmer aus Werder, kaufte im Jahre 2000 die komplette Liegenschaft mit rund 500 Hektar Land. Den überzogene Plan, hier ein Luxus-Hotel zu errichten, gaben Angendohr und sein Partner Gert Friedrich von Preußen aufgrund der Hoteldichte um Neuruppin wieder auf. Es bestanden Planungen, das Gutshaus für Ausstellungen und Veranstaltungen zu nutzen und auf dem Gelände eine Ferienanlage zu errichten. Der Eigentümer ließ die meisten der während der sowjetischen Besetzung gebauten nicht denkmalgeschützten Häuser abreißen.
Auch denkmalgeschützte Bauwerke wie das Wohnhaus (erbaut 1859&1861; Abbruch 2004/2010) und das Inspektorenhaus (erbaut um 1905/1910; Abbruch 2004/2010) wurden abgebrochen.

2010 haben die türkischen "Investoren" Volkan Başeğmez und Bilgiç Ertürk das Gut Gentzrode erworben. Mit der Planung und Sanierung betraut war der Stuttgarter Architekt Sandro Graf von Einsiedel. In den folgenden Jahren ist bezüglich der Rettung der historischen Bausubstanz nichts erfolgt und der Verfall beschleunigte sich.
Januar 2016: Die untere Denkmalschutzbehörde hat seit 2010 keinen Kontakt mit den Eigentümern. Die "Gut Gentzrode GmbH" ist nicht mehr erreichbar.
Januar 2018: Die neuen Planer der der Immobilienfirma Weiss und Cie. aus Berlin stellen sich mit einem imposanten Auftritt bei den Stadtverordneten vor.
April 2018: Die Immobilienfirma Weiss und Cie. hat die Planung des Projektes unbegründet eingestellt.Der Bürgermeister Jens-Peter Golde gibt entsprechend Rücksprache mit einem Bauphysiker bekannt, dass der Zustand der Gebäude sich nicht jährlich verschlechtere und die Bausubstanz z. Z. noch gut, es aber bald zu spät ist, das märchenhafte Baudenkmal zu retten.
Juni 2019: „Für eines der schönsten Baudenkmale weit und breit gibt es nun wohl keine Aussicht auf Rettung mehr. Auch die Denkmalbehörden geben das historische Gentzrode bei Neuruppin nun dem Verfall preis.“ ( Reyk Grunow : Märkische Allgemeine Zeitung)[
August 2019: Die türkischen Investoren taten bisher aber nichts für die Rettung. Der Abgeordnete Nico Ruhle (SPD) kritisierte, dass der Landkreis und Stadt Neuruppin sich nur gegenseitig die Schuld am Verfall der Gebäude zuschieben aber nichts tun. Laut Aussage des Baudezernenten der Stadt Neuruppin Arne Krohn, weigert sich der Landkreis Ostprignitz-Ruppin dieses Denkmal zu retten.
Quelle: Wikipedia


Laut Zeitung MOZ von heute schrieben zwei Nachfahren von Gentz im August 2020 mahnende Briefe an den MP Land Brandenburg mit der Bitte um Rettung des Baudenkmals.
Aber ich denke, inn Corona Zeiten wird wieder kein Finger gekrümmt.

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RE: Gut Gentzrode

#2 von Tommy G , 04.02.2021 12:39

Plan der Kaserne

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