Broken-Heart-Syndrom

#1 von Marita , 22.01.2022 16:47

An einem Hochzeitsbuffet griff eine Frau bei einer grünen Paste zu, die sie für Avocadocreme hielt. Tatsächlich handelte es sich dabei aber um die extrem scharfe Gewürzpaste Wasabi. Diese Verwechslung brach dem Hochzeitsgast das Herz – und zwar im physischen Sinn.

Diesen Fall beschreibt ein israelisches Mediziner-Team unter der Leitung von Alona Finkel-Oron in einer aktuellen Studie. Demnach nahm die 60-Jährige einen ganzen Löffel von der Paste zu sich. Daraufhin spürte sie einen starken Druck in der Herzgegend. Weil die Beschwerden auch am nächsten Tag noch nicht abgeklungen waren, suchte sie ein Krankenhaus auf.
Den Ärzten drängte sich zunächst der Verdacht auf, dass es sich um einen Herzinfarkt handeln könnte. Ihr Blutdruck war stark erhöht, das EKG zeigte verdächtige Werte. Doch die weitere Untersuchung zeigte, dass keine Gefäße verschlossen waren. Es handelte sich stattdessen um eine sogenannte Stress-Kardiomyopathie.

"Broken-Heart-Syndrom": Wenn Stress dem Herz schadet
Das Syndrom wird erst seit den 1990-er Jahren erforscht. Der Kardiologe Prof. Henning Baberg, ärztlicher Direktor des Helios-Klinikums Berlin-Buch, erinnert sich noch an die Zeit, bevor es bekannt war: "Wir haben immer wieder Patienten gesehen, die die Anzeichen eines Herzinfarkts zeigten, das EKG nach einem Herzinfarkt aussah, die aber keinen Herzinfarkt hatten."
Betroffene leiden oft unter einem Druckgefühl in der Brust, Atemnot, Schmerzen – teilweise begleitet von Schweißausbrüchen oder Übelkeit. Anders als bei einem Infarkt sind die Herzkranzgefäße allerdings frei. Die Pumpleistung des Herzens ist jedoch reduziert. Was genau die Ursache dafür ist, ist laut Baberg aktuell noch Gegenstand der Forschung.
In vielen Fällen zeigt sich eine ballonartige Verformung im Bereich der linken Herzkammer. Die japanischen Mediziner, die die Erkrankung erstmals beschrieben, fühlten sich davon an die Form der Takotsubo, einer in Japan eingesetzten Tintenfischfalle, erinnert. Von dieser ist der Fachbegriff für die Erkrankung abgeleitet: Takotsubo-Syndrom.

Emotionale Belastung kann Auslöser sein
Ein anderer Name für die Erkrankung ist "Broken-Heart-Syndrom". Denn häufig tritt sie als eine körperliche Reaktion auf eine starke emotionale Belastung auf, wie etwa den Verlust eines geliebten Menschen.
Das Takotsubo-Syndrom grundsätzlich als einen Fall von gebrochenem Herzen zu verstehen, wäre laut Baberg allerdings falsch. Die Intensität des Auslösers sei sehr unterschiedlich. Die ersten bekannten Fälle beschreiben dem Kardiologen zufolge Patienten mit hohem körperlichem Stress. Immer wieder komme es beispielsweise vor, dass Patienten das Syndrom nach einer langen, komplizierten Operation ausbilden.
"Mein erster Fall war eine Patientin, die in Duisburg beinahe an der Kaimauer ertrunken wäre. Sie hatte wirklich ein Nahtoderlebnis", so Baberg. Es gäbe allerdings auch Patienten, die eindeutig das Takotsubo-Syndrom hätten, ohne dass ein emotionales oder körperliches Stressereignis vorausgegangen ist.

Stress-Kardiomyopathie nicht unterschätzen
Zunächst einmal ist es für Patienten erfreulich, wenn ein Herzinfarkt ausgeschlossen und stattdessen eine Stress-Kardiomyopathie diagnostiziert wurde. Denn in vielen Fällen normalisiert sich die Pumpfunktion des Herzens nach dem Takotsubo-Syndrom nach einiger Zeit von selbst wieder.
Doch unterschätzen sollten Betroffene die Lage nicht. Bei rund zwei Prozent der Betroffenen hat eine Stress-Kardiomyopathie tödliche Folgen. Wer die Reaktion einmal gezeigt hat, trägt ein höheres Risiko, dass die Erkrankung bei einer ähnlichen Belastungssituation erneut auftritt. Bei Herzbeschwerden gilt grundsätzlich: Suchen Sie schnell ärztliche Hilfe.

 
Marita
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